Die Schöne und der Straßenkämpfer

Maria Scharapowa, Nummer 2 der Tennis-Welt, engagiert nach Misserfolgen den legendären Jimmy Connors als neuen Coach. Dessen Vorbild dürfte nun sein einstiger Rivale Ivan Lendl sein.
von  Jörg Allmeroth

Maria Scharapowa, Nummer 2 der Tennis-Welt, engagiert nach Misserfolgen den legendären Jimmy Connors als neuen Coach. Dessen Vorbild dürfte nun sein einstiger Rivale Ivan Lendl sein

LOS ANGELES Als Jimmy Connors vor sechs Wochen zu seinem einstigen Rivalen Ivan Lendl gefragt wurde, zu dessen Job als Coach von Andy Murray, da formulierte der alte Straßenkämpfer des Tennis aus dem Stand eine Laudatio: „Ivan macht einen großartigen Job. Murray ist mental so viel stärker geworden, spielerisch so viel ausgeglichener, das ist ganz offensichtlich das Verdienst des Trainers.” Das war Anfang Juni, noch vor Murrays Wimbledon-Coup – in einem Moment, wo Connors (60) seinen Ruhestand in Belleville in Illinois genoss.


Mit der Ruhe ist es nun aber vorbei für James Scott Connors – den wildesten Schlachtenzeichner, den das Tennis je gekannt hat. Die Weltranglisten-Zweite Maria Scharapowa hat Jimmy zurück ins Spiel gebracht. Sie Freude sich, so erklärte Scharapowa, „dass Jimmy Connors mit mir als Trainer arbeiten wird. Ich schaue mit großer Zuversicht zu den nächsten Turnieren voraus.” Sie hat sich von ihrem langjährigen sportlichen Weggefährten Thomas Hogstedt getrennt, die bestverdienende Sportlerin des Planeten war zuletzt trotz ihres zweiten Weltranglisten-Platzes nicht mehr zufrieden mit ihrem Status in der Tennishackordnung - als Zuschauerin der großen Serena Williams-Show in Paris (Finalniederlage gegen sie bei den French Open) und als Randfigur beim Grand Slam-Spektakel von Wimbledon (Zweitrunden-Aus gegen zweiten Runde gegen die Kanadierin Michelle Larcher de Brito).


Connors fiebert der Herausforderung entgegen. „Ich Freude mich auf Spaß und harte Arbeit. Ich bin begeistert, mit einer viermaligen Grand-Slam-Siegerin zu arbeiten. Diese Zahl zu erhöhen, ist das Ziel”, twitterte Jimbo. Sohn Brett frohlockte bereits: „Connors und Scharapowa... das sollte gelinde gesagt unterhaltsam werden.”


Connors’ Einstieg weckt Erinnerungen ans Tennisjahr 2006, in dem der Amerikaner einem verunsicherten Landsmann zur Seite gesprungen war – dem inzwischen pensionierten Andy Roddick. Damals erfüllte Connors eine ähnliche Rolle, wie sie nun Lendl beim umjubelten Murray eingenommen hat: Des erfahrenen, ruhigen Ratgebers. „Jimmy kennt jede Matchsituation aus eigener Erfahrung. Er weiß, wie man sich bei Big Points verhält, wie große Turniere zu gewinnen sind”, sagt der Ex-Weltranglistenerste Mats Wilander, „er ist einer der wenigen Menschen, deren Autorität Maria Scharapowa bedingungslos vertraut.”


Als nächstes Grand-Slam-Highlight stehen in sechs Wochen die US Open in New York an – das Spektakel, bei dem Connors stets die funkelndste Rakete beim Tennis-Feuerwerk war. „Man wird im Scharapowa-Lager darauf setzen, dass sich viel Aufmerksamkeit auf Jimmy konzentriert – und er so Druck von Maria wegnimmt”, sagt die legendäre Billie Jean King über die Schöne und den Straßenkämpfer.


Connors hatte vor gut zwei Jahrzehnten im hohen Alter von 39 sogar noch einmal den Sprung ins US Open-Halbfinale geschafft. Auf seiner Internetseite hat Connors, der kürzlich seine Memoiren unter dem Titel „Der Außenseiter" veröffentlichte, auch sein Lebensmotto auf den Centre Courts der Welt plakativ beschrieben: „Tennis war nie Arbeit für mich, Tennis war Spaß. Je härter und länger das Match dauerte, desto größer war der Spaß, den ich hatte.” Man darf sich wieder auf ihn Freude.

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