EHC-Feuerwerk gegen Wolfsburg - auch Brand unter dem Hallendach stoppt den Meister nicht
München - Beim EHC Red Bull München ist Feuer unterm Dach - gewesen. Ein bisschen nur, zum Glück. Ein Scheinwerfer über der Haupttribüne des Olympia-Eisstadions hatte im Inneren gebrannt, eine kleine Flamme war zu sehen, etwas Rauchentwicklung. Aber nichts, was die herbeigerufene Feuerwehr dazu veranlasste, den Titelverteidiger auszubremsen. Keine Gefahr für die Zuschauer, das war das Wichtigste an diesem Dienstagabend.
Das Zweitwichtigste: Auf dem Eis war mehr Feuer als unterm Dach. Die Mannschaft von Trainer Toni Söderholm hat die Playoff-Formstufe gezündet, das bestätigte Spiel zwei der Serie gegen die Grizzlys Wolfsburg, nachdem schon der Auftakt überzeugend ausgefallen war.
EHC im Playoff-Modus angekommen: "Es ist die schönste Zeit im Jahr"
Die Münchner Eishackler brannten nach dem 6:3 in Niedersachsen auf eigenem Eis das nächste Tor-Feuerwerk ab, eine 7:3-Demütigung für die Grizzlys. Hauptdarsteller unter anderem: die Doppeltorschützen Trevor Parkes und Nico Krämmer. Zwei, die besonders heiß sind, wenn die Endrunde ansteht.
"Ich liebe die Zeit", bekennt Nationalspieler Krämmer, "da wird das ehrlichste Eishockey gespielt. Man merkt die Euphorie und wie fokussiert jeder Einzelne ist." Er, wegen seiner Defensivstärke als Unterzahlspezialist hoch geschätzt, hat Wolfsburg schon dreimal eingeschenkt: "Es ist die schönste Zeit im Jahr."
Wer hätte gedacht, dass der EHC dies heuer im Brustton der Überzeugung sagen würde? Aber die Achterbahnfahrt durch die Hauptrunde scheint - anhand der aktuellen Eindrücke - tatsächlich wie ausgelöscht. Die Brandgefahr befällt plötzlich den Gegner in ungeahnter Weise. "Über die Zeit haben wir gelernt, widerstandsfähig zu sein. Wir finden diese Widerstandsfähigkeit zum richtigen Zeitpunkt", sagte Routinier Parkes bei MagentaSport.
Kein Mittel der Wolfsburger bringt den EHC aus der Ruhe
Schon wieder hatte Söderholms Team auf jede Wolfsburger Aufgabe eine Antwort. Gegentore, Rückstände, die erwartete Härte am Rande der Legalität, Provokationen, es gab im ersten Playoff-Heimspiel nichts, was den EHC aus der Brennspur brachte.
"Wir glauben einfach an uns selbst. Jeder glaubt an den anderen", sagt Parkes, der selbst auf einmal wieder die Parkes-Tore macht, die ihn charakterisieren. Durch Beharrlichkeit erarbeitete Treffer wie das 4:3 oder durch Positionsspiel im Slot per Abfälscher erzwungene Tore wie das 6:3. Der EHC-Rekordschütze scheint wieder der Alte.
Offenkundig ist es nicht nur Verdrängung der eigenen Zweifel gewesen, wenn beim EHC mantrahaft betont wurde, dass diese Spieler genau wüssten, worauf es in der entscheidenden Saisonphase ankäme. Denn zum Beispiel Krämmer und Parkes sind lange genug dabei, um sich jetzt vom 2:0-Serienstand nicht blenden zu lassen.
"Ich würde mich auch im nächsten Spiel auf nicht so viele Tore einstellen"
"Es heißt, weiter fokussiert bleiben, wir sind erst zwei Schritte gegangen", sagt Krämmer und auch Parkes greift mit Blick auf Spiel drei am Freitag in der Autostadt tief in die Phrasen-Kiste, wo dennoch manche Wahrheit schlummert: "Diese Serie ist noch lange nicht vorbei. Wir fahren nach Wolfsburg und sehen zu, dass wir unser bisher bestes Spiel dort machen."
Ob Kapitän Patrick Hager und Yasin Ehliz dann recht haben mit ihrer Prognose nach Spiel eins, dass künftig nicht mehr so viele Treffer fallen würden? "Ich würde mich auch im nächsten Spiel auf nicht so viele Tore einstellen", schließt sich Krämmer an. Und wenn die EHC-Profis wieder danebenliegen? Geschenkt, so lange die Wolfsburger Hütte wieder brennt. Freilich im übertragenen Sinne.
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