AZ-Meinung: 2:1 für den Münchner Sport

Die Antwort auf die Krise der Bayern-Kicker heißt Eishockey und Basketball. AZ-Sportchef Gunnar Jans war als Groundhopper dabei.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Gunnar Jans.
Ronald Zimmermann Gunnar Jans.

Die Antwort auf die Krise der Bayern-Kicker heißt Eishockey und Basketball. AZ-Sportchef Gunnar Jans war als Groundhopper dabei.

Gut vier Stunden nach Abpfiff des Trauerspiels, als die Nachrichtenagenturen längst ihren Abgesang auf den Münchner Fußball verschickt haben (dpa: „Mainz schockt Bayern“ – sid: „Mainzer Himmelstürmer blamieren Bayern!“), stehen die Fans der Roten noch immer im Südblock, sie trommeln, sie singen. „FC Bayern München!“ Und: „Wir woll’n die Spieler sehn!“ Die mischen sich tatsächlich in den Zuschauerblock, später wagt sich auch noch der Vize-Präsident vor die Kurve, mit erhobenem Daumen. „Das ist ein sensationeller Tag für unseren Verein“, sagt Bernd Rauch. Der Boss der Basketballer des FC Bayern, dessen Fußball-Profis sich kurz zuvor daheim von Mainz vorführen ließen (1:2).

Die Premiere dieses neuen Projekts, für das der Hauptverein drei Millionen Euro bereitstellt, ist Schluss- und Höhepunkt eines außergewöhnlichen Münchner Sportwochenendes, das 24 Stunden zuvor an gleicher Stelle begonnen hat. In der Eishalle des Olympiaparks, der seit dem Auszug der Fußballer 2005 dem Niedergang geweiht zu sein schien mit seinen Weinmessen und Monster-Truck-Rennen. Nun aber darf sich Olympiapark-Boss Ralph Huber als Hausherr zweier Top-Veranstaltungen fühlen, die zeigen, dass der Münchner Sport mehr zu bieten hat als Fußball-Monotonie. Es war das Wochenende des Basketballs und Eishockeys.

Die Bewohner der neuen Hallen-WG im Duell um die Nummer 2

Christian Winkler steht am Freitagabend an der Eis-Bande und schwärmt von der „einzigartigen Stimmung“. Der EHC München hat gerade die Kölner Haie, für Winkler „der FC Bayern des Eishockeys“, 5:4 bezwungen, die Fans feiern dies auch als Sieg über den Mitbewohner ihrer neuen Hallen-WG. „Siehst du, Uli, so wird das gemacht!“, skandieren sie. Eine Spitze gegen die Basketballer, für die in diesem Moment schon wieder das Parkett bereitet wird. Im VIP-Raum sind sie verstimmt darüber, dass die Basketballer zwei Tage zuvor vom Bayerischen Fernsehen eine halbe Stunde Sendezeit für ein Testspiel bekamen und dass der Moderator im „Blickpunkt Sport“ behauptet hatte, in München werde nun eine „zweite Sportart etabliert“.

Man müsse auf die Relation achten, sagt Eishockey-Coach Pat Cortina, „es ist immer noch ein Zweitliga-Verein.“

Der EHC ist in höchsten Spielklasse angekommen, liefert packenden Männersport, Schlagabtausch auf höchstem Niveau. Die Zuschauerzahlen sind freilich (noch) nicht viel besser als in der 2. Liga. Gegen Köln waren es 3025 Fans. Manager Winkler hofft: „Die werden alle wiederkommen.“

Beim Fußball dürfte es, wenn sich der Trend fortsetzt, bald wieder Karten geben. Auch am Samstag sind wieder 69000 in die Allianz Arena gekommen, sie wurden zum dritten Mal hintereinander in Liga-Heimspielen enttäuscht. 0:0 gegen Bremen, 0:0 gegen Köln, nun 1:2 gegen eine Mainzer Spaßtruppe, die erst am späten Vormittag in München gelandet ist und deren Shooting-Stars mal eben drei Punkte beim Meister mitnehmen, um dann abends schon wieder im „Sportstudio“ auf der Gitarre vorzuspielen. Der Vorstand der FC Bayern AG aber reagiert verstimmt. „Wir sollten uns an die eigene Nase fassen“, sagt Karl-Heinz Rummenigge, „und diese Nase läuft derzeit sehr.“ Hm, vor allem laufen sie einem Rückstand hinterher, zehn Punkte sind es nun schon. So etwas holen allenfalls Basketballer auf.

Basketball-Party 29 Spiele vor Schluss: „Nie mehr 2. Liga!“

Die liegen am Abend nur einmal zurück, 2:3. Im Schlussviertel brüllt der Hallensprecher: „Nie mehr 2. Liga!“, da sind noch 7 Minuten in dieser Partie und 29 Spiele danach zu absolvieren auf dem Weg zum Aufstieg. 3000 Zuschauer feiern das 97:69 gegen Heidelberg in der Eishalle, in der es von Beginn an wild zugeht, mit Rasseln, Trommlern und Cheerleader amerikanisch eingeheizt wird. Auch Vorstandsberater Paul Breitner ist nach den 11 Kilometern von der Allianz Arena in den Olympiapark in einer neuen Welt angekommen. „Die Stimmung ist hier viel besser“, meint seine Frau Hilde. Breitner erwidert, man möge „nicht Äpfel mit Birnen vergleichen – aber das hier wird ein starkes Stück FC Bayern“. Vor allem ein lautes.

„Ist das geil hier in unserem neuen Wohnzimmer!“, brüllt der Hallensprecher vom Privatradio, der ein rotes Bayern-Trikot über der Krachledernen trägt. In Reihe 1 sitzt Bastian Schweinsteiger, cool im Kapuzensweater, seine Freundin Sarah sorgt dafür, dass die Fotografen hübsche Motive und die Kids Autogramme bekommen, auch von Holger Badstuber. Der sagt ins ZDF-Mikro: „Wir müssen alles besser machen.“ Er spricht vom Fußball.

Der Münchner Sport hat am Wochenende 2:1 gewonnen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.