"Das wird das schwierigste Endspiel meiner Laufbahn"
MIHAI PADURETU: Letzteres. Wir sind zum dritten Mal dort und Freude uns natürlich auf Sonntag. Aber das wird das schwierigste Endspiel meiner Laufbahn.
Warum?
Weil Friedrichshafen eine Mannschaft von europäischem Kaliber ist. Das Finale wird wie ein Champions-League-Spiel werden.
Aber in der Champions League haben Sie heuer sehr gut mitgespielt. Hat der Pokal in Halle doch noch einen höheren Stellenwert?
Schon. Alle sind aufgeregt, aber das ist normal. Auch Friedrichshafen. Du spielst nicht jede Woche vor 10000 Zuschauern. Die Atmosphäre dort ist einmalig
Friedrichshafen ist aber in dieser Saison nicht so stark wie in den letzten Jahren.
Das sehe ich nicht so. Die haben in der Liga und im Pokal alles 3:0 gewonnen und keinen Satz verloren – bis auf das Spiel gegen uns (lacht). Ich würde eher sagen, dass wir besser geworden sind. Aber Friedrichshafen bleibt Friedrichshafen.
Sie waren im Achtelfinale der Champions League und können das Double schaffen. Haching hat dieses Jahr einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, oder?
Auf jeden Fall. Wir haben auch hart dafür gearbeitet. Unsere Arbeit wird in ganz Europa anerkannt, ist kein Geheimnis mehr. Das sehen alle, auch Trainerkollegen. Wenn wir einen guten Tag haben, können wir jeden schlagen.
Alles ist vorbereitet für den guten Tag. Sogar die Gewinner-Shirts liegen schon in der Geschäftsstelle. Stört Sie das?
Ehrlich? Nein, das gehört zum Geschäft. Wenn du gewinnst und stehst dann ohne T-Shirts da, dann ist das nicht gut. Du kannst das ja nicht während des Spiels drucken lassen. Schalke hatte im Fußball sogar Sieger-Shirts für den Einzug ins Finale. Auch wir sind gut vorbereitet. Die Spieler sollten vor dem Finale keine Interviews geben.
Gab es Kontrollen vom Chef? Branislav Skladany hat Pech, wohnt genau gegenüber von Ihnen.
Ich kontrolliere meine Spieler nie, weil ich ja sowieso alles erfahre (lacht).
Sie sind mit VfB-Coach Stelian Moculescu befreundet. Hat sich die Freundschaft verändert mit Ihrem wachsenden Erfolg?
Die Freundschaft ist geblieben und die wird auch nicht kaputt gehen, nur weil wir erfolgreicher sind als andere Mannschaften. Er freut sich, dass wir das geschafft haben. Ich habe von ihm sehr viel gelernt und habe ihm viel zu verdanken.
Sie gelten als Volleyball-Besessener. Darunter leidet das Privatleben sehr.
Wir haben nur die Schulferien und Pfingsten für uns. Das ist leider so, aber so geht es vielen Trainern. Es könnte auch schlimmer sein. Die Familie von Dirk Baumann (Trainer von Bayerns Basketballern, d. Red.) lebt in Krefeld und er ist hier ganz alleine. Wenn ich ohne meine Familie arbeiten müsste, würde ich mit dem Trainerjob aufhören.
Manager Josef Köck wünscht sich für die Topspiele den Umzug in eine größere Halle. Ist das auch Ihr Wunsch?
Wir müssen umziehen, wenn wir den nächsten Schritt machen wollen. Ich bin überzeugt, dass zu Spielen gegen Friedrichshafen locker 5000 Zuschauer kommen würden. Die Volleyball-Familie ist mindestens genauso groß wie die Basketball-Familie, wenn nicht noch größer.
Sind Sie neidisch auf den Erfolg der Bayern-Basketballer?
Nein. Ich bin Sportler und gönne denen den Erfolg. In München ist Spitzensport möglich, wenn man es professionell aufzieht. Und Herr Hoeneß unterstützt das sehr gut.
Haben Sie Hoeneß schon angerufen und gefragt, ob er auch Ihnen hilft?
Nein, der hat jetzt ganz andere Sorgen mit Bayern (lacht). Aber ich würde mich Freude, wenn er sich einen schönen Nachmittag mit seiner Frau gönnt und sich dabei ein Spiel von uns anschaut.
Gab es eigentlich zuletzt Anfragen von europäischen Topklubs? Ihre gute Arbeit ist nicht unbemerkt geblieben.
Darum kümmere ich mich nicht. Ich habe ja auch nie gesagt, dass ich weg will. Es ist ganz klar, dass es hier weiter geht - mit mir. Ich bin hier sehr glücklich.
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