Bayern: Unter Tränen zum Titel

Kurz vor dem Finalspiel gegen Bamberg verstirbt der Vater von Jan Jagla. Ein Schock auch für Trainer Pesic: „Meine Gedanken sind woanders.“ Es ist der zweite Schicksalsschlag für Bayern innerhalb einer Woche.
F. Schmidt-Sommerfeld |
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Trauern um Freund und Vater: Bayern-Trainer Svetislav Pesic und Jan Jagla.
Rauchensteiner/Augenklick Trauern um Freund und Vater: Bayern-Trainer Svetislav Pesic und Jan Jagla.

München - Der Presseraum im Audi Dome ist gut gefüllt, die Kameras aufgestellt, die Stimmung erwartungsfroh vor dem alles entscheidenden Spiel der Saison zwischen dem FC Bayern und den Brose Baskets aus Bamberg am Sonntag (15 Uhr, beko-bbl-tv). Kurz: eigentlich alles wie immer. Bis Svetislav Pesic die Tür öffnet, mit langsamen Schritten und grußlos zu seinem Stuhl geht. Sein Blick: leer. „Ich bin nicht richtig vorbereitet“, sagt der Bayern-Trainer mit gedämpfter Stimme, blickt nach unten, zieht den Reißverschluss seiner Trainingsjacke zu. „Wir haben noch eine sehr traurige Nachricht. Mein Freund Otto Jagla, der Vater von Jan, ist letzte Nacht gestorben. Ich bitte darum, dass wir nicht so lange hier bleiben. Über das Spiel kann ich jetzt nicht viel sagen, meine Gedanken sind woanders.“

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Ein schmerzlicher Verlust, der die „Bayern-Familie“ im wahrsten Sinne des Wortes trifft. Denn Spieler Jan Jagla ist mit Pesics Tochter Ivana verheiratet. Vater Jagla war am Freitagmorgen einer kurzen, schweren Krankheit erlegen, er war der Gegenschwieger des Bayerntrainers. Es ist schon der zweite Schicksalsschlag für die Mannschaft: Am Dienstagabend vor dem vierten Spiel war der Vater von Bayernprofi Dusko Savanovic gestorben. Vor Spielen referiert Pesic normalerweise über die Herausforderungen, die seine Mannschaft auf dem Feld erwartet. Auf wen muss man achten, wie verteidigen. „Unsere Probleme liegen in einem anderen Bereich. Unsere Vorbereitung ist nicht so einfach, wie wir uns gewünscht hatten – aber so ist das Leben. Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann“, sagt der 65-jährige.

Je länger Pesic spricht, desto mehr scheint er seine Gedanken doch auf Basketball lenken zu können. Er erklärt, wie entscheidend es sei, Bambergs Aufbauspieler von Beginn an zu stören und dass die 22 Punkte seines Kapitäns Bryce Taylor am Mittwoch nur ein Teil des Spiels seien. „Basketball ist definitiv nicht Schießen, das sind verschiedene Sportarten“, erklärt Pesic, legt ein imaginäres Gewehr an und zielt. „Was musste davor alles passieren, damit Taylor trifft?“ Den Menschen Basketball zu erklären, dafür nimmt sich Svetislav Pesic Zeit wie kein anderer.

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Pesics Stimme wird im Verlauf seiner Ausführungen kräftiger. „Ich bin hundertprozentig sicher, dass wir neue zusätzliche Kraft finden, mental und physisch, damit wir in Bamberg gewinnen können. Die Chancen sind sehr gut.“ Was er am Freitagmittag geschafft hatte, müssen ihm seine Spieler am Sonntag in Bamberg nachmachen. „Die Motivation ist da. Wir müssen uns auf das Spiel konzentrieren und jeder will, auch die Spieler, die private Probleme haben.“

Jan Jagla und Dusko Savanovic spielten am Mittwoch, als hätte es die gar nicht gegeben – auch beim emotionalsten Spiel der Saison am Sonntag werden beide auf dem Feld stehen. Nur hinter Pesics Aufbauspieler steht wegen dessen Hüftverletzung ein Fragezeichen. „Anton Gavel ist noch nicht fit, aber es geht ihm besser. Ob er spielen wird, wissen wir nicht.“ Die Favoritenrolle gibt Pesic ab: „Es gibt in diesem Finale einen Favoriten, das ist Bamberg.“ Obwohl er nicht lange bleiben wollte, wurden es doch 15 Minuten, an deren Ende Pesic mit Blick auf das Spiel am Sonntag sogar beinahe ein bisschen lächeln konnte.

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