Diabetes: Auch diese Promis sind betroffen

Berlin - Halle Berry, Tom Hanks, Udo Walz und noch viele mehr – sie alle sind nicht nur erfolgreich, sondern leiden auch an Diabetes, umgangssprachlich Zuckerkrankheit genannt. Nach aktuellen Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es inzwischen mehr als 420 Millionen Diabetiker weltweit. Das sind etwa viermal so viele wie noch 1980 (108 Millionen). Der Anteil an der erwachsenen Bevölkerung ist im Jahr 2012 global von 4,7 Prozent auf 8,5 Prozent gestiegen.
Anlässlich des Weltgesundheitstages am 7. April, soll deshalb besonders der Kampf gegen Diabetes im Mittelpunkt stehen. Und das völlig zu Recht. Denn die Organisation teilte in ihrem ersten globalen Diabetes-Bericht mit, dass spätestens 2030 Diabetes sogar zu den sieben häufigsten Todesursachen weltweit gehören könnte.
Jährlich 300.000 Neuerkrankungen in Deutschland
Auch in Deutschland erkranken laut Deutscher Diabetes Gesellschaft (DDG) jedes Jahr rund 300.000 Menschen an der Stoffwechselkrankheit, allerdings ist die Dunkelziffer groß. Bis zu zwei Millionen Menschen wissen nach aktuellen DDG-Schätzungen noch nicht einmal von ihrer Erkrankung.
Dabei ist Diabetes, laut WHO-Generaldirektorin Margaret Chan, längst nicht mehr nur ein Problem reicher Länder, sondern in Regionen mit mittleren und geringeren Einkommen stark auf dem Vormarsch. Denn 80 Prozent der weltweit 1,2 Millionen Menschen, die an den Folgen einer Diabetes-Erkrankung sterben, kommen aus Entwicklungsländern.
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Betroffen sind vor allem übergewichtige Kinder
Die Verbreitung des bewegungsarmen, aber kalorienreichen westlichen Lebensstils gilt als Mitursache, dass in Entwicklungs- und Schwellenländern vor allem immer mehr Kinder übergewichtig und fettleibig sind. Zu dicke Kinder mit erhöhtem Risiko für Typ-2-Diabetes seien auch in Deutschland ein Problem, sagt der Mediziner Thomas Bobbert, der die endokrinologische Tagesklinik der Charité leitet.
"Die Lebensmittelindustrie trägt eine gehörige Mitschuld am weltweiten Anstieg von Diabetes Typ 2", sagt Verbraucherschützer Oliver Huizinga von Foodwatch. Mit kindgerechter Werbung für Junkfood, Süßigkeiten und Softdrinks müsse Schluss sein. "90 Prozent der Lebensmittel, die mit Comics und Spielzeugbeigaben an Kinder vermarktet werden, sind zu süß, zu fettig, zu salzig."
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"Gesunde, energiearme Ernährung sollte günstiger sein"
Auch die Politik trage wie bei Zigaretten Verantwortung, sagte DDG-Vizepräsident Dirk Müller-Wieland. Er begrüßt deshalb die von der britischen Regierung angekündigte Einführung einer Zuckersteuer für Softdrink-Unternehmen - in mehreren anderen Ländern, auch in der EU, gibt es solche Modelle schon. Höchste Zeit auch für Deutschland nachzuziehen, meint die DDG: "Gesunde, energiearme Ernährung sollte günstiger sein als ungesunde, energiereiche", so Müller-Wieland.
Doch sind es allein die Kaufentscheidungen, die zuckerkrank machen? Was ist gut, was böse? Diese Frage stelle sich heutzutage nicht mehr, betont Silvia Schönfuss. "Wir verbieten nichts. Was verboten ist, gewinnt an Reiz und wird heimlich gegessen." Sie betont: Die Dosis macht das Gift.
Auch Mediziner Bobbert will bei fettleibigen Kindern nicht pauschal falsches Verhalten anprangern: "Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, die sollen einfach mal nur FDH (Friss-die-Hälfte) machen." Ungünstige Ernährung und mangelnde Bewegung sei "mit Sicherheit ein großes Problem", aber auch die Veranlagung spiele eine wesentliche Rolle.
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Sind Diabetiker selbst Schuld?
Waren die Eltern Typ-2-Diabetiker, sei das eines Tages auch beim Kind sehr wahrscheinlich. Ob früher oder später im Leben lasse sich aber durch den Lebensstil beeinflussen, sagt Bobbert. Mit Diabetes ist ein Stigma verbunden, beobachten Mitarbeiter der Ambulanz: Betroffene bekommen oftmals Kommentare wie "Haste dir angefressen" zu hören und trauen sich deshalb nicht, in der Öffentlichkeit Insulin zu spritzen.
Auch Typ-1-Diabetikern werde oft eine Mitschuld an ihrer Krankheit unterstellt. Dabei kann die Bauchspeicheldrüse bei dieser Form das Hormon Insulin ein Leben lang nicht produzieren. Bei Typ 1 sind Insulin-Spritzen die Standardtherapie, erläutert Bobbert.
Bei Typ 2 werde zunächst an Veränderungen des Lebensstils gefeilt: Betroffene führen zum Beispiel ein Ernährungstagebuch und schildern Fachleuten ihre Einkaufs- und Kochgewohnheiten. Hinzu kämen dann Tabletten, um den Blutzucker zu kontrollieren. "Erst wenn das nicht mehr klappt, ist man auch bei Typ 2 beim Insulin", so Bobbert. Diabetes Typ 2 wird nach Angaben der DDG im Schnitt erst zehn Jahre nach Ausbruch bemerkt. Denn der Blutzucker steigt dabei kaum merklich an.
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Hohe Kosten für Sozialkassen und viel Leid
Wenn Diabetes diagnostiziert wird, dann wegen typischer Begleit- und Folgeprobleme. Dazu zählen koronare Herzerkrankungen, chronische Wunden, Nierenversagen sowie Sehbeschwerden. Solche Konsequenzen drohen auch der Vielzahl der nicht optimal eingestellten Patienten, deren Blutzucker nicht unter Kontrolle ist.
Das bedeutet nicht nur höhere Kosten für die Sozialkassen, sondern auch viel Leid: 50.000 Mal pro Jahr wird Betroffenen nach Zahlen der DDG in Deutschland ein Fuß amputiert, 2000 Diabetiker erblinden und 2300 müssen zur Dialyse.
Dass die chronische Krankheit und ihre Folgen vor allem in ärmeren Ländern tödlich verlaufen, liegt an den mangelhaften Gesundheitssystemen vieler Staaten. "Die Vielzahl der Diabetes-Todesopfer in Entwicklungsländern wirft ein Schlaglicht auf ein zentrales Problem der Entwicklungsfinanzierung: Es wird zu wenig in die Gesundheitssysteme armer Länder investiert", erklärt Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung.
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Deutschland: 23.000 Todesfälle 2014
Demnach greifen Diagnose, Therapie und Beratung längst nicht so ineinander wie in den deutschen Spezialambulanzen. Doch auch in der Bundesrepublik gehen Tausende Todesfälle auf Diabetes zurück: Rund 23.000 waren es allein 2014, vor allem bei Patienten über 70. Dabei ist der weitaus verbreitetere Typ 2, im Gegensatz zu der seltenen Autoimmunerkrankung Diabetes Typ 1, oft vermeidbar.