Gewinnt der EHC München wieder in vier Spielen?
Der EHC führt durch das 3:2 in Wolfsburg mit 2:0 in der Finalserie. Es gibt große Parallelen zur Vorsaison, als die Münchner in vier Spielen triumphiert haben. "Nichts dagegen, wenn es wieder so ausgeht!"
München - Es ist die Höchststrafe im Leben eines Eishacklers, wenn man zusehen muss, wie der eigene Traum zerplatzt und sich der Gegner in deiner Halle zum Meister kürt, die Trophäe, die du seit Kindesbeinen einmal in den Händen halten wolltest, in die Höhe stemmt.
Das ist den Grizzlys Wolfsburg am 22. April 2016 widerfahren. In nur vier Spielen hatte der EHC Red Bull München die Finalserie für sich entschieden. "Das tat sehr weh", sagte Wolfsburgs Ex-Münchner Brent Aubin, "das wollten wir nie wieder erleben müssen." Doch so wie die Neuauflage des Endspiels jetzt läuft, droht den Wolfsburgern das gleiche Schicksal. Die Parallelen sind schon fast unheimlich. In beiden Finalserien wurde Spiel eins in München erst in Verlängerung entschieden. Jeweils schlug sich der plötzliche Tod, der Sudden death, auf die Münchner Seite. Jeweils führten die Grizzlys in Partie zwei in eigener Halle mit 2:0 – doch auch da gingen die Münchner mit hocherhobenen Siegerhäuptern vom Eis.
Parallelen zum letzten Jahr
Es hat etwas von einem Déjà-vu! "Es gibt Parallelen, die man nicht negieren kann", sagte Münchens Kapitän Michael Wolf nach dem 3:2-Erfolg im zweiten Spiel dieser Best-of-seven-Serie, "wenn es am Ende wieder so ausgeht, habe ich sicher nichts dagegen." Wieder ein Sweep? Wieder die Finalhöchststrafe? Spiel drei steigt am Donnerstag (19.30 Uhr) in München. Die EHCler werden nicht müde, vor den gefährlichen, da angeschlagenen Grizzlys zu warnen. "Die Wolfsburger sind hungrig. Wir dürfen uns nicht auf den bisherigen Siegen ausruhen, es muss uns klar sein, dass uns Wolfsburg nichts schenken wird", sagte Münchens Siegtorschütze Frank Mauer. Und Kapitän Wolf fügte an: "Wolfsburg gibt nie auf – genau wie wir. Wir werden weiter Druck machen und sie zu Fehlern zwingen. Vielleicht werden wir auch mal das erste Tor machen und so gewinnen." Bisher lag der EHC in den Finalspielen jeweils zurück, ehe sie ihre "Comeback-Fähigkeit" (Mauer) demonstrierten.
Klar ist: Die Art, wie die beiden Pleite zustande kamen, sind mental nur schwer zu verkraften. Hinzu kommt, dass die Münchner, die Bremerhaven im Viertel- und Berlin im Halbfinale in nur neun Partien ausgeschaltet haben, insgesamt 222 Minuten weniger Playoff-Eishockey in den Beinen haben: Vorteil München.
"Eine Katastrophe"
Wolfsburgs-Coach Pavel Gross klang nach der zweiten Pleite fast desillusioniert. "Der Unterschied war, dass München viel gieriger auf die freien Scheiben war. Man kann nicht nur 45 Minuten spielen, sondern muss 60 Minuten bereit sein. Sonst kann man nicht gegen München gewinnen", sagte Gross mit kaum hörbarer Stimme. Sein Vulkan-Temperament fand er erst wieder, als er auf die Nullnummer bei sieben Chancen im Powerplay angesprochen wurde: "Eine Katastrophe! Nächste Frage!", polterte er los. Die Nerven lagen blank. "Ich fand die Worte, die Gross gefunden hat, sehr krass", sagte Ex-Nationalspieler Rick Goldmann, der jetzt als Experte für Sport1 arbeitet. "Auch das Auftreten war krass. Es ist erst Spiel zwei. Aber Pavel war so leise, das ist ganz untypisch." Die Angst vor dem Déjà-vu?
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