Comeback fürs Baby
MÜNCHEN Es ist sein erster Auftritt bei einem ATP-Turnier seit 14 Monaten. Tommy Haas tritt bei den BMW Open am Dienstagnachmittag nach exakt 426 Tagen Wettkampfpause wieder an. Nicht im Einzel, aber immerhin: an der Seite seines Florida-Nachbarn Radek Stepanek (Tschechien) im Doppelturnier.
Vor seinem Comeback in der alten Heimat sprach Haas mit der AZ über:
Seine Gesundheit: „Im Großen und Ganzen fühle ich mich super. Alles was in meinem Leben gerade passiert, könnte nicht besser sein – außer meinen Verletzungen, die mich hin und wieder ein bisschen zurück werfen. Aber auch da sieht’s wieder besser aus. Ich konnte im Februar anfangen, ein bisschen härter zu trainieren. Man merkt schon, dass es körperlich dauert, bis man wieder da hin kommt, wo man gerne sein möchte – oder vielleicht kommt man dann auch nie mehr ganz hin. Die Schläge verliert man ja nicht, muss halt austesten, ob der Körper das aushält. Ich bin nach wie vor ehrgeizig und hab’ Spaß, mich ein bisschen zu quälen. Tennis ist eine Sache, die ich tierisch vermisse. Aber dieses Comeback wird sicher das schwierigste.”
Die Entscheidung, bei den BMW Open anzutreten: „Das kam alles recht kurzfristig. Obwohl: Radek Stepanek ist ja nicht nur mein Doppelpartner, sondern auch mein Nachbar in Florida. Mit dem trainiere ich öfter und hab’ irgendwann im Spaß gesagt: ,Spielen wir halt Doppel in München.’ Und jetzt ist es so weit. Ich hätte auch hier schon gern Einzel gespielt, aber so weit bin ich noch nicht. Ich wollte mich hier mit all den guten Ärzten und Physiotherapeuten, die ich ja brauche, für die nächsten Wochen vorbereiten, für die French Open, Halle oder Wimbledon. Das sind Turniere, die mir wichtig sind. Gerade nach Halle gehe ich eigentlich als Titelverteidiger, auch wenn ich letztes Jahr nicht gespielt habe. Und in Wimbledon geht es ja auch nicht über die volle Distanz – da kann man auch mal Serve & Volley spielen. Vielleicht reicht es ja auch schon für die Turniere in Rom oder Madrid.”
14 Monate Wettkampfpause: „Nach mehr als einem Jahr Pause noch mal in die Top Ten zurück zu kommen, hat außer mir damals keiner geschafft. Es nicht einfach, wenn man weiß, dass da Schmerzen auftauchen, die dann nicht weg gehen. Wenn man hört, dass man einen Labrum-Riss in der Hüfte hat, dass es nur die Möglichkeit einer Operation gibt und man erst nach sechs oder neun Monaten wieder Sport machen kann, ist das ein Schock. Mental ist das schwierig, es gibt Rückschläge, man fragt sich: Macht das alles noch Sinn? Du musst akzeptieren: Dein Leben ist jetzt anders. Ich bin aber nicht der Typ, der irgendetwas hinter her trauert.”
Motivation nach Rückschlägen: „Das Positive ist, dass ich schon ein paar Mal damit umgehen musste – und dass ich Vater wurde. So gibt es nun ein Leben neben dem Tennis, und da könnte es im Moment nicht besser laufen. Das gibt viel Kraft und Freude. Es wäre schön, wenn mich meine Tochter Valentina in ein, zwei Jahren noch mal spielen sehen könnte, auf der richtigen Tour und nicht nur auf der Senior Tour, also nicht nur just for fun.”
Vater-Sein: „Das verändert das ganze Leben natürlich komplett. Es gibt eigentlich fast nichts Schöneres. Die Gefühle, die man da bekommt, ein eigenes Kind zu haben sind wunderschön und geben einem Motivation für andere Ziele. Das sind jetzt meine ersten Tage ohne meine fünf Monate alte Tochter – und es ist nicht einfach. Aber ich hoffe, dass die Kleine mit meiner Frau Sara (die US-Schauspielerin Sara Foster, d. Red.) in den nächsten Tagen nach München kommt.”
Seine Trainingspartner zuletzt: „Nach wie vor mit meinem Team in Los Angeles. Gespielt habe ich mit Mardy Fish, Sam Querrey und auch mit Pete Sampras. Der gibt ganz schön Gas wieder.”
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