"Sturm der Liebe"-Star Sepp Schauer über seine Rolle: "Ich hatte anfänglich Zweifel"
Als "Sturm der Liebe" am 26. September 2005 zum ersten Mal über die Bildschirme flimmerte, hatte wohl niemand mit dem durchschlagenden Erfolg der Serie gerechnet. Knapp 18 Jahre später läuft das Format noch immer im TV und erfreut sich bei den Zuschauern großer Beliebtheit. Die Darsteller sind durch ihre Rollen inzwischen zu Stars geworden.
"Sturm der Liebe"-Star Sepp Schauer gibt Einblick hinter die Kulissen
Einer davon ist Sepp Schauer. Der Schauspieler ist seit der ersten Folge in der Rolle des Chefportiers Alfons Sonnbichler zu sehen, wurde 2009 sogar zum beliebtesten Darsteller der Serie gewählt. Gedreht wird täglich eine ganze Folge in der Bavaria Filmstadt und Umgebung. Wie sich der Alltag am Set gestaltet und welche lustigen Erlebnisse sich mit "Sturm der Liebe"-Fans ergeben haben, hat Sepp Schauer nun im Gespräch mit der AZ verraten.
Herr Schauer, "Sturm der Liebe" läuft seit über 4.000 Folgen im TV. Wie würden Sie dieses Phänomen beschreiben?
Es ist schwer zu beschreiben. Es gibt ja ein paar langlaufende Formate im deutschen TV und da gehört "Sturm der Liebe" natürlich dazu. Ich glaube, die Leute sehnen sich danach, mal eine Stunde fernzusehen, ohne sich Gedanken über persönliche Sorgen und Probleme machen zu müssen. Die Zuschauer sehen was Schönes, das ihnen gefällt.
Sepp Schauer über seine "Sturm der Liebe"-Rolle: "Ich hatte anfänglich Zweifel"
Hätten Sie zum Start der Telenovela mit diesem Erfolg gerechnet?
Nein, überhaupt nicht. Vor 18 Jahren war eine Telenovela etwas total Neues, das kannte man eigentlich nur aus Südamerika. Mir sagte dieser Begriff gar nichts, als meine Agentin mir damals die Details schickte. Ich habe mich dann schlau gemacht und hatte anfänglich Zweifel, ob ich das überhaupt machen soll – bis dahin hatte ich noch nie in einer täglichen Serie mitgespielt. Meine Agentin überzeugte mich, denn es wurde und wird immer noch in den Bavaria Studios gedreht. Ich dachte mir, die Produktion dauert bis maximal Weihnachten. Doch dann begann die Serie mit einem großen Erfolg, wir sind mit knapp unter einer Million Zuschauer gestartet. Mit den Quoten ging es rasant nach oben, nach nur wenigen Monaten gab es bereits eine Verlängerung.

Sie haben in Ihrer Rolle des Alfons Sonnbichler bereits viele unglaubliche Geschichten erlebt. Gibt es Ihrer Meinung nach einen Erzählstrang, der für Ihre Rolle bislang ausgeblieben ist?
Das ist schwer zu beantworten, denn der Alfons ist ein grundsolider Mann. Für ihn gibt es keine Nebenschauplätze wie andere Frauen oder so etwas, der Alfons ist keiner, der fremdgehen würde. Ich hatte bereits schöne Erzählstränge zu spielen, wie etwa die vermeintliche Demenz, die durch Medikamente herbeigeführt wurde. Es war allerdings überraschend, als ich davon erfuhr, denn ich ging anfänglich davon aus, dass damit die Figur zu Ende erzählt sei. Doch dank der Wendung, dass er nicht tatsächlich unter Demenz leidet, konnte Alfons auch weiterhin im Fürstenhof arbeiten.
Ausstieg bei "Sturm der Liebe": So könnte der Abgang von Alfons Sonnbichler aussehen
Wie viel haben Sie persönlich mit Alfons Sonnbichler gemeinsam?
Ich mag es auch privat ein bisserl ordentlich. Das heißt aber nicht, dass ich ein Ordnungsfanatiker bin. Ich weiß nur gerne, wo die Sachen sind und ich nicht lange suchen muss. Wie Alfons bin ich auch im Privatleben ein sehr zuverlässiger Mensch – wenn es keinen triftigen Grund gibt, komme ich beispielsweise nie zu spät. Allerdings unterscheidet mich von der Figur, dass ich nicht so obrigkeitshörig bin.
Haben Sie eigentlich jemals an einen Ausstieg gedacht?
Das ist eine seltsame Frage, die ich mir auch schon selbst gestellt habe. Es ist ein Automatismus, bei dem man denkt, man müsse, wenn überhaupt, im dritten oder vierten Jahr aussteigen. Zu diesem Zeitpunkt hatte man eine gewisse Bekanntheit. Aber es war ein zu verlockender Gedanke, nicht immer nach dem nächsten Job Ausschau halten zu müssen – schließlich ist man für mindestens ein Jahr sicher. Das war aber nicht der Hauptgrund für meine Entscheidung, zu bleiben. Es ist der Spaß und die Freude, jeden Tag ins Studio zu fahren und dem Alfons vielleicht nochmal einen neuen Dreh zu geben. Meine Frau etwa hat beobachtet, dass ich in den 18 Jahren "Sturm der Liebe" nicht einmal gesagt habe: Ich will da heute nicht hinfahren.
