Der Deutsche Handball: Abgestürzt
EM, Olympia, WM: Zum dritten Mal in Serie kann sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft nicht für ein Großereignis qualifizieren. Muss Trainer Martin Heuberger jetzt gehen?
Magdeburg - Wenn man nur die Reaktionen der Beteiligten liest, könnte man denken, die deutschen Handballer hätten etwas Großes geschafft. So sagte DHB-Trainer Martin Heuberger: „Meine Mannschaft hat bravourösen Handball gespielt.“ Und Torhüter Johannes Bitter fügte hinzu: „Der Mannschaft ist nichts vorzuwerfen. Wir haben in den zwei Spielen nahezu alles richtig gemacht.“ Ihre Gefühlswelt war allerdings ein ganz andere: das blanke Entsetzen.
Denn: Die Handballer verloren das entscheidende WM-Qualifikationsspiel gegen Polen mit 28:29 (14:10), nach der schon knappen Niederlage im Hinspiel bedeutet das: Die WM 2015 in Katar findet ohne Deutschland statt. Das DHB-Team hat nun zum dritten Mal nach Olympia 2012 und der EM in diesem Jahr ein Großereignis verpasst. „Das ist eine Tragödie für unseren Sport“, sagte Rückraumspieler Holger Glandorf, der einen Nationalmannschafts-Rücktritt nicht ausschloss.
Klar, dass Trainer Heuberger nun ins Zentrum der Kritik gerät. „Wenn man die Qualifikation nicht schafft, muss man sich den Diskussionen stellen“, sagte er. Unter dem Schutterwalder hat die deutsche Mannschaft endgültig den Kontakt zur Weltspitze verloren. Nach dem erneutem Scheitern auf dem Weg zu einem Top-Ereignis deutet viel darauf hin, dass der DHB die Zusammenarbeit spätestens im Sommer beendet und den Vertrag mit ihm nicht mehr verlängert. Heuberger hatte im Juli 2011 Weltmeister-Macher Heiner Brand als Nationalcoach abgelöst.
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DHB-Vizepräsident Bob Hanning erkärte: „Das ist ein Schaden für den deutschen Handball, den man nicht wegdiskutieren kann. Die Endrunde im Januar in Katar wird eine große Aufmerksamkeit erzielen, auch durch die Debatte um die Fußball-WM. Es tut erst mal sehr, sehr weh. Wir müssen uns Gedanken machen, wie es weitergeht.“ Das soll bereits am kommenden Mittwoch geschehen. „Bis dahin werden wir uns beraten. Dann gibt es eine Erklärung", sagte Hanning. Ein festes Bekenntnis zum Trainer sieht anders aus.
Keeper Silvio Heinevetter bot an seiner früheren Spielstätte eine starke Leistung, konnte die Niederlage aber auch nicht verhindern. Beste Werfer im Team der deutschen Mannschaft waren Kapitän Uwe Gensheimer und Holger Glandorf mit jeweils sieben Toren und sorgten dafür, dass das DHB-Team mit einer beruhigenden 14:10-Führung in die Halbezeit ging. Im zweiten Durchgang tat sich die Mannschaft von Heuberger aber wieder unheimlich schwer. „Dann kriegst du im zweiten Durchgang einen Schlag mitten in die Fresse. Das tut schon weh", sagte Hanning. Was er meinte: Polen kam auf 15:16 heran, die deutschen Spieler wurden nervöser, leisteten sich viele Fehler. Dagegen wurde der polnische Rückraum um den früheren Magdeburger Karol Bielecki immer stärker, Mitte der zweiten Halbzeit gingen die Gäste mit 21:10 in Führung (46.). Zwar lag die deutsche Mannschaft wenig später wieder vorne, konnte sich aber trotz Überzahl beim Stand von 27:25 nicht entscheidend absetzen. Wenig später gingen sie als Verlierer aus der Halle – und sorgten für ein Donnerwetter beim DHB.
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