Djokovic-Coach Becker: Tanzshow statt Tennis
Miami - Auch wenn Boris Becker nach seiner Hüft-OP derzeit auf Krücken durch die Gegend humpelt: Die Finger sind gesund und das heißt in Beckers Fall: Bereit und fähig, zu twittern. Vor allem die Formel 1 hatte es Becker angetan, er teilte der Welt unter anderem seine drei derzeitigen Lieblingsfahrer mit: Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel.
Zum Geschehen im Tennis äußerte sich Becker allerdings nicht – obwohl Novak Djokovic, dessen Trainer er nominell weiter ist, in Miami das Turnier gewann. Schon wieder. Und schon wieder ohne Becker. Überhaupt spricht nicht mehr allzu viel für eine gesunde geschäftliche und sportliche Partnerschaft des Weltranglistenzweiten und des dreimaligen Wimbledon-Siegers.
Djokovic ließ sich jedenfalls bei der Siegerehrung nach seinem 6:3, 6:3-Finalsieg gegen den an diesem Tag heillos überforderten Weltranglistenersten Rafael Nadal in Miami keinen noch so kurzen Gruß an Becker entlocken, der sich neben der Formel 1 am vergangenen Wochenende auf Twitter auch sehr intensiv mit dem Auftritt seiner Frau Lilly bei „Let’s Dance“ befasst hatte.
Es tue ihm leid, dass er zurzeit nicht an Djokovics Seite sein könne, hatte Becker zumindest vor Beginn des Turniers mitgeteilt. Danach hatte er am 21. März noch ganz kurz den Auftaktsieg des "Djokers" gegen den Franzosen Jeremy Chardy kommentiert – und sich danach offenbar wichtigeren Ereignissen zugewandt.
Dem Sieg von Chelsea gegen Arsenal in der englischen Premier League beispielsweise oder dem Treffen von US-Präsident Barack Obama und Papst Franziskus in Rom. Die Echo-Verleihung hat er gesehen, und die Lanz-Talkshow, in der Ehefrau Lilly zu Gast war: „Tolles Kleid übrigens.“
Wie und ob es weitergeht mit Becker und Djokovic, ist auf der Tour zurzeit ein großes Rätsel. Zwischen den beiden Turnieren in Indian Wells und Miami wies Djokovic höflich und in gebotener Kürze darauf hin, dass er Becker voraussichtlich Mitte April beim Turnier in Monte Carlo zurückerwartet: „Danach setzen wir den vor der Saison besprochenen Terminplan fort – sofern es seine Gesundheit erlaubt.“
Becker reagierte darauf ähnlich verklausuliert einige Tage später – natürlich – via Twitter: „Ready for action ... maybe not!“ – was frei übersetzt so viel bedeutet wie: Keine Ahnung, wie es weitergeht.
In der Zweckgemeinschaft mit Djokovic geht es laut Becker „um Taktik, um Psychologie“. Es geht um die Spielchen, die verborgen vor dem Licht der Öffentlichkeit hinter den Kulissen oder in den Köpfen der Spieler stattfinden.
Becker war auf dem Platz ein Meister dieser Spiele, deshalb hat ihn der „Djoker“ in sein Team geholt. Erfolg hat er erst wieder, seit Becker nicht in seiner Box sitzt. Am 13. April beginnt das Turnier in Monte Carlo, bis dahin dürfte klar sein, ob die Reise der beiden in dieselbe Richtung weitergeht.
Und bis dahin guckt Becker halt weiter Fernsehen, es gibt schließlich viel zu kommentieren. Oder er posiert mal eben für ein Magazin, in diesem Fall für die Frühjahr/Sommer-Ausgabe des „Fantastic Man“. Auf dem Titel steht Becker, einen hölzernen Tennisschläger in der Hand, vor der Statue des großen Fred Perry in Wimbledon, die Bäckchen eines Säuglings, die Augen eines Irren. Natürlich hat er das Bild auch gleich auf seinem Twitter-Account verbreitet.