Wenn es einen Ausstieg geben würde, würden Sie den Serientod oder ein Happy End für Alfons Sonnbichler bevorzugen?
Wenn überhaupt, dann käme es darauf an, wie das Happy End aussehen würde. Man könnte ja ein Spin-Off machen und eine "Pension Sonnbichler" einführen, die Hildegard und ich könnten aufhören zu arbeiten und selbst etwas eröffnen. Das fände ich ganz lustig. Mit dem Serientod lässt man die Leute traurig zurück und ich glaube behaupten zu können, dass mich die Fans nach den Jahren gerne mögen. Den Tod würde ich für Alfons Sonnbichler nicht wollen. Aber an einen Ausstieg denke ich überhaupt nicht.
"Es passiert immer wieder, dass Leute Realität und Fiktion nicht auseinanderhalten können"
Hatten Sie mal die Situation, dass Fans den Mensch Sepp Schauer und die Figur Alfons Sonnbichler nicht auseinanderhalten konnten?
Ja, das gibt es immer wieder. Es gab eine Geschichte, da wurde bei Alfons fälschlicherweise Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Da ist es mir tatsächlich passiert, dass an meinem Geburtstag am Gardasee eine Frau auf mich zukam, mich umarmte und busselte und auf Italienisch sagte: "Gott sei Dank, der Alfons ist gesund, er lebt und es geht ihm gut." Es passiert immer wieder, dass Leute Realität und Fiktion nicht auseinanderhalten können. Ich bin einmal mit meiner Frau am Stachus Hand in Hand die Rolltreppe hochgefahren. Oben stand eine Frau, die mich erkannte, unsere Hände auseinander nahm und fragte: "Wo ist denn die Hildegard?" (lacht)
Pro Tag wird eine Folge "Sturm der Liebe" gedreht, das ist ein verhältnismäßig großes Pensum an Text. Wie hoch ist der Druck, sich die Dialoge einzuprägen?
Die Schlagzahl ist hoch. Der Druck abzuliefern ist jedoch nicht so hoch, da ich mir die Dialoge noch immer sehr gut einprägen kann. Ich habe auch den großen Vorteil, dass ich aufgrund meines bayerischen Dialekts meine Texte ein bisschen verändern darf. Aber es ist eine Menge Text, pro Woche sind es etwa 30 bis 50 Seiten zum auswendig lernen – bei unseren Liebespaaren sind es sogar noch mehr. Man darf sie sich auch nicht zu tief einprägen, denn nach dem Dreh folgt bereits der nächste Text. Es ist ein kontinuierliches Lernen.
Hatten Sie jemals die Befürchtung, als Soap- beziehungsweise Telenovela-Darsteller abgestempelt zu werden?
Ja, das ist auch so. Diesen Stempel gibt es immer noch. Ich habe das große Glück, dass man mich in Bayern auch vor "Sturm der Liebe" schon kannte. Aber wenn ich nun aussteigen würde, müsste ich schon kämpfen, um auf dem 20-Uhr-Platz zu laufen. Daher glaube ich schon, dass es in der Branche diese Vorurteile gibt. Es wird zwar nie offiziell gesagt, aber es bleibt so ein Gefühl.
Sepp Schauer trifft gerne "Sturm der Liebe"-Fans: "Das macht mich glücklich"
Am 24. und 25. Juni haben Fans im Rahmen eines Fan-Tags die Möglichkeit, die Kulissen zu besichtigen und Schauspieler zu treffen. Wie wichtig ist Ihnen die Verbindung zu den Zuschauern?
Das ist mir sehr wichtig, denn man weiß, dass die Zuschauer das lieben. Es sind aber nicht nur die Fans, mir selbst gibt das auch was. Wenn man merkt, wie die Leute sich freuen, dann macht das auch mich glücklich.
Im Juni 2021 haben Sie ein Pärchen während eines Heiratsantrags in der Bavaria Filmstadt überrascht. Was bedeutet es für Sie, dass Fans ein so persönliches Erlebnis mit Ihnen teilen?
Das macht mir Spaß, wenn es den Fans so viel bedeutet. Man steht ja auch danach noch etwas in Kontakt, um zu erfahren, wie die Hochzeit gelaufen ist. Die Hildegard [dargestellt durch Schauspielerin Antje Hagen, d.R.] und ich, wir sind ja DAS verheiratete Paar in dieser Serie und werden daher oft gebeten, einen kleinen Videogruß für eine Hochzeitsfeier aufzunehmen. Das ist schön und macht auch Spaß.
Was ist eigentlich das Merkwürdigste, das Sie je mit einem Fan erlebt haben?
