Ende Legende: Kult-Stadionsprecher Stefan Schneider hört beim EHC München auf

Ende einer echten Ära im Münchner Eishockey: Der kultige Stadionsprecher Stefan Schneider hört nach 34 Jahren und 1049 Spielen auf. "Mach's gut, Stefan. Schön, dass wir dich gehabt haben."
Matthias Kerber |
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Seit Jahrzehnten eines der Gesichter des Münchner Eishockey: Stadionsprecher Stefan Schneider
Seit Jahrzehnten eines der Gesichter des Münchner Eishockey: Stadionsprecher Stefan Schneider © EHC Red Bull München/City-Press GmbH

München - Exakt 1049 Mal hallten die Worte "ein recht herzliches Grüß Gott meine Damen und Herren" in den letzten 34 Jahren bei den Eishockeyspielen der diversen Münchner Klubs durch das altehrwürdige Olympia-Eisstadion am Oberwiesenfeld. Letztmals am 7. April, als der EHC Red Bull München Spiel vier der Halbfinal-Serie gegen den Hauptrunden-Primus Fischtown Pinguins Bremerhaven mit 2:3 verlor.

Was da noch keiner wusste: Es war wirklich das letzte Mal, dass Stadionsprecher Stefan Schneider, der Publikumsliebling, das Münchner Original, den Christian Winkler, Managing Director Sports Red Bull Eishockey, als den "wahren Monaco Franze" bezeichnet hat, seine kultigen Worte sprach.

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Vor drei Jahren hörte Stefan Schneider beim TSV 1860 auf

An diesem Tag, es war Schneiders 62. Geburtstag, entschied die "Stimme des Münchner Eishockeys", dass diese nun verstummen würde, dass das letzte Profi-Eishockeyspiel im Olympia-Eisstadion, auch sein letztes sein würde, dass er den hypermodernen SAP Garden, der am 27. September gegen das NHL-Team der Buffalo Sabres eingeweiht werden wird und zur neuen Heimstätte des EHC wird, nicht mehr mit seinem Münchner Worten und Charme erfüllen und erfreuen wird. Stefan Schneider gibt sein Mikro aus der Hand, sagt Servus. Drei Jahre nachdem er als Stadionsprecher beim TSV 1860 aufgehört hat, war es das auch beim Münchner Eishockey.

Stefan Schneider: Der Rücktritt "ist ein wohlüberlegter Schritt"

"Es gibt nie den richtigen Moment aufzuhören. Aber ich wollte immer gehen, wenn die Leute vielleicht noch sagen: 'Schade, dass er aufhört' und nicht die Leute irgendwann auf der Tribüne stehen und denken, der war mal ein Guter, aber wer sagt ihm jetzt, dass seine Zeit vorbei ist?", sagt Schneider der AZ: "Es ist ein wohlüberlegter Schritt, aber auch einer, der wehtut, der schwerfällt, den auch die eine oder andere Träne begleitet hat. Aber ich denke, wenn es einen guten Moment gibt, dann jetzt, wo mit dem Garden eine neue Ära im Münchner Eishockey eingeläutet wird. Es ist gut, das Mikro nun an eine neue Generation zu übergeben."

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Wer der Schneider-Nachfolger wird, ist noch unklar

Wer die undankbare Rolle übernimmt, in die überlebensgroßen Fußspuren, die Schneider im Münchner Eis hinterlassen hat, zu steigen, steht noch nicht fest. "Der Abschied von Stefan Schneider ist zweifelsohne ein herber Verlust. Natürlich hat sich der Klub bereits in der Vergangenheit auf diese legitime und nachvollziehbare Entscheidung vorbereiten müssen. Das Management wird sich nun zusammensetzen und die bisherigen Überlegungen und Ideen für die Nachfolge von Stefan Schneider auswerten. Der EHC Red Bull München freut sich darauf, Schneider am 27. September im Rahmen des Eröffnungsspiels im SAP Garden zwischen dem EHC Red Bull München und den Buffalo Sabres vor ,seinem' Publikum gebührend zu verabschieden", erklärte der Verein auf AZ-Nachfrage.

