Ralf Moeller: Meine veganes Leben

Der Körper als Kapital: Als Bodybuilder und Mr. Universum fing Ralf Moeller (60) seine Karriere an, bevor ihn Hollywood entdeckte und er eine Kraftpaket-Rolle im "Gladiator" bekam.
So weit, so bekannt. Was nur wenige wissen: Moeller lebt vegan. Gerade postete der Exportschlager aus Recklinghausen ein Vorher-Nachher-Bild auf Instagram, das seine körperliche Veränderung seit der Ernährungsumstellung verdeutlicht. Die AZ sprach mit dem Wahl-Amerikaner über sein neues Leben.
AZ: Lieber Herr Moeller, Sie überraschen: Sie schlürfen morgens weder Eiweiß-Shakes noch hauen Sie sich abends Berge von Steaks rein?
RALF MOELLER: Um Himmels willen, dann wäre ich wahrscheinlich schon unter der Erde. Nebenbei bemerkt, starte ich mit Haferflocken in den Tag. Was viele Menschen nicht glauben, aber ich weiß, als eher aktiver Mensch, wovon ich spreche: Sport und Fitness sind schön und gut, aber 70 Prozent macht die Ernährung aus.
Wie kam es zu Ihrem Sinnes- und Ernährungswandel?
Ich bin keine 20 mehr, natürlich mache ich mir Gedanken ums Älterwerden. Wir investieren extrem viel in unseren Lebensabend – leider nur finanziell. Wir zahlen in die Rentenkasse ein, sparen und so weiter. Aber wir müssen anfangen, mehr in unseren Körper zu investieren, das ist wichtig. Und das habe ich glücklicherweise vor ein paar Jahren erkannt.
Gab es einen konkreten Auslöser?
Meine Cholesterin-Werte waren erhöht, sonst war alles gut. In Amerika, in gewissen Kreisen, gibt es den Veggie-Trend schon viel länger. Wenn man Brad Pitt oder Leo DiCaprio trifft, die beide fantastisch ausschauen, unterhält man sich auch mal über deren Ernährung. Das Geheimnis lautet: wenig Fleisch, viel Gemüse.
Sie haben von einem Tag auf den anderen Fleisch aus Ihrem Speiseplan gestrichen?
Nein, das hätte ich nicht gepackt. Ich habe gerne Fleisch gegessen. Hätte mir damals, als ich mit 27 Mr. Universum geworden bin, jemand gesagt, dass ich später vegan leben würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Huhn, Fisch, Steak – das alles hat zu meinem Leben gehört. Aber irgendwann fängt man an, sich Gedanken zu machen.
Was überlegten Sie?
Ich habe über Klima- und Tierschutz nachgedacht, über diese schreckliche Massentierhaltung, das unnötige Abschlachten von Nutztieren. Es geht uns allen immer noch zu gut, so dass wir zu wenig ändern. Ich habe mich immer mehr informiert und mal einen Veggie-Tag eingelegt – und geschaut, wie ich mich danach fühle. Ganz einfach. Nur: Wenn ich in Deutschland war, fiel es mir schwer, auf Fleisch zu verzichten. Auf der Wiesn hatte ich plötzlich doch wieder ein Schnitzel auf meinem Teller.
Warum? Veggie ist auch hier immer verbreiteter.
Ja, das schon. Trotzdem ist es in L. A. um Welten einfacher, sich vegan und dabei abwechslungsreich zu ernähren. Viele Menschen verbinden mit vegan eine eher freudlose, unsexy Lebensweise. Das ist falsch. Es geht nicht darum, zu verzichten oder gar zu hungern, sondern neue hervorragende Gerichte zu entdecken.
Zum Beispiel?
Ich liebe veganes Reiscurry, vegane Pizza Margherita, habe Rote Bete für mich entdeckt, Reis- und Mandelmilch. Der Beyond-Meat-Burger ist mittlerweile ja auch in Deutschland angekommen, dabei gibt es noch sehr viel mehr Produkte, die wie Fleisch schmecken und in Wahrheit pflanzlich sind.
Wann haben Sie das letzte Mal Fleisch gegessen?
Ich weiß es nicht mehr. Muss etwa drei Jahre her sein.
Wie fühlen Sie sich heute?
Ich habe eine andere Energie. Kann besser schlafen, mich besser konzentrieren. Ich fühle mich besser in Form.
Ihre Cholesterin-Werte?
Waren nach zwei Monaten veganer Lebensweise wieder top.
Sind Muskeln geschrumpft?
Das denken viele. Aber: nein. Es geht beim Muskelaufbau um Proteine, die nehme ich mehr denn je zu mir. Allein Bohnen sind Proteinbomben. Gestern sagte mir mein Arzt nach einem Check, dass ich die Werte eines 39-Jährigen habe.
Wie gut, dass Zigarren vegan sind, oder?
Ja, und Rotwein auch. Am Wochenende lasse ich es mir gerne gut gehen. Ich will niemanden bekehren. Aber hin und wieder kann es nicht schaden, sich ein paar Gedanken zu machen, was man so in sich hineinstopft.