Alexandra Wenk: Münchner Olympiahoffnung
Alexandra Wenk geht in die 10. Klasse des Isar-Gymnasiums - und trainiert bis zu elf Mal die Woche für London. Die AZ-Reporterin hat mit ihr ein paar Runden geschwommen
MÜNCHEN Aus dem Becken steigt eine junge, doch große Frau. Wasser tropft von ihrem athletischen Körper. Alexandra Wenk nimmt Schwimmbrille und -kappe ab. Darunter funkeln ihre braunen Rehaugen, die dunklen Haare fallen lang über ihre Schultern. Etwas schüchtern wirkt sie auf den ersten Blick, aber auch äußerst sympathisch – und hübsch.
Im 50-Meter-Becken der Olympiaschwimmhalle hat heute das Training ausnahmsweise ohne Trainer stattgefunden. Fleißig war die 17-jährige Schwimmerin der SG Stadtwerke München trotzdem. Das ist für sie selbstverständlich. Spaßeshalber lässt sie sich auf ein kleines Schwimmduell mit der AZ-Reporterin ein. Direkt nach dem Start erwische ich sie dank unkontrollierter Beinarbeit mit voller Wucht am Schienbein. Ich versinke vor Scham. Lieber zurück zum Interview!
Etwas erschöpft aber fröhlich schaut Alexandra Wenk drein. Dazu hat die aus München stammende Athletin auch allen Grund, wurde ihr doch kürzlich ein Platz in der Deutschen Staffel über 4x100 Meter Lagen bei den Olympischen Sommerspielen in London vom 27. Juli bis 12. August zugesagt. Von Unsicherheit allerdings keine Spur.
Sie sagt über sich selber - nun frisch geduscht und adrett angezogen – über das Planschen und Geschrei der Olympia-Badegäste hinweg: „Aufgeregt bin ich schon. Aber ich denke mir immer: einfach schwimmen und Spaß haben. Das ist alles."
Nachdem Wenk im Mai die Deutschen Meisterschaften über 100 Meter Schmetterling für sich entscheiden konnte und bei den Europameisterschaften in Debrecen gut eine Woche später ihre Leistung mit einem ersten Platz über 4x100 Meter Lagen bestätigte, war ihr der Platz im deutschen Team der Schwimmerinnen für Olympia nicht mehr zu nehmen.
Die attraktive Brünette ist eine Vorzeigesportlerin - und das schon mit zarten 17 Jahren. Mittlerweile haben wir die stickige und laute Olympia Schwimmhalle, in der die Jugendliche am liebsten trainiert, verlassen und es uns auf Liegen im Außenbereich gemütlich gemacht. Die Sonne brennt heiß auf die starken Schultern von Alex. Sie kramt aus ihrer Handtasche ein pinkes Handy und ruft ihre Oma an, die sie später abholen soll. Dabei sieht sie wie eine ganz normales, fast erwachsenes Mädchen aus, das Fan des FC Bayern ist und Mario Gomez süß findet.
Doch diese Zehntklässlerin muss sich der Frage stellen, ob sie Profisportlerin werden möchte. Geplant ist es nicht. „Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Ich bin einfach so weit gekommen und mir hat es immer mega-viel Spaß gemacht", beschreibt die Schülerin ihren Karrierestart. Auch weil sie eben immer besser wurde und immer größere Erfolge feiern konnte. „Wenn man schwimmt und dann eine gute Zeit sieht, weiß man, wofür man so hart gearbeitet hat", daher komme ihre Motivation. Und nun trainiert sie neun bis elf Mal in der Woche, geht aber zusätzlich noch auf das Isar-Gymnasium, weil sie unbedingt Abitur machen will. Wenk weiß auch, wieso: „Für das Leben nach dem Schwimmen. Ich möchte gerne Psychologie studieren und später als Mentaltrainerin arbeiten."
In dem Moment sieht die Münchnerin einen kleinen Hasen, der auf dem Rasen nur einen Meter von uns entfernt herum hoppelt. "Schau mal! Wie süß", ruft sie. „Den würde ich am liebsten einfangen und mit nach Hause nehmen." Wenk wohnt noch bei ihren Eltern. Und das gerne: „Zuhause ist mein Lieblingsplatz in München."
Wie sie in so jungen Jahren bereits derart zielstrebig alle Verpflichtungen unter einen Hut bekommt, ringt einem Respekt ab. „Ich bin nicht so die Feiermaus", sagt die Schwimmerin. „Meine Erfolge feiere ich meistens erst am Ende der Saison. Dann gehe ich in den Urlaub und mal auf die Wiesn."
Alexandra Wenk sagt: „Ich mache mir eigentlich keinen großen Kopf. Ich weiß, was ich kann und habe einfach Spaß am Schwimmen!"