Cool, cooler, Ribéry
MÜNCHEN - Er hat es wieder getan. Im Nerven aufreibendsten Moment. In der 120. Minute des Derbys, beim Stand von 0:0, im zweiten Anlauf. In diesem Moment packte Franck Ribéry den Panenka aus.
Wie der Tscheche 1976 im EM-Finale von Belgrad gegen die Bundesrepublik, so verwandelte der Franzose den Elfer zum Siegtor: Lange gewartet, kurz verzögert und ganz leicht angechippt – mittig ins Tor.
Cool, cooler, Ribéry. Kusshände warf der Mann des Abends später ins Publikum. Ohne Trikot tanzte er vor der Südkurve – und grinste sich eins. Er war auch cool geblieben, als ihn Löwen- Spieler Thorandt wenige Sekunden nach dem Schnibbel- Elfer über die Seitenauslinie gegrätscht hatte. Er hatte sich und seine Welt im Griff – Chapeau, Monsieur Derby!
Der Trumpf in der Hinterhand
Vor der Partie hatte er Trainer Ottmar Hitzfeld gebeten, ihn draußen zu lassen. „Er wollte kein Risiko eingehen“, sagte Hitzfeld, „somit hatten wir noch einen Trumpf in der Hinterhand.“ Einen, der die Nerven hatte. Weil er das Vertrauen des Kapitäns hatte. Es war Oliver Kahn, der nach Pagenburgs Foul an Klose bis zum Löwen-Strafraum gelaufen war und auf Ribéry deutete: Er macht das. Nicht Klose, nicht van Bommel.
Ribéry machte auch den ersten Elfer. Scharf ins rechte Torwarteck – doch Schiedsrichter Gagelmann hatte abgepfiffen, zu viele Spieler waren in den Strafraum gelaufen. Ribéry verwandelte den zweiten noch frecher, noch lässiger. Franck, der Filou.
"So etwas Arrogantes"
„Das war ausgebufft“, sagte Hitzfeld und meinte weiter. „Wenn das schiefgeht, wird er hinterher zerrissen.“ Und der düpierte 1860-Torwart Philipp Tschauner sagte: „Dass sich ein Spieler in so einer Situation noch so etwas Arrogantes einfallen lässt, das ist einfach bitter. Aber deswegen ist er halt Weltklasse.“
P. Strasser
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