„Es hat keinen Sinn!“

Der Spanier Rafael Nadal, Nr. 1 der Tennis-Welt, sagt schweren Herzens seinen Start in Wimbledon ab. Der Verzicht wegen einer Verletzung sei „Eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens“, so der Vorjahressieger.
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Für Rafael Nadal heißt es dieses Jahr in Wimbledon aussetzen.
ap Für Rafael Nadal heißt es dieses Jahr in Wimbledon aussetzen.

Der Spanier Rafael Nadal, Nr. 1 der Tennis-Welt, sagt schweren Herzens seinen Start in Wimbledon ab. Der Verzicht wegen einer Verletzung sei „Eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens“, so der Vorjahressieger.

Auch in einem der bittersten Momente seiner Karriere bewies der Matador Stilgefühl. Eigentlich wollte sich Rafael Nadal im beschaulichen Hurlingham Club nach dem verlorenen Showmatch gegen den Schweizer Stanislas Wawrinka äußern, wie es mit ihm und seiner Wimbledon-Teilnahme nun weitergehen werde. Doch nach seiner knappen Niederlage gegen den Eidgenossen ließ sich der amtierende Champion hinüberfahren zur Stätte seines bisher sensationellsten Erfolgs – in den All England Lawn Tennis and Croquet Club, in dem er im letzten Jahr Roger Federers schier ewige Dominanz im unvergesslichen Fünf-Satz-Finalkrimi beendet hatte.

Hier also sprach Nadal dann die traurigen Worte mit belegter Stimme. Worte, die Wimbledon erbeben ließen: „Ich bin leider nicht 100 Prozent fit. Deshalb werde ich meinen Wimbledon-Titel auch nicht verteidigen." Er habe alles versucht, bis zum letzten Moment „noch echt gehofft auf eine Teilnahme", sagte Nadal gestern Abend, aber die Testspiele der letzten Tage hätten ihn und sein Team ernüchtert: „So hat es keinen Sinn." Es sei „eine der schwersten Entscheidungen" seines Lebens gewesen.

Große Chance für Federer

Erst zum vierten Mal war damit ein Titelverteidiger bei der wichtigsten Branchenmesse nicht vertreten – nach John Newcombe und Stan Smith war das zuletzt Goran Ivanisevic im Jahr 2002 passiert. Fast automatisch rückte so der sechste Titelgewinn von Maestro Roger Federer ein gutes Stück näher. Gelänge dem erfahrenen Rasen-Meister der Sieg am 5. Juli, hätte er zugleich auch Platz 1 vom verletzten Spanier zurückerobert. Federer hatte schon vor dem Zwangs-Rückzug von Nadal erklärt, es sei „äußerst bedauerlich, wenn ein Turnier ohne seinen Champion beginnt." Auch Mitfavorit Novak Djokovic sagte: „Das ist etwas, was dem Turnier weh tut.“

Schon seit seiner Ankunft auf der Insel zu Wochenbeginn war Nadal verdrießlich zu seinen Trainingseinheiten geschlichen, ein Mann, der schon spürte, wie schwach seine Chancen auf ein Mitwirken beim Saison-Höhepunkt sein würden. „Schon seit drei Monaten spiele ich nicht im Vollbesitz meiner Kräfte", sagte Nadal. Auch die intensive Regenerationszeit daheim in Mallorca hatte dem Kämpfer nichts genützt, der seit seinem Aufstieg in die Weltspitze immer wieder an typischen Verschleißverletzungen laboriert.

Nadals Spiel basiert auf perfekter Physis

Aus dem Tritt gekommen war der Fighter schon länger, jener Spieler, der so aufwändig und kraftintensiv wie kein zweiter im Tourbetrieb ans Handwerk geht. Schon bei den French Open, bei der Niederlage gegen den Schweden Robin Söderling, wirkte Nadal nur wie eine blasse Kopie seiner selbst. Absehbar ist, dass sich der nominell beste Spieler der Welt künftig noch rarer machen und sich noch intensiver auf die absoluten Turnier-Höhepunkte konzentrieren wird - ganz in der Tradition seines Freundes und Rivalen Roger Federer. Selbst Davis Cup-Einsätze Nadals könnten zur Seltenheit werden, ohnehin hatte der Mallorquiner schon beim gewonnenen Finale des letzten Jahres in Argentinien wegen ähnlicher Kniebeschwerden abgesagt. Auch in Marbella, beim Viertelfinalmatch gegen Deutschland, wird man den 22-jährigen vom 10. bis 12. Juli nicht zu sehen bekommen.

Jörg Allmeroth

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