Bobfahren: Oktoberfest auf Eis
Ein bedrohliches Donnern ist immer wieder zu hören, während ich die 500 Meter vom Ziel zum Start hochlaufe. Direkt neben der künstlichen Eisrinne in Schönau am Königssee. Durch die werde ich gleich schießen, fast ungebremst. Mein Puls beginnt Fahrt aufzunehmen. Das Rennbob-Taxi steht bereit.
Mit einem breitem Grinsen werde ich von Eric Dengler begrüßt. Er ist der Bobpilot, der mich und zwei weitere Fahrgäste durch die Eisröhre befördert – und das mit bis zu 120 Stundenkilometer. „Bobfahren ist wie eine Achterbahnfahrt auf dem Oktoberfest plus 50 Prozent – mit Eis und Schnee“, sagt er.
Doch bevor wir uns in die orangenen Rennbobs quetschen, gibt es noch ein paar Sicherheitshinweise von Dengler. „Gut festhalten, möglichst aufrecht im Bob sitzen und dabei Körperspannung halten. Denn die Eisröhre sieht zwar recht glatt aus, hat aber doch ein paar Ecken und Kanten zu bieten, die dem Kreuz keinen Spaß bereiten.“ Auf einen Start mit Anschub wie bei den Profis wird verzichtet. „Wenn wir das machen, kommt unten im Ziel nur der Pilot an“, sagt Dengler.
Jeder bekommt noch einen Integralhelm in die Hand gedrückt. Dann geht's los! Eric Dengler sitzt vorne, dahinter seine Mitfahrer. Ein Mann stößt den Bob an, lässt ihn langsam übers Eis gleiten. Kurz darauf rattern und rasen wir los. Nach einer kurzen Gerade donnern wir in die erste Rechtskurve, die sogenannte Teufelsmühle. Dann folgt die Schlangengrube, eine Kombination aus vier Kurven, die mich ordentlich durchschütteln.
Mein Kopf wird nach rechts und links geschleudert, mein Körper unnachgiebig in den Bob gedrückt. Meine Hände umklammern Griffe, die sich in der Innenwand befinden. Ein lautes Donnern geht von den Kufen aus. Und überall ist Eis, so scheint es zumindest. Dengler manövriert den Bob durch den Kreisel und die Kehlsteinkurve, bei der man bis zum Sechsfachen des Körpergewichts auf den Schultern spürt.
Dann folgt die Echowand-Kurve – und bald schießen wir durchs Ziel. Die eisige Mitfahrgelegenheit ist nach 58 Sekunden leider schon vorbei. Dengler lacht, schaut seine Fahrgäste an. Der Kopf rotiert, die Hände zittern und die Beine wackeln – aber ein Glücksgefühl durchströmt meinen Körper.
Für 90 Euro kann man im Rennbob-Taxi am Königssee (www.rennbob-taxi.de) mitfahren. Dabei sollte man eine gute Fitness und keine körperlichen Vorschädigungen haben. Mindestalter: 18 Jahre. Auch im Sommer kann man durch die Röhre donnern – und zwar auf Beton und Rollen. Anmeldung erforderlich! Und auch in Innsbruck (www.olympiaworld.at) und Oberhof (www.bob-icerafting.de) gibt es Mitfahrgelegenheiten.