Pinizzotto: "Ich bin halt ein aggressiver Typ!"
AZ: Herr Pinizzotto, Sie hatten ja beim 4:2-Sieg des EHC Red Bull München gegen Meister Adler Mannheim einen denkwürdigen Auftritt: Sie prügelten sich mit Denis Reul, der bisher als einer der härtesten Spieler der Liga galt – und gegen Sie nicht den Hauch einer Chance hatte. . .
STEVE PINIZZOTTO: Es war so, dass ihm mein Check wohl nicht gefallen hat. Er hat dann zugeschlagen. Ich bin keiner, der das mit sich machen lässt. Also habe ich reagiert. Es ist nicht so, dass ich Streit suche, aber ich gehe ihm auch nicht aus dem Weg. Ich werde auch immer für mein Team einstehen, für meine Mitspieler. Ich bin halt ein aggressiver Typ. Kämpfe sind ein Teil unseres Sports.
Verletzungen dieser Art – Reul erlitt einen doppelten Kieferbruch und musste operiert werden – aber nicht.
Ich wünsche ihm gute Besserung, dass er bald wieder spielen kann. Es ist nicht – und war nie – meine Absicht, Menschen zu verletzen. Aber solche Dinge können passieren. Es ist nicht so, dass ich den ersten Schlag gelandet hätte.
Genießen Sie Ihren Ruf als harter Hund?
Diese Reputation hat mich die gesamte Karriere begleitet, es ist ein Aspekt, den ich meinem Spiel hinzugefügt habe, weil er in der NHL gerne gesehen ist. Ich nehme mir auch keine Schwächeren vor. Wer tough sein will, sollte sich mit den harten Kerlen messen. Aber ich will nicht darauf reduziert werden, dass ich kämpfe, dass ich fighte. Ich bin ein Stürmer, der gut passen, gut schießen kann, der das Spiel versteht und lesen kann.
Und auch gerne kämpft.
(lacht) Es gibt Schlimmeres.
Wer sich Ihre brachialen Schläge angesehen hat, erkennt, dass Sie einen Kampfsporthintergrund haben müssen.
Ja, ich habe früher Boxtraining genommen. Boxen ist nämlich ein technischer Sport. Nur groß und stark zu sein, reicht nicht. Und einer meiner besten Freunde ist ein sehr, sehr guter Fighter. Er trainiert mich gelegentlich. Aber wie gesagt, ich bin mehr als nur ein Kämpfer.
Sie haben einen deutschen Pass, wie kam es dazu?
Meine Mutter stammt aus der Ecke von Karlsruhe, daher habe ich auch den deutschen Pass, dadurch war ich für die Vereine der DEL natürlich interessant. Das ist mir sozusagen in den Schoß gefallen. Ich habe mir auch gesagt, dass die vergangene Saison mein letzter Versuch war, es auf Dauer in die NHL zu schaffen, das hat nicht geklappt. Daher war ich offen für Angebote aus Europa, aus Deutschland.
Wie sind Ihre Eindrücke von der DEL, den Fans hier?
Ich bin beeindruckt. Die Qualität ist sehr gut. Und vor über 18 000 Fans in der Kölner Arena zu spielen, wenn einem die Antipathie entgegenschlägt, das kann sich mit der NHL messen lassen. Unsere Halle ist nicht die größte, aber die Atmosphäre ist umwerfend. Ich habe gleich den Jungs daheim davon erzählt, wie crazy hier alles ist. Natürlich wollen sie mich auch gleich besuchen – zufällig natürlich zum Oktoberfest. Ich bin echt gespannt, wie das wird. Was man so erzählt, muss es ja vollkommen verrückt sein.
Am Mittwoch werden Sie mit ein paar EHC-Kollegen – Dominik Kahun, Toni Söderholm und Danny aus den Birken – zum Wiesn-Dreikampf gegen die Fußballer des TSV 1860 antreten. Unter anderem Fass anzapfen und Bierkrug-Curling.
Ich habe wirklich keine Ahnung, was mich da erwartet, aber es klingt nach verdammt viel Spaß. Die nennen sich die Löwen, habe ich gehört. Fußballer sind ja oft nicht die größten und kräftigsten Typen. Ich will gewinnen.
Aber bitte nicht prügeln.
(lacht) Auf keinen Fall.
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