Interview

Ross Antony erlebte Mobbing wegen sexueller Orientierung: "Ich verstecke es nicht"

Vor wenigen Tagen hat Ross Antony sein neues Album veröffentlicht. Mit der AZ spricht der Sänger über seine Vergangenheit als Teenie-Star, seinen Alltag mit Ehemann Paul Reeves und die Bedeutung des Pride Month.
Sven Geißelhardt
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Ross Antony ist seit Jahren in der deutschen Schlagerbranche erfolgreich.
Ross Antony ist seit Jahren in der deutschen Schlagerbranche erfolgreich. © BrauerPhotos / F.Seidel

In ganz Deutschland wehen aktuell die Regenbogen-Flaggen, denn während des Pride Month wird auf die LGBTQI*-Community aufmerksam gemacht. Ross Antony hat bereits vor Jahrzehnten öffentlich sein Coming-out gefeiert und gilt vielen als Vorbild.

Was hat sich seither aus seiner Sicht verändert? Wie lebt er privat mit seinem Ehemann Paul Reeves? Die AZ hat bei dem sympathischen Schlagersänger mal nachgehakt.

AZ: Herr Antony, in Deutschland wird aktuell der Pride Month gefeiert. Sehen Sie es nach wie vor als notwendig an, auf die queere Community aufmerksam zu machen?
ROSS ANTONY: Ja, es ist ja nicht nur ein "Aufmerksamkeit machen", wir feiern in diesem Monat auch gemeinsam unsere queere Community. Und die Repräsentation ist wichtig – zu zeigen "das alles sind wir", die bunte Mischung und wir lieben genauso wie alle anderen. Für mich ist der Pride Monat aber vor allem ein schöner Monat, wo wir alle zusammenkommen und uns selbst ein bisschen feiern und uns gegeneinander stärken.

Ross Antony erlebte Mobbing wegen sexueller Orientierung: "Ich verstecke es nicht"

Sie haben zu Ihrer Schulzeit Mobbing und Ausgrenzung aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung erfahren. Hat sich die Gesellschaft, Ihrer Meinung nach, inzwischen zum Positiven gewandelt?
Auf jeden Fall, es ist schon viel Positives passiert. Es ist nicht etwas Außergewöhnliches, wenn man schwul ist und ich verstecke es auch nicht. Man merkt schon den Unterschied, ob man in Berlin oder auf dem Land unterwegs ist. Grundsätzlich erfahre ich aber viel Zuspruch und Normalität. Ich weiß aber, dass es nicht alles so geht und so lange das so ist, werde ich auch nicht müde, darauf hinzuweisen.

Herr Antony, mit "100% Ross" veröffentlichten Sie am 16. Juni Ihr zehntes Studioalbum. Was erwartet die Fans?
Der Name ist Programm. Das Album ist voll und ganz: Ross. Alles dreht sich um die Liebe, ich finde, nichts ist wichtiger in dieser Zeit. Ich möchte, dass die Leute ein gutes Gefühl haben, wenn sie mein Album hören, ihnen ein Lächeln auf die Lippen zaubere. Und wie geht das besser, als mit ganz viel Liebe. Und Liebe kann alles sein: Liebe zu den Eltern, Liebe zum Partner, Liebe zum Beruf und ganz bestimmt Liebe zum Tanzen – das kann man besonders gut zu meinem Album!

Ross Antony feiert Erfolge in Schlagerbranche: "Es wird nie langweilig"

Hätten Sie jemals gedacht, dass Sie mal so große Erfolge in der deutschen Schlagerbranche feiern?
Natürlich hofft man als Künstler immer auf einen Erfolg. Aber dass ich jetzt 10 Jahre nach meinem Start in der Schlagerbranche immer noch erfolgreich Musik machen darf – das weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Ich habe wirklich treue, tolle Fans und gewinne immer wieder neue dazu. Es wird nie langweilig und so lange ich die lachenden Gesichter vor der Bühne bei meinen Auftritten sehe, mache ich weiter. Auf die nächsten 10 Jahre!

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Sie singen inzwischen hauptsächlich auf Deutsch und leben seit Jahren in Deutschland. Haben Sie inzwischen Wortfindungsschwierigkeiten, wenn Sie Englisch sprechen?
Nein, das nicht. Manchmal vergesse ich aber, wo ich bin. Neulich habe ich zum Beispiel beim Einkaufen in England auf Deutsch nach einer Tüte gefragt, die Verkäuferin schaute mich mit großen Augen an und ich dachte "Ist die Frage so ungewöhnlich?" Dann fiel mir auf: Das war Deutsch… und ich habe es dann nochmal auf Englisch gefragt. Solche Sachen passieren oft. Mein Mann und ich sprechen aber nach wie vor Englisch miteinander, so verlerne ich nichts.

