Hexenschuss: Ein Warnschuss

Auch wenn sich der Schmerz meist schnell wieder legt, deutet ein Hexenschuss häufig auf tiefer liegende Probleme hin. Wie man sich davor am besten schützt.
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Hexenschuss! Was kann man gegen die Schmerzen tun, welche Haus-Mittel gibt es? Die AZ gibt Tipps
dpa Hexenschuss! Was kann man gegen die Schmerzen tun, welche Haus-Mittel gibt es? Die AZ gibt Tipps

Der Frühling kommt, und da erwischt es einen gerne mal: Beim Frühjahrsputz, bei der ersten Gartenarbeit oder beim Entrümpeln. Ein plötzlicher, stechender Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule, der teils erst mal bleibt. Die Diagnose: Hexenschuss!

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Medizinisch heißt dieser akute Lumbalgie. Ein Hexenschuss kann ein Ausdruck unkomplizierter akuter nicht-spezifischer Kreuzschmerzen sein, die innerhalb weniger Tage wieder abklingen. Aber unterschätzen sollte man ihn nicht, denn: Der Hexenschuss ist ein Warnschuss für den Rücken.

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Ein Hexenschuss ist nicht selten ein Hinweis auf eine schlecht trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur oder einen bewegungsarmen Lebensstil. Hinter einem Hexenschuss kann aber auch eine ernsthafte Erkrankung wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall stecken. Darauf weisen die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen (BVOU) hin.

Es ist eine Volkskrankheit: 80 bis 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden irgendwann in ihrem Leben an Rückenschmerzen – und auch der Hexenschuss ist weit verbreitet.

Schuld am Schuss sind oftmals ruckartige Bewegungen, das Heben schwerer Lasten und Verdrehungen, die durch eine schwache und verkürzte Rumpfmuskulatur begünstigt werden.

Deshalb passiert es oft, wenn man es eigentlich gut meint: „Bewegung ist hervorragend gegen Kreuzschmerzen. Allerdings übertreiben es einige Menschen im Frühjahr und belasten in ihrem Tatendrang nach der Winterzeit ihre darauf nicht vorbereitete Wirbelsäule zu stark, sagt Bernd Kladny. Er ist Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie der m&i-Fachklinik Herzogenaurach. „Der Rücken sendet dann mit dem Hexenschuss ein Warnsignal.“

Der Hexenschuss äußert sich dann durch einen einschießenden Schmerz im Lendenwirbelbereich. Eine Überlastung der Zwischenwirbelgelenke oder gezerrte und verspannte Rückenmuskeln zwingen den Betroffenen dann meist in eine gebückte Haltung. „Jeden kann es treffen“, sagt sagt Johannes Flechtenmacher, Niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Karlsruhe. „Trotzdem sollten Betroffene den Hexenschuss als Anlass nehmen, mehr für ihre Rückengesundheit zu tun. Das ist vor allem für Menschen wichtig, die aufgrund ihrer Arbeit viel sitzen müssen“.

Für einen starken Rücken empfehlen Orthopäden und Unfallchirurge mehr Bewegung im Alltag, regelmäßigen Sport und die Berücksichtigung einer rückenschonenden Haltung bei allen Handgriffen des täglichen Lebens. Wenn es dann doch passiert und der Hexenschuss einen quält, bringt es nichts, in eine steife Schonhaltung zu verfallen. Man sollte sich weiterhin aktiv bewegen. Dies fördert in fast allen Fällen die Heilung der Rückenschmerzen. Auf starke körperliche Belastungen ist in dieser Zeit aber zu verzichten.

So können Sie sich selbst helfen:

Erst einmal in eine schonende Haltung begeben, etwa auf den Rücken oder sie Seite legen und die Beine anwinkeln.

Wärme und Kälte – beides kann helfen. Dabei reagiert jeder unterschiedlich. Wer zum ersten Mal einen Hexenschuss hat, muss es einfach ausprobieren. Wenn Wärem gut tut, dann helfen Heizkissen oder Wärmepflaster aus der Apotheke. Wenn Kälte angenehmer ist, dann empfehlen sich Beutel mit einem kühlenden Gel.

Die Schmerzen führen oft dazu, dass man sich nicht bewegt. Das führt wieder zu Verspannungen und neuen Schmerzen – ein Teufelskreis. Damit das nicht passiert, helfen Schmerzmittel. Es gibt zum einen natürlich Mittel wie Salben auf pflanzlicher Basis auch im Drogeriemarkt und zum anderen rezeptfreie Schmerzmittel in der Apotheke.

Während eher geringe Schmerzen, die den Alltag nicht beeinträchtigen, in der Regel von selbst wieder abklingen, ist bei länger anhaltenden und starken Schmerzen eine fachärztliche Abklärung angeraten. Bei sehr starken Schmerzen und Begleitsymptomen, wie beispielsweise Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen, ist ein Gang zum Orthopäden und Unfallchirurgen umgehend notwendig.

Wenn die Schmerzen andauern, bleibt nur der Gang zum Facharzt

„Am häufigsten handelt es sich bei einem Hexenschuss um ein Ereignis mit einer sehr guten Prognose, das nach ein bis sechs Wochen wieder abklingen und keine weiteren Beeinträchtigungen verursachen wird“, sagt Bernd Kladny. „In seltenen Fällen kann ein Hexenschuss aber auch Ausdruck einer gravierenden, ernst zu nehmenden Wirbelsäulenerkrankung sein.“ Deshalb: Wenn die Schmerzen länger als drei Tage anhalten, unbedingt zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen.

Halten die Schmerzen länger als zwei Wochen an, ist noch mehr Vorsicht geboten: Dann sollte durch eine Röntgenuntersuchungen beziehungsweise eine Computertomographie geklärt werden, ob nicht doch ein Bandscheibenvorfall hinter dem Hexenschuss steckt.

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