Iphitos: Rekorde und ein Abschied
Turniersieger Kohlschreiber, ein starker Altmeister Haas und eine sehr gute Zuschauerbilanz am Aumeister: Die Bilanz
der BMW Open
MÜNCHEN Zum Schluss hat das Wetter nicht mehr mitgespielt: Nach einer Woche Sonne goss es am Finaltag der BMW Open wie aus Kübeln. In einem packenden Finale bezwang der Augsburger Philipp Kohlschreiber am späten Sonntagnachmittag den Kroaten Marin Cilic mit 7:6 (10:8), 6:3 und feierte schon seinen zweiten Sieg bei der mit 450 000 Euro dotierten Sandplatzveranstaltung nach 2007.
Die Turnierbilanz:
SPORT: Wie stark das Feld war, zeigt die Erstrunden-Niederlage von Vorjahressieger Nikolay Davydenko. Auch für den Weltranglisten-Fünften Jo-Wilfried Tsonga war nach einer Partie Schluss. Das Halbfinale zwischen Kohlschreiber und der Nummer 16 der Tenniswelt, Feliciano Lopez, war eins der besten Spiele, die der Center Court am Aumeisterweg erlebt hat. Überraschung des Turniers war Tommy Haas: drei Siege, unter anderem Tsonga und Baghdatis. Erst Cilic konnte seinen Lauf im Halbfinale stoppen, als es Haas im Rücken zwickte. Er kokettiert mit dem Ende: „Vielleicht war das das letzte Mal, dass ich hier gespielt habe.”
REKORDE: Schon vor dem Finalsonntag stand fest: Besucherrekord. 39500 Tickets wurden verkauft, dazu die Unentwegten, die sich vom Dauerregen nicht abhalten ließen. Am 1. Mai war erstmals keine einzige der 6000 Eintrittskarten mehr zu haben. Rekordverdächtig auch das Antrittsgeld für Tsonga, der gegen Haas nur 59 Minuten auf dem Platz stand. Noch ein Rekord: Den härtesten Aufschlag schickte Dustin Brown übers Netz: 231 km/h.
PERSONALIEN: Im Mittelpunkt stand der Veranstalter, Klaus Cyron. Nach zehn erfolgreichen Jahren verzichtete der MTTC Iphitos, dem die Lizenz am Turnier gehört, auf eine weitere Zusammenarbeit. Der Klubvorsitzende Peter Bosch erklärte: „Vieles, was wir hier sehen, ist durch Klaus Cyron entstanden und wird so immer in Erinnerung bleiben. Wenn man Dinge verändert, heißt das nicht, dass man mit der Vergangenheit unzufrieden war. Wir streben keine grundlegende Veränderung an, keine Revolution, sondern eine Evolution auf hohem Niveau.” Der neue Evolutionsbeauftragte heißt Charly Steeb, ist DTB-Vizepräsident und Inhaber einer Sport- und Marketing-Agentur. Dem ungern scheidenden Cyron überreichten die Sponsoren als Dankeschön einen goldenen Ring (18 Karat) mit in Platin gefassten Initialen. Cyron meinte: „Das Turnier, das ich übergebe, ist ein kleines Schmuckkästchen, das Charly Steeb nun ausbauen kann.”
SPONSOREN: Im großen Rahmen feierte man am Samstag im Vip-Zelt „Silberhochzeit” mit dem Hauptsponsor. BMW-Marketing-Leiter Johannes Seibert war voll des Lobes, wollte aber zur Verlängerung des im kommenden Jahr auslaufenden Vertrags nichts sagen. FWU-Chef Manfred Dirrheimer Freude sich, dass das Turnier „nicht mehr so eine Seniorenveranstaltung” sei, knüpfte eine Verlängerung aber an die Personalie des Turnierdirektors Patrik Kühnen. Kühnen meinte, bei einem Gespräch mit seinem Davis-Cup-Gefährten Steeb gute Signale empfangen zu haben. Cyron wird er vermissen: „Keine Meinungsverschiedenheit in all den Jahren”, so Kühnen – selten im deutschen Tennis.