EHC-Keeper Reimer trauert: "Ich denke jeden Tag an Robert"

Eishockey-Star Dietrich, der in Russland bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte, war einer der besten Freunde des Torwarts. Freitag geht es gegen die DEG, wo die beiden gemeinsam spielten
von  Matthias Kerber
EHC-Keeper Jochen Reimer.
EHC-Keeper Jochen Reimer.

Eishockey-Star Dietrich, der in Russland bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte, war einer der besten Freunde des Torwarts. Freitag geht es gegen die DEG, wo die beiden gemeinsam spielten.

AZ: Herr Reimer, für Sie steht am Freitag ein ganz besonderes Spiel als Keeper des EHC München an: Es geht nicht nur gegen Ihren Ex-Verein, die Düsseldorfer EG, sondern in deren Reihen spielt auch noch Ihr Bruder Patrick...

JOCHEN REIMER: Das stimmt. Natürlich will man sich gegen seinen Ex-Verein immer ganz besonders beweisen. Düsseldorf hat in dieser Saison sicher eine absolute Topmannschaft, da müssen wir wirklich alles geben, denn die können einen ganz schnell überrollen. Aber ich mache mir da keine Sorgen, wir haben das drauf – und auch meine persönliche Bilanz gegen Düsseldorf sieht sehr positiv aus.

Und die Bilanz gegen Ihren Bruder?
Auch gut. Er hat bisher zwei Mal gegen mich getroffen, aber als Sieger ging jeweils die Mannschaft vom Eis, in der ich spielte. So lange das so ist, kann er so oft er will gegen mich treffen, so lange die Punkte bei uns bleiben, ist mir das egal. Unser Verhältnis ist sowieso so grandios, wir sind zwar immer irgendwie im Wettstreit, aber wir gönnen auch jeweils dem anderen jeden denkbaren Erfolg. Patrick ist nicht nur mein Bruder, er ist auch mein allerbester Freund.

Klingt fast wie das Verhältnis der Klitschkos zueinander.

Ja, die Klitschkos vom Eis, das könnte man so sehen.

Es gab immer wieder Gerüchte, dass Sie längst einen Vorvertrag bei der DEG für die nächste Saison unterschrieben hätten...

Das ist absoluter Quatsch und kann nur von Leuten stammen, die sich im Eishockey nicht auskennen. Das Geschäft ist so schnelllebig, da ist so etwas undenkbar.

Speziell nachdem sich der Hauptsponsor der DEG zurückziehen wird.

Eben, die haben jetzt ganz andere Sorgen, als mit mir Jahre in die Zukunft zu planen. Und ich habe auch nicht zum Spaß in München unterschrieben, sondern weil ich mich für den Verein entschieden habe. Ich fühle mich hier wohl, ich hatte immer Heimweh nach Bayern. Jetzt bin ich beim EHC, alles passt. Einen Vorvertrag bei einem anderen Verein gibt es definitiv nicht.

Während die Mannschaft zum Teambuilding auf die Wiesn ging, hatten Sie einen ganz schweren Gang vor sich.

Ja, in Düsseldorf an der Brehmstraße fand eine Trauerzeremonie für meinen Freund Robert Dietrich statt. Es war mir wichtiger, dort zu sein. Es war ein sehr schwerer Moment. Auf der eine Seite war da diese unglaubliche Trauer, der Schmerz war fast greifbar. Auf der anderen Seite war es schön zu sehen, wie viele Leute um ihn trauerten, wie viel er den Menschen bedeutet hat. Es tat auch irgendwie gut, mit der Trauer nicht allein zu sein.

Dietrich war vor gut zwei Wochen bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen, auch die gesamte Mannschaft seines Vereins Lokomotive Jaroslawl wurde dabei aus dem Leben gerissen.

Ich habe das bis jetzt noch nicht richtig verstanden, nicht verarbeitet. Er war einer meiner besten Freunde. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben auch noch gemeinsam bei den Junioren in Kaufbeuren gespielt. Der Schmerz ist enorm, ich denke jeden Tag an Robert – und ich bin mir sicher, das wird auch immer so bleiben. Ich habe auch zu seiner Familie Kontakt aufgenommen, aber darüber möchte ich nicht reden. Das ist zu privat.

Es gibt nun Überlegungen, Robert die große Ehre zu erweisen und ihn posthum in die Ruhmeshalle des deutschen Eishockeys aufzunehmen.

Ich fände es eine schöne Geste. Ich bin sicher, dass er das irgendwann sowieso geschafft hätte, wenn er lang genug hätte leben dürfen. Denn er war ein grandioser Eishockeyspieler. Mit der Geste würde man nur das machen, was eh passiert wäre, wenn alles seinen normalen Gang gegangen wäre. Ich würde mich freuen, wenn’s so kommt. Robert hat das verdient.

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