EHC Red Bull München: Neuzugang Yann Sauve im AZ-Interview
Yann Sauvé, der neue Verteidiger des EHC Red Bull München, spricht in der AZ über die Geburt seines Sohnes, Fights beim Eishockey und seinen Unfall, bei dem ihn ein Geländewagen erfasst hat.
AZ-Interview mit Yann Sauvé Der 26-jährige Kanadier spielte acht Mal in der NHL für die Vancouver Canucks, zuletzt war er in der KHL für Medvescak Zagreb aktiv, Ende Februar unterschrieb der Verteidiger beim EHC Red Bull München.
AZ: Herr Sauvé, bevor wir über Eishockey sprechen, erst einmal herzlichen Glückwunsch – Sie sind gerade Vater geworden!
YANN SAUVÉ: Vielen Dank! Ja, das war der unglaublichste Tag, der emotionalste Tag meines Lebens. Es ist mein erstes Kind, ein Sohn. Ich habe mich in der ersten Sekunde, die ich ihn gesehen haben, sofort unsterblich in ihn verliebt. Ich habe immer wieder von Vätern gehört, dass man die Gefühle, die einen da übermannen gar nicht in Worte fassen kann: Und wissen Sie was? Die hatten alle recht. Das sind die Emotionen, die an den Kern deines Seins gehen, die dich so erfüllen, so ausfüllen, es ist echt unglaublich. Unser Sohn kam in Montréal zur Welt, ich war die ganze Zeit dabei. Ich fühle mich als Mensch jetzt in einer Art und Weise komplett, wie ich es vorher nie getan habe, obwohl ich nie das Gefühl hatte, es fehlt mir an etwas. Wie gesagt, es ist schwer zu beschreiben. Sehr schwer.
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Und trotzdem mussten Sie gleich Ihre Klein-Familie nach der Geburt verlassen und zu Ihrem neuen Arbeitgeber, dem EHC Red Bull München, reisen.
Ja, das bricht einem schon ein bisschen das Herz. Aber meine Familie steht voll hinter mir und meinem Engagement hier. Meine Frau und ich hatten auch schon über die Situation gesprochen, ehe ich den Vertrag in München unterschrieben habe. Eishockey und damit natürlich auch Reisen sind Teil unseres Familienlebens. Außerdem wohnt meine Familie auch ganz in der Nähe meiner Frau. Sie ist bestens versorgt und umsorgt. Und wir sind in ständigem Kontakt.
Warum haben Sie sich für den EHC entschieden?
Die Red Bulls sind eine Mannschaft, die nicht nur der amtierende Meister ist, sondern auch in dieser Saison wieder um den Titel mitspielen wird. Das war mir wichtig, ich wollte zu einer Mannschaft, die Champion werden kann.
Kannten Sie Trainer Don Jackson, der ja auch als Spieler eine illustre Karriere in der NHL hinter sich hat, schon vorher?
Ich muss gestehen, ich kannte ihn nicht. Als ich in den Verhandlungen mit München war, bin ich gleich ins Internet und habe recherchiert. Und ich war extrem beeindruckt! Seine Erfolge als Trainer sprechen für sich – und wer kann schon von sich behaupten, dass er mit Wayne Gretzky und Mark Messier in einer Mannschaft gespielt hat? Das ist eine extrem beeindruckende Vita.
Wie ist es, als Neuer so kurz vor den Playoffs zu einer derart eingespielten Mannschaft zu stoßen?
Ein bisschen komisch, weil sich alle gut kennen, aufeinander eingespielt sind. Nicht nur auf dem Eis, sondern auch in der Kabine. Aber man hat es mir sehr leichtgemacht, mich einzugewöhnen. Und ich muss sagen, ich bin beeindruckt von der Leistungsstärke in der Liga.
Ihr erster Einsatz beim EHC dauerte nur sieben Minuten, dann mussten Sie mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe vom Eis.
Ja, das nennt man wohl eine missglückte Generalprobe. Es war eine unglückliche Szene. Ich habe den Gegenspieler nicht gesehen, habe den Stock hochgerissen und ihn leider getroffen. Ich wollte ihn nicht verletzen, aber sowas kann im Eishockey passieren.
Fast der identische Einstand wie ihn NHL-Superstar Blake Wheeler erlebte, der 2012/13 während des Lockouts in München gespielt hatte. . .
Das hat mir einer der Münchner Bosse auch gleich gesagt. Ich hoffe, dass ich einen ähnlichen Eindruck hinterlassen kann wie Wheeler, den hier keiner zu vergessen haben scheint.
Wie würden Sie sich selber als Spieler beschreiben.
Ich bin ein großer, kräftiger Verteidiger, ein guter Schlittschuhläufer, der einen guten, öffnenden Pass spielt.
Und als Mensch?
Ich bin ein sehr bodenständiger, bescheidener Mensch, dem Respekt über alles geht. Und ich bin ein Mensch, der immer ein Lächeln im Gesicht trägt. Das Leben ist einfach schön. Ich wohne eine Stunde von Montréal entfernt, direkt am Wasser. Ich gehe gerne fischen, bin mit dem Boot unterwegs. Solche Dinge eben.
Wenn man sich Ihre Highlights ansieht, sieht man auch nicht gerade wenige Faustkämpfe.
Ob das gerade Highlights waren, möchte ich dahingestellt sein lassen. Ich sehe mich nicht als Fighter, aber ich bin ein Typ, der sich vor die Mannschaft und seine Teamkollegen stellt. Da passiert es eben manchmal, dass man fighten muss.
Sie hatten 2008 einen schrecklichen Unfall, wurden als Fußgänger von einem Geländwagen erfasst.
Ich hatte unglaubliches Glück, ein paar Abschürfungen und eine schwere Gehirnerschütterung waren alles, was ich davongetragen habe. Ich sollte mir meine Gegner besser aussuchen. Ein Jeep ist definitiv nicht meine Gewichtsklasse. (lacht)
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