Das Knie: Pesic macht Schluss beim FC Bayern

Der Meistertrainer erhielt ein künstliches Kniegelenk und muss sich einer langen Reha unterziehen. „Die Genesung hat jetzt Vorrang.“ Er bleibt den Bayern als Berater erhalten. Sasa Djordjevic als Nachfolger?
von  Von Matthias Kerber
War dreieinhalb Jahre Chefcoach bei den Bayern-Basketballern: Svetislav Pesic.
War dreieinhalb Jahre Chefcoach bei den Bayern-Basketballern: Svetislav Pesic. © dpa

Aus 99 wird 1, wird 100. Er hat fast monatelang damit kokettiert, über sich, der Mannschaft und dem Verein des Damoklesschwert des Rücktritts schweben lassen („zu 99 Prozent mache ich nicht weiter“). Dann hatte Svetislav Pesic, der Trainerfuchs der Basketballer des FC Bayern, nach dem Aus im Halbfinale gegen den späteren Meister, bei dem die Bayern phasenweise vorgeführt wurden, eine Rolle rückwärts – nach dem Motto „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an“ – hingelegt und erklärt, dass er „zu 99 Prozent mindestens noch ein Jahr meinen Job bei Bayern“ erledigen würde.

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Jetzt, am 24. Juli ist die Trainer- Ära Svetislav Pesic beim FC Bayern beendet. Der 66-Jährige wirft hin. Aus gesundheitlichen Gründen. Diesen Entschluss hat er auch bereits vorab Ex-Präsident Uli Hoeneß, der der große Fürsprecher der Basketballer im Vereinsgeflecht des FC Bayern ist, mitgeteilt. „Ich bin mir vollkommen sicher, dass ich jetzt nicht nur eine gute Entscheidung für meine Gesundheit getroffen, sondern rechtzeitig auch die angemessene Verantwortung im Sinne der weiteren Entwicklung unserer Mannschaft übernommen habe“, sagte der frühere Bundestrainer, der Bayerns Basketballer 2014 zur deutschen Meisterschaft geführt hatte: „Denn jede spätere Entscheidung, die ich vielleicht in der falschen Hoffnung auf eine schnellere Genesung getroffen hätte, wäre wahrscheinlich ein zu großes Risiko für die Mannschaft. Das möchte ich auf jeden Fall vermeiden und denke somit zum ersten Mal in meinem Leben auch an meine Gesundheit.“

Im Juni hatte sich Pesic, der schon seit Jahren Schmerzen in den Knien beklagte, einer Operation am Meniskus des linken Beines unterzogen. Pesic musste sich vor wenigen Tagen einer weiteren Operation unterziehen. Diesmal am rechten Bein. Ihm wurde ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Auf Pesic kommt eine monatelange Reha zu, die er bereits angetreten hat. Nach AZ-Informationen soll Pesic den Bayern aber in beratender Funktion weiter zur Seite stehen. Sein Sohn Marko, der als Geschäftsführer offiziell der Vorgesetzte seines Vaters war, erklärte: „Im Namen des Vereins können wir unserem Trainer nur großen Dank aussprechen für sein Pensum und sein Engagement. Er hat dieses Projekt in einem Maße vorangetrieben, das außergewöhnlich ist. Er hat seine Ecken und Kanten, das kann ich selbst gut beurteilen, aber ohne seine fordernde Persönlichkeit würde unser Projekt ohne Zweifel nicht seine jetzige Strahlkraft besitzen. Dass er nächste Saison nicht mehr coachen kann, war nicht so geplant. Aber seine Genesung hat Vorrang.“ Als Nachfolger ist Serbiens Nationaltrainer Sasa Djordjevic im Gespräch.

Das Allerbeste für den Allerbesten

Pesic senior war zuletzt nicht mehr unumstritten. Der Erfolgscoach, der 1993 Deutschland sensationell zum EM-Titel geführt hatte, polarisierte mit seiner Art, seiner Persönlichkeit. Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in der Mannschaft. Doch jetzt, da der große alte Mann des Basketballs abtritt, gibt es Lobpreisungen. „Er ist ein ganz besonderer Trainer und ein besonderer Mensch“, sagte Kapitän Bryce Taylor. „Er hat mir viele Dinge beigebracht in Sachen Disziplin, Intensität und der richtigen Einstellung. Durch ihn habe ich gelernt, welche Prioritäten man im Leben setzen muss. Eines, was ihm keiner absprechen kann, ist seine unglaubliche Arbeitseinstellung, seine Liebe und Leidenschaft für den Basketball. Ich wünsche ihm nur das Allerbeste.“ Das Allerbeste für den Allerbesten.

 

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