Prostatavergrößerung: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Beschwerden beim Wasserlassen stellen die häufigste gutartige Erkrankung von Männern ab 50 dar. Viele Männer leiden lieber, als zum Arzt zu gehen. Dabei bieten pflanzliche und chemische Arzneien, je nach Stadium der Erkrankung, durchaus Abhilfe. Operiert wird indes viel zu häufig.
Ralf Schlenger |
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Prostatavergrößerung: Nicht vorschnell unters Messer!
Prostatavergrößerung: Nicht vorschnell unters Messer! © IMAGO / Paul-Philipp Braun

Es gibt wenige Organe, die noch im Alter wachsen. Und wenn, ist dies meist unerwünscht. Wie bei der Prostata: Die "Vorsteherdrüse" ist beim gesunden Mann etwa kastaniengroß. Ihr Sitz ist unterhalb der Harnblase, wo sie die Harnröhre umschließt wie eine Manschette. Zusammen mit den Samenbläschen und den Hoden ist sie für die Bildung der Samenflüssigkeit verantwortlich.

Schon ab dem Alter von 35 Jahren nimmt die Prostata allmählich an Volumen zu. Dabei vergrößern sich genau die Drüsenanteile, die die Harnröhre umgeben. Eine mögliche Folge: Der Druck engt die Harnröhre ein, allmählich kommt es zu Beschwerden beim Wasserlassen. Sind diese stark ausgeprägt, sprechen Urologen von einer Blasenauslassobstruktion infolge einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH).

Gutartig (benigne) heißt, es handelt sich nicht um ein zerstörerisches Wachstum entarteter Zellen – mit Prostatakrebs hat die BPH nichts zu tun.

Selten ist die Prostata alleine schuld

Die Vergrößerung der Prostata ist klar altersabhängig. In Deutschland leben zurzeit rund 12 Millionen Männer im Alter über 50 Jahre.

Das liegt daran, dass noch weitere Faktoren neben der Verengung der Harnröhre zu Beschwerden beim Wasserlassen führen können. Der wichtigste liegt in der Harnblase selbst. Voraussetzung für den normalen Harnfluss ist eine ausreichende Spannung der Harnblasenmuskulatur (Musculus detrusor), die den Harn aus der Blase austreibt.

Laut Experten wird die Detrusorunteraktivität als Ursache einer Blasenentleerungsstörung häufig unterschätzt. Beide Faktoren, die verengte Harnröhre (Blasenauslassobstruktion) und die schwache Blasenwand (Detrusorunteraktivität) liegen oft gemeinsam vor. Beide tragen zu den typischen Beschwerden bei.

Entleerungs- und Speicherstörungen

Blasenentleerungsstörung: Betroffene Männer haben Schwierigkeiten, mit dem Wasserlassen zu beginnen.

  • Der Harnstrahl ist schwächer als gewohnt.
  • Manchmal braucht es mehrere Anläufe, um die Blase vollständig zu entleeren.
  • Oft bleibt das Gefühl, dass noch Harn in der Blase vorhanden ist (Restharngefühl).

Harnspeicherstörungen: Betroffene müssen häufig zur Toilette (medizinisch Pollakisurie genannt), teilweise in kurzen Abständen und oft auch nachts (Nykturie). Es kann nach dem Wasserlassen Urin aus der Harnröhre nachtropfen. Plötzlicher starker Harndrang mit ungewolltem Abgang von Urin (Dranginkontinenz).

Männer suchen zu spät Hilfe

Bleibt ständig Restharn in der Blase zurück, können sich dort leichter Keime ansiedeln, was das Risiko von Harnwegsinfekten oder Blasensteinen erhöht. Rund ein Drittel der betroffenen Männer leiden zusätzlich unter Erektionsproblemen.

Da die vielfältigen Symptome in Zusammenhang mit der gutartigen Prostatavergrößerung verschiedene Auslöser haben, werden sie in medizinischen Leitlinien als "Benignes Prostatasyndrom (BPS)" zusammengefasst.

Der persönliche Leidensdruck entscheidet aber darüber, ob ein BPS behandlungsbedürftig ist oder (noch) nicht. Orientierung gibt der IPSS-Fragebogen (International Prostate Symptom Score, kurz IPSS), der mit sieben Fragen Beschwerden beim Wasserlassen im letzten Monat erfasst (www.urologen-portal.de). Ärzte benutzen den IPSS, um den Schweregrad eines Prostatasyndroms zu ermitteln.

Schon der Hausarzt kann helfen

Doch deren Hemmschwelle, Hilfe zu suchen, liegt hoch, weiß Prof. Thomas Bschleipfer von der Klinik für Urologie am Klinikum Coburg. Der dem Patienten vertraute Hausarzt könne und solle! - gewisse Basisuntersuchungen durchführen.

Zur Basisdiagnostik werden neben Anamnese (Vorgeschichte), körperlicher Untersuchung und IPSS eine Urinanalyse und die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) gezählt. Der PSA-Wert hilft dem Arzt bei der Abschätzung.

Kontrolliertes Abwarten anfangs möglich

Bei vielen Männern mit geringer BPS-Symptomatik kann eine Strategie des kontrollierten Zuwartens (Watchful Waiting) eine zufriedenstellende Lebensqualität erzielen.

Im Auge zu behalten sind individuelle Risikofaktoren. Wichtig sind regelmäßige Kontrollen mit Neubewertung der Symptomatik.

Das Training der Blase

Die Blase kann durch ein Training lernen, sich stärker zu dehnen und mehr Harn zu speichern. Zu einem Blasentraining gehören Verhaltensansätze sowie ein konkreter Trink- und Toilettenplan.

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