Für den Song "Darum gibt es Liebe" haben Sie sich Kylie Minogues Hit "I should be so lucky" als Vorbild genommen. Waren Sie nervös, in diese weltberühmten Fußstapfen zu treten?
Nein, es ist ja eher eine Hommage an Kylie. Ich weiß noch, wie ich als kleiner Junge mit einer Bürste vor dem Spiegel stand und "I should be so lucky" sang und von den großen Bühnen der Welt träumte. Hier schließt sich der Kreis, das finde ich toll.

"Castingshow"-Stempel": Spürt Ross Antony noch immer die Auswirkungen?

Was bedeutet Liebe für Sie persönlich?
Liebe ist mein Motor und meine Motivation, Liebe tritt mich an und lässt mich zum Beispiel in den Armen meines Mannes zur Ruhe komme. Ich liebe meine Mama und vermisse meinen verstorbenen Papa sehr – als Kind habe ich ihre Liebe immer gespürt.

2001 starteten Sie Ihre Karriere als Popstars-Kandidat und schafften es in die Band "Bro'Sis". Spüren Sie heute noch einen "Castingshow"-Stempel?
Nein, überhaupt nicht. Viele Menschen, die mir schon lange folgen, kennen mich von Popstars und verbinden ihre eigene Jugend damit. Ich höre oft "Bro'Sis war mein erstes Konzert". Ich bin stolz auf das, was wir zusammen erreicht haben – aber Bro'Sis ist jetzt auch bald 20 Jahre her. Dazwischen habe ich viel gemacht, Popstars hat alles möglich gemacht, dafür werde immer dankbar sein.

Haben Sie noch Kontakt zu den ehemaligen "Bro'Sis"-Mitgliedern?
Ja, wir hören und sehen uns alle immer wieder. Es ist toll, wie bei einer Schulklasse, man hat viel zusammen durchgemacht, hatte eine wunderschöne Zeit. Wenn wir uns sehen, reden wir oft darüber und fast jeder Satz fängt an mit "Weißt Du noch…"

So lebt Ross Antony mit Ehemann Paul Reeves privat

Wie verbringen Sie mit ihrem Ehemann Paul ihre Zeit abseits des Rampenlichts?
Ein bisschen langweilig, aber schön: auf unserer Terrasse mit einem schönen Glas Wein und leckeren Essen. Vielleicht einen neuen Film abends schauen und einfach die Zeit gemeinsam genießen. Noch eine große Runde mit unserem Hund Aura und mein Glück ist perfekt.

Paul Reeves (li.) und Ross Antony sind seit 2017 verheiratet.
Paul Reeves (li.) und Ross Antony sind seit 2017 verheiratet. © imago images/Future Image

Seit Ihrem Sieg bei "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" sind sie nicht mehr im Reality-TV als Kandidat angetreten. Würden Sie sich nochmal in eine derartige Show trauen?
Nicht ganz, ich mache immer noch gern bei "Reality" Formaten wie "Mission: Job Unknown" oder "Das große Promibacken" mit. Es macht mir einen Riesenspaß – ich stelle mich immer wieder gern Herausforderungen. Der Dschungel war damals wirklich hart, das muss ich nicht nochmal machen – aber auch da kann ich sagen, ich bereue keine Minute. Es war die richtige Zeit dafür, der richtige Ort und ich habe die Krone nach Hause geholt, King Ross der 1. ist immer noch stolz auf den Gewinn.

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5 Kommentare
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  • Kangaroo am 24.06.2023 14:24 Uhr / Bewertung:

    Ross Antony, Grinsekatze und Schlagerfuzzi.

  • Rudi 678 am 24.06.2023 12:53 Uhr / Bewertung:

    Ich hätte gerne mal wieder etwas Normalität. Seit Wochen befindet sich die Stadt und mein Arbeitgeber im Regenbogenfieber. Die gleichen die sich vorab mit Ukrainefahne zeigten haben jetzt den Regenbogen im Hintergrund.

  • Knitterface am 24.06.2023 10:55 Uhr / Bewertung:

    Pride Month? Was is iatz des?

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