Arps Sonderweg: Ein Rückschritt in die richtige Richtung

München - Es ist eine bemerkenswerte Karriere, die Jann-Fiete Arp bislang erlebt hat. Eine steile Karriere - in beide Richtungen.
Schon vor Jahren, der gebürtige Bad Segeberger war noch nicht einmal volljährig, zog der blonde Angreifer das Interesse von Real Madrid und Chelsea auf sich. 2017 wurde er mit der renommierten Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester Spieler des Jahrgangs 2000 ausgezeichnet, kurz darauf wurde er mit seinem Debüttreffer für den Hamburger SV zum jüngsten Torschützen der Vereinsgeschichte.
Arp konnte Riesen-Erwartungen nicht erfüllen
Seine Jugendnationalmannschaften führte er als Kapitän aufs Feld, der Weg zu Joachim Löw schien vorgezeichnet. Der neue Seeler würde er werden, oder zumindest ein neuer Hrubesch, so die Erwartungen in der Hansestadt. Ein dürrer Hoffnungsträger sollte den am Boden liegenden Dino wieder auf die Beine helfen. Den historischen Abstieg des Hamburger SV konnte Arp freilich nicht verhindern. Wie denn auch?
Zwei, drei Jahre ist das mittlerweile her. Die A-Nationalmannschaft scheint heute weiter entfernt als damals, wenngleich das Wappen auf seiner Brust anderes vermuten lässt. Insbesondere aufgrund immer wiederkehrender Verletzungen wurde Arp in seiner Entwicklung regelmäßig zurückgeworfen.
Seit diesem Sommer ist das einstige Top-Talent endgültig in der 3. Liga angekommen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge hat sich der junge Angreifer aus freien Stücken dazu entschieden, sich in die zweite Mannschaft des FC Bayern versetzen zu lassen. Beim Drittliga-Meister will er über regelmäßige Spielzeit wieder zu alter Form finden und seiner Karriere neuen Schwung verleihen.
Gegen Dresden: Arp bringt Bayern mit Traum-Freistoß in Führung
Der vermeintliche Rückschritt scheint bislang Wirkung zu zeigen. "Fiete ist auf auf einem richtig guten Weg", konstatierte Trainer Holger Seitz nach dem 3:0-Erfolg über Dynamo Dresden am Freitagabend. Gut zwei Stunden zuvor hatte Arp die kleinen Bayern mit einem Bilderbuch-Freistoß in den Winkel in Führung gebracht, zuvor war er selbst gefoult worden.
"Die kann er einfach. Gestern oder vorgestern hat er im Training einen Freistoß genau so verwandelt, das hat er drauf", meinte Seitz, den Arp nicht nur aufgrund seines Treffers überzeugte: "Mit Fiete bin ich total zufrieden. Wie er immer nach hinten gearbeitet hat und vorne immer ein Unruheherd war, das war sehr kompliziert zu verteidigen."
Auch aufgrund von Verletzungen kam Arp in seinen beiden ersten Jahren bei den Bayern bislang nur wenig zum Zug. In der vergangenen Saison lief er insgesamt zwölf Mal für die zweite Mannschaft auf, nur einmal spielte er durch. Zu einem Einsatz bei den Profis hat es nicht gereicht.
Seitz über Arp: "Bei ihm stimmt die Richtung absolut"
Seit seiner Versetzung zu den Amateuren scheint der 20-Jährige nun endlich seinen Platz gefunden zu haben. Nach dem Abgang von Torschützenkönig Kwasi Okyere Wriedt herrschte in der Offensive des Titelverteidigers ein Vakuum, den freien Platz schnappte sich Arp. In den ersten drei Partien der laufenden Saison stand der junge Angreifer in der Startelf und wusste mit hoher Laufbereitschaft und penetrantem Anlaufen im Pressing zu überzeugen.
"Bei ihm stimmt die Richtung absolut, deshalb freue ich mich sehr, dass er immer besser in Tritt kommt", sagt Seitz über Arp. Sein Rückschritt, es scheint einer in die richtige Richtung gewesen zu sein.