Will nicht politisch sein: Ist sie dann noch die Monika Gruber "von früher"?
Sie ist wieder da – scharfzüngig, reflektiert und vor allem motiviert. Zwei Jahre ohne Bühne sollen reichen: Monika Gruber feiert ihr Comeback mit einem neuen Programm – und überraschend viel Gelassenheit. Im AZ-Interview erzählt die 54-Jährige, woher die Lust aufs Rampenlicht kommt, ob sie noch die Alte sei und warum sie nicht als streitbar betitelt werden möchte.
Kartenvorverkauf startet: Monika Gruber mit neuem Programm "Es huift ja nix"
"Es huift ja nix", seufzt die Gruberin vor dem AZ-Gespräch. Aber eigentlich ist sie doch sehr euphorisch und gespannt. "Es huift ja nix" heißt auch der Titel ihrer Tournee, die im März startet (Karten gibt's seit Dienstag). Was erwartet die Fans und wie tickt die 54-Jährige wirklich?
Monika Gruber: "Ich bin ich gar nicht so gut im Nichtstun"
AZ: Liebe Frau Gruber, war Ihnen daheim ohne Applaus fad, oder warum kehren Sie mit einem neuen Programm zurück?
MONIKA GRUBER: So langweilig war mir, ehrlich gesagt, gar nicht, weil ich immer irgendwas gemacht hatte. Ehrlicherweise bin ich gar nicht so gut im Nichtstun, aber das Schlüsselerlebnis war das letzte Silvesterfest, als ich einigen Mitarbeitern meines Teams ein gutes Neues Jahr gewünscht habe und alle unisono meinten: "Mei, des war doch immer so schee, wenn wir an Silvester auf Tour waren, mal in Salzburg, in Wien oder in Graz. Des war doch immer so saulustig. Warum mach ma des denn nimmer? Jetzt müss ma zu den Nachbarn zum Fondue-Essen. Des is’ doch koa Lebn!"
"Lasse mich vom Gegenwind in Orkanstärke nicht unterkriegen"
Woher kamen denn Ihre Motivation und Ihre neue Lust auf die Bühne?
Ich dachte, meine Angst davor, dass sich mein Publikum irgendwann bei mir im Programm langweilen könnte, sei größer als meine Freude, auf der Bühne stehen zu dürfen. Nach einem Jahr daheim - in dem ich zwar nicht untätig war, aber eben nicht auf der Bühne - habe ich festgestellt: Es gibt vieles im Leben, was mir Spaß macht, aber am allerliebsten stehe ich auf der Bühne und es gibt noch so viele Geschichten und Anekdoten, die die Menschen zum Lachen oder Schmunzeln bringen können. Außerdem wollte ich zeigen, dass ich mich von Gegenwind - mag er zwischendurch auch mal in Richtung Orkanstärke gehen - nicht unterkriegen lasse.

Warum Monika Gruber sich nicht für streitbar hält
Sie sprechen für viele Unbequemes aus, schmücken sich damit und werden seit Jahren als streitbare Kabarettistin wahrgenommen.
Ich halte mich überhaupt nicht für streitbar, nur weil ich meine Meinung äußere, die auch nicht jedem gefallen muss. Vielleicht sollten sich einige weniger Gedanken über meine Aussagen machen, sondern vielmehr darüber, dass wir zwar behaupten, in einer Demokratie zu leben, aber gleichzeitig nicht in der Lage sind, andere Meinungen zu tolerieren.
Monika Gruber sagt vor Comeback: "Es haben sich sicherlich Menschen von mir distanziert"
Haben sich manche nach Ihrem Rückzug von Ihnen abgewandt?
Es haben sich sicherlich Menschen von mir distanziert, aber das ist nicht erst während meiner Bühnen-Abstinenz passiert, sondern die ersten während Corona und die nächsten dann nach der Demo in Erding. Aber auch das ist in Ordnung: Im Leben hat man sowieso nicht viele enge Freunde. Außerdem habe ich einige neue, sehr interessante Menschen in dieser Zeit dazugewonnen, die wirklich eine Bereicherung für mein Leben sind.
Monika Gruber: Demo gegen das Heizungsgesetz war das Anstrengendste
Wie anstrengend ist das Aushalten des Gegenwinds in Orkanstärke, wie Sie es selbst bezeichnen?
