Erster "Washout" seit 2000: Paris-Matches abgesagt
Regen, Regen, Regen: Bei den French Open hat der erste "Washout" seit 16 Jahren die Dach-Diskussion wieder neu angeheizt. Die 115. Auflage des Turniers geht wohl als eine der regenreichsten in die Historie ein.
Paris - Tristesse statt Savoir-vivre im verregneten Paris: Der erste "Washout" seit 16 Jahren hat den Tennisfans bei den French Open die Stimmung kräftig verhagelt und die Rufe nach einem Dach lauter werden lassen. Bereits am Montagmittag um 13.43 Uhr wurde der neunte Turniertag im Stade Roland Garros komplett abgesagt und auf Dienstag verschoben.
Die Fans verließen traurig die Anlage am Bois de Boulogne. Kleiner Trost nach drei Stunden Warterei im kühlen Nass (14 Grad Celsius): Sie erhalten ihr vollständiges Eintrittsgeld zurück. Die 65 Euro teuren Schirme mit dem Turnierlogo waren zum Zeitpunkt der Absage schon längst vergriffen.
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Ein paar wenige Besucher hatten zuvor auf Court 1 noch Galgenhumor bewiesen und den Wassermassen von oben eine eigene Welle entgegengesetzt. Erfolglos. Die 115. French Open werden wohl als eine der regenreichsten in die Historie eingehen - zumal die Prognosen für die kommenden Tage nicht besser sind.
Ein Dach wird es beim bedeutendsten Sandplatzturnier, das dieses Mal mit 32 Millionen Euro dotiert ist, erst 2020 geben. "Das ist dann das letzte Puzzle des Umbaus. Diese verregneten Tage haben die Wichtigkeit dieser Installation gezeigt. Es ist eine Frage des Respekts gegenüber den Spielern und Zuschauern", sagte Turnierdirektor Guy Forget.
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Bei den Australian Open und in Wimbledon gibt es bereits jeweils mindestens ein Dach über den größten Courts - bei den US Open wird die 120 Millionen Dollar teure Abdeckung über dem Arthur-Ashe-Stadium, der größten Tennis-Arena der Welt, im August eingeweiht.
Auf die Frage, warum das Event in Paris diesbezüglich hinterherhinke, meinte Forget ernüchtert: "Das ist Frankreich."
Branchenführer sollten aufschlagen
Auf dem Programm standen am Montag ursprünglich jeweils vier Achtelfinals bei den Männern und Frauen. Unter anderem sollten die Branchenführer Novak Djokovic (Serbien) und Serena Williams (USA) aufschlagen. Ihren Humor haben die Franzosen aber nicht verloren: Während der Regen unaufhörlich niederprasselte, meldete sich der offizielle Twitter-Account des Turniers zu Wort - und schrieb einen offenen Brief an das Dach in Wimbledon: "Hast Du in dieser Woche zufällig schon etwas zu tun?", hieß es da.
Waffles & crepes the order of the day!#RG16 #InsideRG pic.twitter.com/F6rprkJBTn
— Roland Garros (@rolandgarros) 30. Mai 2016
Die seit 2012 existierende Abdeckung im Tennis-Mekka hat einen eigenen Twitter-Account mit 21.600 Followern. Schlechte Witterung hatte in der Vergangenheit in Roland Garros immer wieder zu Verschiebungen geführt. 2012 hatte das Sonntags-Finale zwischen Sandplatzkönig Rafael Nadal (Spanien) und Novak Djokovic (Serbien) erst am Montag zu Ende gespielt werden können.
1973 hatten Ilie Nastase (Rumänien) und Niki Pilic (Jugoslawien) sogar noch einen Tag länger warten müssen, ehe das Endspiel überhaupt beginnen konnte. Doch alles soll künftig besser werden: Teile der Anlage im Westen von Paris unweit des Botanischen Gartens befinden sich im Umbau.
Quand le spectacle est présent sur et en dehors des courts ! t.co #RG16 pic.twitter.com/rpARfFMOO8
— Roland Garros (@rolandgarros) 30. Mai 2016
Allerdings gibt es derzeit einen Baustopp, da Anwohner und Umweltschützer geklagt hatten. Die Fläche soll von derzeit 8,6 auf 12,8 Hektar erweitert werden. In Wimbledon ist das Areal 17,7 Hektar groß. "Wir müssen mit der Zeit gehen. Ich will das Turnier zum prestigeträchtigsten Grand Slam machen", sagte Forget.
Insgesamt 450.000 Tickets wurden für die diesjährige Veranstaltung abgesetzt. "Wir hätten auch 600.000 bis 700.000 Karten verkaufen können, so groß war die Nachfrage", meinte Forget.