EHC: Cortinas Mängelliste

Nach dem gewonnenen Eishockey-Krimi gegen Ravensburg übt der Erfolgscoach des EHC München Kritik an den Spielern: „Sie schießen wie meine kleine Tochter“, sagt Pat Cortina und: „Wir haben uns das Leben schwer gemacht.“
von  Abendzeitung
Manager Christian Winkler (li.) und Trainer Pat Cortina vom EHC München.
Manager Christian Winkler (li.) und Trainer Pat Cortina vom EHC München. © Rauchensteiner/Augenklick

Nach dem gewonnenen Eishockey-Krimi gegen Ravensburg übt der Erfolgscoach des EHC München Kritik an den Spielern: „Sie schießen wie meine kleine Tochter“, sagt Pat Cortina und: „Wir haben uns das Leben schwer gemacht.“

MÜNCHEN Pat Cortina lehnte an der Wand der Katakomben der Münchner Olympia-Eishalle. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, das Kinn kräftig nach vorne geschoben.

„Ich bin extrem glücklich, über die Art, wie mein Team mit den Schwierigkeiten umgegangen ist“, sagte der Erfolgscoach nach dem nervenaufreibenden 2:1-Sieg nach Verlängerung im dritten Halbfinalspiel gegen Ravensburg. Doch sein angespannter Körper verriet, dass dieser Satz mit einem großen „Aber“ weitergehen würde. Denn Cortina agiert, wie es ja auch gerne Bayern-Manager Uli Hoeneß macht, antizyklisch. Nach dem 2:3 nach Penaltyschießen setzte es Streicheleinheiten. Nach dem Sieg folgte Cortinas Aufzählung der Verfehlungen. „Wir haben uns das Leben schwer gemacht.“ Cortinas Mängelliste:

Falscher Fokus

„Unser Denken war darauf fokussiert, unbedingt ein Tor zu machen, anstatt in jeder Situation so hart zu arbeiten, dass das Tor das zwangsläufige Produkt der harten Arbeit ist. Und wenn man die harte Arbeit vergisst und dann dieses Tor nicht fällt, dann verkrampft man mit jeder Minute mehr“, sagte der Erfolgscoach und meinte weiter: „Das hat man bei uns gesehen. Ravensburg wird man nicht abschießen. Die Mannschaft, die wir bei unserem 5:0 ins Spiel eins gesehen habe, das waren nicht die Ravensburger. Die Truppe, die wir in den Partien zwei und drei gesehen haben, das ist Ravensburg. Die kann man nur niederkämpfen.“

Powerplay

Im Playoff-Viertelfinale gegen Bremerhaven und in Spiel eins gegen Ravensburg entschied der EHC die Spiele im Powerplay. Doch sowohl in Spiel zwei, als auch jetzt in Partie drei konnten die Münchner, die oft in Überzahl waren, die numerische Überlegenheit nicht nutzten. Selbst bei 5:3-Überzahl waren sie eher harmlos. „Das hat mir nicht so gefallen“, sagte Cortina, „im Powerplay muss man sich bewegen, stören, den Gegner dazu zwingen, schlecht zu stehen, aber auch das erfordert, dass man stets härter arbeitet als der Gegenüber. Das hat gefehlt. Nur, wenn man das tut, ist der numerische Vorteil ein Vorteil.

Zu wenig Schüsse

„Wie will man Tore machen, wenn man nicht aufs Tor schießt?“, fragt der Coach, „der Puck muss ja nicht gleich drin sein, aber man kreiert Chancen, etwa Abpraller, indem man schießt, schießt, schießt.“

Das taten sie nicht beim EHC, da wurde gewartet, gezaudert. Und wenn geschossen wurde, dann nicht unbedingt in klugen Situationen und auch oft eher als Notlösung. „Wenn man schießt, dann sollte man das mit wahrer Leidenschaft tun“, sagte Cortina und echauffierte sich über „einige Schüsse, die wir abgegeben haben – meine kleine Tochter schießt so.“ Die ist übrigens acht.

Doch nach der Abrechnung baut der Coach das Team doch wieder auf. „Das sind alles Sachen, die sich korrigieren lassen und die wir auch korrigieren werden.“

Matthias Kerber

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.