Das Anstrengendste, was ich je in meinem Leben gemacht habe, war die Demo 2023 in Erding gegen das Heizungsgesetz, bei der ich lediglich von meinem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht habe, wofür ich aber im Nachhinein als "Demokratiefeindin" und "rechtsradikal" beschimpft wurde. Aber auch das nutzt sich ab, denn mittlerweile gilt ja quasi fast jeder als rechtsradikal: Jeder, der glaubt, es gäbe lediglich zwei Geschlechter. Jeder, der für Frieden und gegen jede Form von Krieg ist. Jeder, der die Heimat liebt, gern Tracht trägt und sich für den Erhalt von Traditionen einsetzt. Die Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen.
Man hört, dass Sie von TV-Sendern aufs Abstellgleis gestellt wurden – vor allem von den Öffentlich-Rechtlichen. Was ist dran?
Das stimmt so nicht ganz, denn zu den meisten Formaten - außer "Nuhr im Ersten" und "Mario Barth" - würde ich gar nicht hingehen, selbst wenn ich eingeladen wäre. Im November bin ich zum Beispiel zu Gast bei Helmut Schleichs neuem Format "Schleich pur" im BR, worauf ich mich sehr freue.
Monika Gruber kehrt zurück: "Bin eine Rampensau, die den Applaus zum Leben braucht"
Was haben Sie während der Bühnen-Pause über sich persönlich gelernt?
Ich habe ja zwischen meinen Programmen immer etwas Auszeit genommen, insofern waren die Monate ohne Bühne nicht eine komplett neue Erfahrung. Aber ich denke, ich habe gelernt, dass ich eine echte Rampensau bin, die den Applaus zum Leben braucht. Das mag vielleicht daran liegen, dass mein Privatleben in Wahrheit nicht sehr aufregend, um nicht zu sagen a bisserl öd ist, aber auch das mag ich ja: gemütliche Routine und ab und zu ein Kartenspiel mit meinen Damen oder wahlweise meiner Schafkopf-Herren-Runde – inklusive betreuter Festplatten-Löschung.
"Es huift ja nix" heißt Ihr neues Programm. Was dürfen die Zuschauer erwarten und wird es eher nachdenklich oder lustig?
Es wird so, wie es eigentlich immer bei mir war: Ich erzähle Geschichten aus meinem Lebensumfeld sowie Anekdoten, die mich erheitern oder ärgern in meiner mir eigenen, deftigen Art, die hoffentlich das Publikum zum Lachen bringen wird. Wenn die ein oder andere Stelle vielleicht zwischendurch zum Nachdenken anregt, dann wäre ich nicht enttäuscht.

Tournee beginnt im März: So wird das neue Programm "Es huift ja nix"
Es soll nicht politisch werden, meinen Sie. Darf man denn gar keine Spitze gegen Grüne oder Wokeness erwarten? Ist das dann noch die Gruberin "von früher"?
Auch Gesellschaftskritik ist ja in gewisser Weise politisch. Insofern wird man natürlich raushören, dass ich auf der Seite des gesunden Menschenverstandes und nicht Mitglied einer Ersatzreligion bin.
"Alles, was jetzt noch kommt, ist eine schöne Zugabe"
Haben Sie Sorge davor, dass der große Erfolg vorbei sein könnte?
Ich habe den Bambi gewonnen, dreimal die Olympiahalle vollgemacht, ich habe einen Podcast, zu dem sich Harald Schmidt und Thomas Gottschalk angekündigt haben, ich spreche leidlich Italienisch, ich habe Häuser gebaut, Bäume gepflanzt, ich bin fünffache Tante von fünf tollen, boarischen Nichten und Neffen, meine Eltern leben noch und erfreuen sich guter Gesundheit. Alles, was jetzt noch kommt, ist eine schöne Zugabe.
Welche Projekte beschäftigen Sie abseits der Tour?
Ich freue mich auf viele weitere bekannte und unbekannte, aber nicht weniger interessante Gäste in meinem Podcast bei ServusTV, habe eine tolle, neue Zusammenarbeit mit der Lantenhammer-Schnapsbrennerei am Schliersee und vielleicht bekomme ich ja irgendwann doch noch meinen Würstlstand in München. Fad wirds jedenfalls nicht werden.
Mit ihrem neuen Programm "Es huift ja nix" tritt Monika Gruber auch in München auf. Am 4. Juli 2026 im Deutschen Theater und achtmal im Circus Krone Bau am 20., 21., 27., 28. und 29. Oktober und am 4., 5. und 6. November.