Sechs Münchner Meisterschaften (Hedos, Barons, vier Mal EHC) hat Schneider als Stadionsprecher emotional begleitet. "Ich war sechs Mal dabei, als das Konfetti regnete, das waren schon tolle Momente. Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, dass ich noch weitermache als Red Bull damals beim EHC eingestiegen ist, aber Christian Winkler hat mich damals überredet: Er hat gemeint: ,Du hast alles mitgemacht, auch die unteren Ligen und jetzt, wo es wirklich wieder erstklassig wird, willst du aufhören? Das geht nicht'", erinnert sich Schneider: "Zum Glück habe ich auf Winkler gehört. Er ist nicht nur der Manager, sondern der Baumeister des Münchner Eishockeys. Und vor allem ist er ein wahnsinnig guter Freund."

Winkler bedauert den Schneider-Abgang: "Schön, dass wir dich gehabt haben"

Ein Freund, dem es fast das Eishackler-Herz bricht, dass Schneider, der sagt, dass er bei seinem ersten Live-Spiel "blitzverliebt in Eishockey" war, nun Servus sagt. "Stefan, 34 Jahre warst du einer der großen Ankerpunkte im Münchner Eishockey, der immer alles zusammengehalten. 20 Jahre durfte ich mit dir Seite an Seite arbeiten und ich weiß: Beim Stefan Schneider gilt, ein Mann, ein Wort", sagte Winkler bewegt in einem Abschiedsvideo. "Vor allem in den Tiefen hast du viel mehr für uns getan, als nur den Job des Stadionsprechers erfüllt. Ich bin sehr traurig. Mach's gut, Stefan. Schön, dass wir dich gehabt haben."

Und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, ein enger Freund von Schneider, meinte: "Das ist eine schlechte Nachricht, aber du hast es dir sicher gut überlegt. Ich nur Danke sagen, für all das, was du für den Münchner Eishockeysport getan hast, lieber Stefan."

Schneider verabschiedet sich von den Fans: "Vergelt's Gott – und Servus"

Mit Schneider geht eine Ära im Münchner Eishockey zu Ende, und natürlich hat er sich auch ein paar Erinnerungsstücke gesichert. Ein Teil der Plexiglas-Umrandung vor der Nordkurve, seiner Klientel, den Fans, die auch seine Fans waren, die ihn bei jedem Spiel namentlich begrüßt haben. Dazu den Mikroständer, in den er all die Jahre gesprochen hat. Aber vor allem: Ein Stück der riesigen Glocke, die vom Hallendach hing, wenn die EHCler zu den Klängen von AC/DCs "Hells Bells" aufs Eis kamen.

"Beim vorletzten Spiel ist ein Stück aus der Glocke gebrochen und aufs Eis gefallen. Das habe ich aufgesammelt. Das hat jetzt einen Ehrenplatz bei mir im Büro", sagt Schneider: "Es wird mich an viele tolle Momente, Erlebnisse und Begegnungen erinnern. Und vor allem an die Fans. Sie sind das Beste und Wichtigste überhaupt. Durch und mit ihnen konnte – und durfte – ich 34 Jahre meinen Traum leben. Ich kann nur sagen: "Vergelt's Gott – und Servus."

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2 Kommentare
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  • Schorsch77 am 26.04.2024 09:33 Uhr / Bewertung:

    Danke Stefan.

    Straubingen ist unvergessen.

  • Andy aus Loam am 26.04.2024 06:21 Uhr / Bewertung:

    Ein mega Typ geht. Von seiner Sorte gibt es nicht mehr viele im Sport. Oft bei Auswärts Spielen in der Kurve getroffen, einfach mit Bratwurst und Bier in der Hand. Authentizität pur. Danke Stefan.

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