Mit der Kraft des Vergessens – der EHC taumelt in die Playoffs
München - Patrick Hager setzt auf den Erfolgsfaktor bewusste Amnesie. Das, was war, diese vermaledeite DEL-Hauptrunde mit der nicht enden wollenden Achterbahnfahrt, jetzt einfach vergessen und aus dem Kopf streichen, bloß nicht mehr damit beschäftigen.
Sich lieber auf das Neue, das noch Unbekannte vorbereiten und es mit frischem Mut und unbelastet angehen mit den Qualitäten, die sich der Titelverteidiger auch nach 52 äußerst wechselhaften Spielen zuschreibt.
EHC-Kapitän Hager: "Es liegt an jedem Einzelnen, das Maximum herauszuholen"
"Deckel drauf auf die Hauptrunde. Es liegt an uns, die Reaktion in den Playoffs zu zeigen, das ist die Challenge, die wir haben", sagte der Kapitän des EHC Red Bull München nach dem peinlichen 4:5 gegen die sportlich abgestiegenen Augsburger Panther.
Er strahlte dabei die Entschlossenheit aus, die er ab sofort von seinen Mannschaftskollegen verlangt und erwartet: "Wenn du in dieser Organisation bist und schließt die Hauptrunde auf Platz fünf ab, dann weht keiner mit der Fahne und ruft: ‚Hurra, wir sind in den Playoffs.' Aber die Negativität musst du vergessen. Es liegt jetzt an jedem Einzelnen, in dieser Saisonphase das Maximum herauszuholen."
Kapitän Hager wird mit bestem Beispiel vorangehen wollen, das entspricht schlicht seinem Naturell. Doch ob sich genügend Mitspieler finden, die sich das ebenfalls mit Haut und Haar vornehmen und dann auch umsetzen, das ist die große Frage.
Wackelige EHC-Form - nur noch zwei Spiele im Olympia-Eisstadion?
Wer am Freitag sah, wie die Münchner Eishackler den offiziellen Servus-Abend der altehrwürdigen Olympia-Eishalle nicht wie geplant mit glitzernden Girlanden verzierten, sondern den Abschiedsschmerz noch mit zusätzlicher Last beschwerten, dem fällt der Glaube vor der Viertelfinal-Serie gegen die Grizzlys Wolfsburg an eine plötzliche Injektion mit Meister-Genen wahrlich nicht leicht.
Werden die Spiele am 22. und 24. März tatsächlich die letzten an alter Heimspielstätte? Ist danach Schluss und geht der Blick auf die andere Seite des Olympiaparks zum SAP Garden, der ab Ende September die neue EHC-Heimat wird? Hager und Co. können das schon am 16. und 19. März bei ihren Auftritten in Niedersachsen beeinflussen.
Grizzlys Wolfsburg gegen EHC Red Bull München - ein Playoff-Dauerbrenner
"Wir haben gleich die Chance, den ersten Stich zu setzen. Es ist nicht so einfach, zu Hause zu starten", sagte Hager, auch wenn dem EHC der eigene Heimvorteil lieber gewesen wäre. Der 35-Jährige erwartet Wolfsburger, die "in der Kabine sitzen und sagen: 'Dieses Jahr ist das Jahr, wo wir München packen können'."
Das Duell München gegen Wolfsburg, es hat Geschichte - eine meist positive für den EHC. Es ist das sechste Aufeinandertreffen in den Playoffs seit 2015 und vier von fünf Mal behielt das Team vom Oberwiesenfeld die Oberhand. Nur die erste Serie ging an die Grizzlys, es war die bisher einzige im Viertelfinale.
Schlechtes Omen oder so egal wie alles, was in der Hauptrunde war? "Ich habe unglaublich viel Vertrauen in die Führungsspieler. Der Klick ist nicht weit weg", beteuert Trainer Toni Söderholm, der nach dem Saisonverlauf sehr im Fokus steht.
KI sagt EHC Red Bull München als Meister voraus
Der EHC stützt Zuversicht auch darauf, dass das Team weiß, wie Playoff-Siege gehen. "Die Mannschaft hat die Erfahrung, was benötigt wird und wir werden sie unterstützen", sagte Söderholm, während Hager es so beschrieb: "Wir haben alle Puzzlestücke zusammen, das haben wir speziell letztes Jahr bewiesen." Wo es gerade in den Playoffs manch große Hürde gab.
Einen symbolischen Mutmacher hat der EHC doch noch mitbekommen. MagentaSport ließ eine KI den Meister ermitteln. Ergebnis: Der alte wird nach einem Finale gegen Berlin auch der neue sein.
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