Sparre, der Rekordmann des EHC

Daniel Sparre, Stürmer des EHC Red Bull München, über seinen Torrekord, warum er Uli Maurer entschädigen will, die Playoffs – und seinen Genickbruch.  
von  Matthias Kerber
Daniel Sparre, Stürmer des EHC Red Bull München.
Daniel Sparre, Stürmer des EHC Red Bull München. © Rauchensteiner/Augenklick

Daniel Sparre, Stürmer des EHC Red Bull München, über seinen Torrekord, warum er Uli Maurer entschädigen will, die Playoffs – und seinen Genickbruch.

AZ: Herr Sparre, wir neigen unser Haupt in Anerkennung, Sie haben Geschichte beim EHC geschrieben, sind durch Ihren 35. Treffer der erfolgreichste Scorer in der DEL-Historie des Vereins.

DANIEL SPARRE: Zu viel der Ehre. Mir war das erst gar nicht bewusst, dass ich mit meinen zwei Toren im letzten Hauptrundenspiel gegen Köln diese Bestmarke erreicht habe. Das macht mich sehr stolz. Aber ich muss auch zugeben, dass ich mich ein bisschen schlecht fühle, dass ich unserem Uli Maurer den Rekord weggeschnappt habe. Ich glaube, ich muss ihn dafür mit mindestens einem Bier entschädigen. Aber ich habe auch nicht vor, mir den Rekord so schnell wieder wegschnappen zu lassen, ich will noch einige Tore draufpacken in München.

Damit können Sie ja in den Playoffs am Mittwoch beginnen.

Sie haben gerade meinen Master-Plan verraten (lacht). Aber Spaß beiseite, wir haben uns viel vorgenommen. In den Playoffs beginnt eine neue Zeitrechnung. Nichts von dem, was man erreicht hat, hat irgendeine Bedeutung, wenn man in den Playoffs versagt. Ich werde alles, was ich habe, dafür geben, dass wir so weit wie möglich kommen. So ist meine Natur. Bei mit gibt es keine 98 oder 99 Prozent, ich kenne nur 100. So wurde ich erzogen, so bin ich aufgewachsen. Ich stamme aus einer Mittelklasse-Familie, die sich alles, was sie hat, hart erarbeitet hat. Mit dieser Mentalität gehe ich jetzt auch die Playoffs an.

Die Playoffs, die Zeit, in der die Bärte wieder sprießen, bis das Team ausscheidet. Sie haben aber schon ziemlich vorgelegt mit Ihrem Vollbart. . .

(lacht) Ja, es wird schwer, mich einzuholen. Ich habe schon im November damit angefangen und habe ihn nur ein bisschen stutzen lassen.

Was sagt Ihre Frau zu dem Gesichtsgestrüpp?

Es war nicht so, dass sie gleich von Anfang an einen Fanklub dafür gründen wollte. Sie mochte ihn zu Beginn gar nicht, aber sie hat sich daran gewöhnt. Und er soll ja jetzt auch noch möglichst lange dranbleiben. Denn das heißt, dass wir weit kommen.

Und dann?

Ich denke, dann wird er wohl runterkommen oder zumindest kräftig gestutzt werden. Meine Frau wird sicher sehr dafür plädieren.

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Sie waren schon in der vergangenen Saison einer der Leistungsträger, jetzt haben Sie noch einmal eine kräftige Schippe draufgelegt – 19 Tore und 26 Assists in 51 Spielen, kein EHCler hat mehr Tore erzielt. Wie wichtig ist Trainer Don Jackson für das Team, für Sie persönlich?

Extrem wichtig. Er gibt das System vor. Ein System, mit dem wir riesigen Erfolg haben. Am Anfang haben sich sicher ein paar Spieler gewundert, über das, was uns da alles abverlangt wurde. Aber gerade jetzt zum Schluss hin haben wir das System verinnerlicht und auch feinjustiert. Es war eine sehr verrückte Saison, wir hatten so viele Verletzte, dass man sich manchmal fast einsam fühlte im Training. Und wann immer einer wieder fit wurde, hat es einen oder zwei andere erwischt. Sowas habe ich noch nie erlebt, aber Verletzungen sind ein Teil des Geschäfts.

Wie Sie selber ja schon schmerzhaft erfahren mussten, als Sie sich zu Ihrer Straubinger Zeit im Januar 2013 bei einem Check in die Bande das Genick brachen.

Ja, ich wollte nach dem Check aufstehen, aber ich hatte so unbeschreibliche Schmerzen im Rücken und im Nacken, dass ich gestützt werden musste. Ich bin dann in die Kabine rein, da haben sie mich gleich auf einer Trage angeschnallt. Ich habe mir gedacht: „Mist, hoffentlich keine Gehirnerschütterung.“ Später wäre ich froh gewesen, wenn es nur eine Gehirnerschütterung gewesen wäre. Diesen Moment, als der Arzt ins Zimmer kam und mir sagte, dass ich mir das Genick gebrochen habe, werde ich nie vergessen. Ich sagte nur: „Heiliger Mist! Haben Sie gerade gesagt, ich habe mir das Genick gebrochen?“ Er hat mir dann aber gesagt, dass ich wieder ganz gesund werde, da war ich etwas beruhigt.

Wie hat Ihre Familie reagiert?

Die Anrufe, die ich danach machen musste, gehören zu den schwierigsten in meinem Leben. Erklären sie mal ihren Eltern, ihrer Frau, dass der Mensch, der gerade mit ihnen spricht, einen Genickbruch hatte. Auch die Heimfahrt im Bus hätte ich mir lieber sparen sollen. Ich lag mit einer Halskrause die ganze Fahrt auf dem Boden.

Gibt es Momente, wo Sie diese alte Verletzung behindert?

Nein, überhaupt nicht, die Ärzte haben einen guten Job gemacht. Mein Genick ist wie neu.

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