Der Don und die Stierkampfarena

Don Jackson lässt die Meistersaison des EHC Revue passieren. Die Spiele vor 20 000 Fans in der Olympiahalle sieht er als Wendepunkt. Er träumt von einer neuen Halle. „Es ist die Zukunft des Sports!“
von  Matthias Kerber
DOn Jackson mit dem DEL-Pokal vor dem Siegestor.
DOn Jackson mit dem DEL-Pokal vor dem Siegestor. © Red Bull/ho

München - Am Donnerstagmorgen machte sich Don Jackson auf den Weg zurück in die Normalität. Zurück nach Kansas, wo der 59-jährige Amerikaner mit seiner Familie zurückgezogen lebt. Er will die Emotionen verarbeiten, die ihn am Freitag, dem 22. April 2016, in aller Öffentlichkeit zu Tränen gerührt hatten.

Der Titelgewinn des EHC Red Bull München in der Finalserie gegen die Grizzlys Wolfsburg. Seine sechste DEL-Meisterschaft, seine erste mit München. „Wenn ich in Kansas bin, bin ich nur Don. Der Mensch, der Nachbar, der Freund. Ein normaler Kerl, der normale Dinge tut“, so Jackson zur AZ.

Lesen Sie hier: EHC-Meistermannschaft bleibt zusammen

Nur der Don. Nicht Jackson, der Meistertrainer. Nicht der zweimalige Stanley-Cup-Gewinner zu seiner aktiven Zeit an der Seite des größten Eishockeyspielers aller Zeiten, Wayne Gretzky, mit Edmonton. Denn diese Saison war derart schwierig und wechselhaft, dass einige Dauer-Besserwisser schon die Ablösung Jacksons forderten.

„Wenn es nicht gut läuft, geht es darum, schnell wieder aufzustehen und den Blick nach vorne zu richten“, analysierte Jackson, „den Titel habe ich mit der Schlusssirene realisiert. Da wusste ich, dass wir unser großes Ziel erreicht haben. Du siehst die gewaltigen Emotionen um dich herum. In diesem Moment begreifst du den großen Erfolg. Das ist die Belohnung für die harte Arbeit, die dahinter steckt.“

Das waren die Highlights der Saison

Harte Arbeit, wenig Schlaf. Und zwei Schlüsselmomente. Die Hockey-Hallelujahs, als die Red Bulls Ende Dezember sich für die Spiele gegen Augsburg und Berlin in die Olympiahalle wagten. Jeweils 10.000 Fans ließen sich das Eisspektakel nicht entgehen.

„Es scheint tatsächlich so, dass diese Partien entscheidend für den Saisonverlauf waren. Es war eine großartige Erfahrung für die Jungs, vor 10.000 Zuschauern gegen zwei so starke Mannschaften zu gewinnen. Die Fans haben uns viel Selbstvertrauen gegeben, das wir mit in die nächsten Monate nehmen konnten. Auch in der Stadt ist von da an eine echte Euphorie entstanden. Alleine in den Playoffs hätten wir für manche Begegnungen sogar 20 000 Tickets verkaufen können.“

Lesen Sie auch: Bilder: Triumphaler Empfang im Rathaus

Boomsportart Eishockey? Jackson hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er eine neue Stierkampfarena für die Red Bulls für notwendig, ja, für unumgänglich hält. Die Verträge für die jetzige Spielstätte, die Eishalle, laufen bis 2018. Dann ist die Arena 51 Jahre alt. Und dementsprechend antiquiert mit ihren 6142 Plätzen.

Platz für 10.000 Fans

Die neue Arena würde gut 10 000 Fans Platz bieten. „Diese modernen Arenen sind Orte, an denen man auch als Familie seinen Tag verbringen will. Das sieht man in Köln, Hamburg, Berlin“, sagte Jackson nach dem Hallelujah, „das ist die Zukunft unseres Sports. Da gibt es keine zwei Meinungen.“

Doch im Moment stagnieren die Gespräche mit der Stadt. Der Ausstieg der Bayern-Basketballer, die als Langzeitmieter für die Halle, die Red Bull für 100 Millionen am Platz des alten Radstadions erbauen will, vorgesehen waren, hat die Dynamik verändert. Aus dem Red-Bull-Umfeld ist zu hören, dass man an dem Projekt festhalten wolle. Doch allein durch Eishockey wird man die Baukosten nie amortisieren können.

Daher müssten dort – wie in Arenen etwa in Berlin und Köln üblich – auch lukrative Konzerte stattfinden. Das aber wollte die Stadt nicht, damit keine Konkurrenz zur Olympiahalle entsteht. „Frau Strobl, unsere Sportbürgermeisterin, wird an der Sache aber noch arbeiten“, versprach Reiter. Und Jackson meinte: „München hat bewiesen, dass es das Zeug hat, eine Eishockeystadt zu sein.“

Eine gescheite Halle würde dabei helfen.    

 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.