Erster Sieg: Endlich! Mia san mia
München - Jan Jagla hatte gerade keine Meisterschaft gewonnen, nicht einmal ein Spiel. Er hatte einfach nur seinen Job korrekt erledigt – und den Basketball in den Korb geworden. Und trotzdem ballte der 2,13-Meter-Koloss grimmig die Faust, schrie sich selbst an und stampfte mit großen Schritten zurück in die Verteidigung.
Die Anspannung war riesig bei den Basketballern des FC Bayern vor dem 90:87-Sieg gegen die Phantoms Braunschweig im Audi Dome am Samstagabend – und beim zuletzt Formschwachen Star-Zugang Jagla sowieso. Nach dem verpatzten Bundesliga-Auftakt in Bonn war eine Pleite in der neuen Halle undenkbar.
Die AZ erklärt den Sieg des FC Bayern – und mögliche Spielerverpflichtungen.
Der Druck: „Die Nervosität war da”, sagte Bayerns Präsident Uli Hoeneß. Nach dem Spiel erklärte Trainer Dirk Bauermann: „Die Spieler waren in der Umkleidekabine nach dem Spiel so erleichtert, dass sie sich erst einmal kaum freuen konnten.” Ein bisschen feierten sie dann aber doch, Jagla durfte mit Hilfe von Hallensprecher Thomas Killian die „Humba” mit der Fankurve anstimmen. „Man hat gesehen, wie der Druck von ihnen abfällt”, sagte Vizepräsident Bernd Rauch.
Das Spiel: Der überragende Mann bei den Bayern war Jonathan Wallace mit 25 Punkten. „Das Spiel hat mir und der Mannschaft viel Selbstvertrauen gegeben”, sagte Wallace nach dem Spiel. Jan Jagla machte sein erstes gutes Spiel im Bayern-Trikot: Zehn Punkte und acht Rebounds. Ebenfalls stark: Je’Kel Foster (16 Punkte), der in den letzten Minuten entscheide Freiwürfe traf, Steffen Hamann (13), Aleksandar Nadjfeji (11) und Philipp Schwethelm (11).
Die Stimmung: Nach der Pleite gegen Bonn hatte Hoeneß noch das fehlende Mia-san-mia-Gefühl bei den Basketballer bemängelt. Nach dem Sieg gegen Braunschweig war es wieder da. „Wir haben es zusammen mit den Zuschauern gezeigt”, sagte Hoeneß. „Ich bin sehr glücklich, mehr Spannung und Unterhaltung kann man nicht haben.” 5823 lärmende, klatschende und pfeifende Fans waren in den 6700 Plätze fassenden Audi Dome gekommen, sogar die klassischen „Defense”-Rufe zu Tausenden funktionierten. Die 900 freien Plätze möchte Hoeneß bald füllen: „Zu Hause wird jeder erzählen, was er hier erlebt hat, dann werden die Leute kommen.” Jan Jagla befand: „Die Fans haben uns einen extra Push gegeben.”
Die NBA-Stars: Am Montag wird es richtungsweisende Gespräche zwischen den Spielern und Teambesitzern der US-Profiliga NBA geben. Werden die sich im Streit um die Spielergehälter nicht einig, fängt die Saison in den USA definitiv später an. Möglich ist auch, dass bei weiteren Verhandlungsrunden eine komplette Absage beschlossen. Dann könnten sich NBA-Spieler fest bis zum Saisonende an ausländische Klubs binden – und genau in diesem Szenario wäre eine Verpflichtung von Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks) oder Chris Kaman (Los Angeles Clippers) denkbar. „Chris und Dirk sind hochinteressante Spieler. Wenn die Saison ausfallen würde, müsste man darüber nachdenken, da gibt's keine Frage”, sagte Bauermann. Zunächst steht allerdings die Verpflichtung des neuen Centers an, der vermutlich auch aus dem Umfeld der NBA stammen wird – und garantiert bis zum Saisonende bleiben kann. „Wir brauchen wohl noch eine Woche”, sagte Bernd Rauch.