Eine Begegnung war sehr lustig. In der Fußgängerzone hat mich ein junger Mann angesprochen und gesagt: "Entschuldigung, Herr Schauer, dass ich Sie jetzt auf offener Straße anspreche. Ich sehe Ihre Serie überhaupt nicht, aber ich bin Krankenpfleger und ich kenne Sie so gut, weil Sie bei mir im Krankenhaus jeden Nachmittag in allen Zimmern im Fernsehen laufen. Ich wollte Ihnen einfach nur sagen, dass es sehr toll ist, wie Sie das machen. Wenn es den Patienten schlecht geht, freuen sie sich trotzdem, wenn Sie im TV zu sehen sind." Das läuft natürlich runter wie Öl und man bekommt eine Gänsehaut.
Durchbruch mit "Sturm der Liebe": So kam Sepp Schauer zur Schauspielerei
Herr Schauer, Sie sind erst verhältnismäßig spät ins Schauspielfach gewechselt. Warum wollten Sie es mit 30 Jahren dann doch versuchen?
Ich hatte zur Schauspielerei überhaupt keinen Bezug. Als Kind wollte ich mal Sänger werden. Ein Freund von mir, Georg Maier, hatte die Iberl Bühne und fragte mich eines Tages, ob ich denn nicht mal auf der Bühne stehen wolle. So hat das Ganze angefangen und da dachte ich mir: Das probiere ich jetzt. Wenn man dann auf der Bühne steht und die Zuschauer jubeln, ist das eine Art Rausch – man will das unbedingt wiederhaben.
Und was passierte danach?
Ab 1981 habe ich dann viel Theater gespielt und es kamen auch kleinere Auftritte im TV dazu. Zu dieser Zeit hatte ich aber auch Wirtshäuser, was für mich eine schöne Symbiose darstellte. Irgendwann merkte ich, dass ich an meiner Sprache und Phonetik arbeiten muss. Ich nahm Sprech- und Schauspielunterricht und dann wurden die Angebote immer mehr. 1999 musste ich dann überlegen, ob ich die Gastronomie oder die Schauspielerei weiterführen will. Und da gab es für mich nur eine Entscheidung. Zur Jahrtausendwende habe ich schließlich mein Wirtshaus verkauft und mir etwas blauäugig gedacht: So, jetzt bin ich nur noch Schauspieler. Anfänglich war es jedoch etwas zäh, bis 2005 das Angebot von "Sturm der Liebe" kam. Von da an hat es wirklich geklappt. Ich bin also in diese Branche reingerutscht.
Gibt es in der Branche auch einen Schönheitsdruck für Männer?
Ich glaube schon, dass es das gibt. Man kann nicht Schauspieler sein, wenn man nicht ein bisschen eitel ist. Eitelkeit ist ja eigentlich nichts Positives, aber ein bisschen eitel muss man schon sein und auf sein Äußeres achten. In meinem Alter ist es, Gott sei Dank, nicht mehr so dramatisch (lacht), aber für unsere jungen Kollegen ist es schon so, dass sie auch aufgrund von Social Media verstärkt auf ihr Aussehen achten müssen. Es geht dabei nicht um Schönheit, sondern mehr um Stil und Ausstrahlung.
Sepp Schauers unstetes Leben als Wirt und Künstler: "Deshalb habe ich keine Kinder"
Offiziell gelten Sie als skandalfrei und führen ein beschauliches Leben in München: Wie tickt Sepp Schauer denn privat?
(lacht) Ich würde mich zwar nicht als langweilig bezeichnen, aber definitiv als skandalfrei. In meinem Alter muss ich nicht auf jedem Fest oder Premiere bis morgens früh um 4 Uhr feiern. Das hält sich also in Grenzen. Seit 23 Jahren bin ich mit meiner Ehefrau zusammen, sechs davon verheiratet. Wenn ich mal einen Tag frei habe, gehen wir gerne zusammen Golf spielen.

Sie haben sich in der Vergangenheit als Heiratsmuffel bezeichnet, 2017 haben Sie aber trotzdem mit Ihrer heutigen Ehefrau Corinna den Gang vor den Traualtar gewagt. Was hatte sich damals für Sie geändert?
Die Beziehung mit Corinna ist meine langjährigste überhaupt, so lange war ich noch nie mit einer Frau zusammen. Oftmals habe ich das verflixte siebte Jahr nicht erreicht, weil mein Leben sehr unstet war. Ich hatte immer Lokale, die bis um 3 Uhr morgens geöffnet hatten und dann kam auch noch das Theater dazu. Da ist man für ein klassisches Familienleben nicht geeignet, darum habe ich auch keine Kinder. Ich habe mir gesagt: Wenn ich Kinder habe, dann will ich die aufwachsen sehen. Daher haben auch die Beziehungen nie so lange gehalten. So wie es jetzt ist, finde ich es gut. Ich habe ja im Scherz immer gesagt, ich sei nicht "erwachsen" genug fürs Heiraten. Dann kam Corinna und sie hat nie darauf gedrängt vor den Altar zu treten. Das kam dann tatsächlich irgendwann von mir.
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