Ein Brasilianer namens Gustl

Mit drei Siegen in diesem Jahr gehört BMW-Pilot Augusto Farfus zu den besten Fahrern in der DTM – und hat die Hackordnung im Team auf den Kopf gestellt. Und jetzt Formel 1? Augusto Farfus sagt: „Ich würde ablehnen.“
Ralf Loweg |
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Drei Siege im Jahr 2013: BMW-Star Augusto Farfus.
Kunz/Augenklick Drei Siege im Jahr 2013: BMW-Star Augusto Farfus.

Mit drei Siegen in diesem Jahr gehört BMW-Pilot Augusto Farfus zu den besten Fahrern in der DTM – und hat die Hackordnung im Team auf den Kopf gestellt. Und jetzt Formel 1? Augusto Farfus sagt: „Ich würde ablehnen.“

MÜNCHEN Bei BMW nennen sie ihn liebevoll Gustl. Doch Gustl ist kein Bayer, sondern Brasilianer und heißt mit bürgerlichem Namen Augusto Farfus. Und Deutsch spricht er eigentlich auch nicht. Bis auf „Servus“, wie er sagt. Dieses Wort beherrsche er schon perfekt. Doch Gustl soll seine Taten lieber auf der Rennstrecke sprechen lassen. Und das hat der 30-Jährige in dieser Saison besser als jeder andere Fahrer gemacht, auch wenn es nicht zum erhofften Titelgewinn im Deutschen Tourenwagen Masters gereicht hat.
Drei Siege hat Farfus in diesem Jahr schon gefeiert, mehr als jeder andere Fahrer. „Augusto ist in meinen Augen der Mann der Stunde“, sagt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt vor dem Saisonfinale am Sonntag (Start 13.30 Uhr/live in der ARD) in Hockenheim. Farfus hat in der zweiten Saisonhälfte eine fantastische Serie hingelegt. Vier Podestplätze und zwei Siege hintereinander sind eine tolle Bilanz. Marquardt: „Augusto hat das Maximum herausgeholt und den Druck aufrecht gehalten.“ Dennoch konnte er Audi-Pilot Mike Rockenfeller den Titel nicht mehr abjagen.
Noch beantwortet er alle Fragen auf Englisch. Was aber, wenn er Meister geworden wäre? Hätte er dann einen Deutschkurs belegen müssen? Gustl überlegt kurz, dann huscht ein Grinsen über sein Gesicht. „Sagen wir mal so: Es wäre für mich einfacher gewesen, den Rückstand auf Rockenfeller aufzuholen als Deutsch zu sprechen.“
Farfus hat die Hackordnung bei BMW auf den Kopf gestellt. Titelverteidiger Bruno Spengler entthront, Ex-Formel-1-Star Timo Glock chancenlos und der frühere DTM-Champion Martin Tomczyk völlig neben der Spur. Gustls Fazit fällt positiv aus: „In der DTM habe ich zwei unglaubliche Jahre erlebt. Im ersten Jahr war ich der beste Rookie, und meine zweite Saison schließe ich auf dem zweiten Gesamtrang ab. Das ist ein Traum.“ Jetzt wolle er im letzten Rennen „einfach nur noch Spaß haben“.
Bei Rennfahrern aus Brasilien denkt man automatisch an die Formel 1 käme? „Dann würde ich es ablehnen.“
Nur in seinen Träumen ist er auch weiter ganz nah bei der Formel 1 und seinem Idol. „Ayrton Senna ist der größte Rennfahrer aller Zeiten. Mit seiner einmaligen Art Rennen zu fahren, hat er die Menschen in Brasilien begeistert und motiviert“, sagt Farfus. Dann hält er kurz inne und erinnert sich an Sennas tödlichen Unfall am 1. Mai 1994 in Imola, der ein ganzes Land in Trauer stürzte. Weit mehr als zwei Millionen Menschen waren damals in Sao Paulo auf den Straßen, als Sennas Sarg mit einer Kutsche zur letzten Ruhestätte gebracht wurde. Mit leiser Stimme sagt Farfus: „Er war ein ganz besonderer Mensch.“

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