Nur ein Stern: Jeff Bezos' Frau rügt Biografie auf Amazon
Los Angeles - Als "definitive Geschichte von amazon.com" und dessen "brillianten Gründer Jeff Bezos" wird das Buch "Der Allesverkäufer" beworben, das vergangenen Monat in die Buchläden gekommen ist. Ein großes Versprechen, das nicht nur durch Lob, sondern auch Kritik an der Unternehmenskultur eingelöst werden soll - und an dem just Bezos' Ehefrau MacKenzie so ihre Zweifel hegt. Sie hat nun einige Richtigstellungen angebracht. Und zwar nicht irgendwo, sondern am vermutlich naheliegendsten Ort: MacKenzie Bezos hat dem Buch kurzerhand einen Stern in einem Review auf amazon.com verpasst!
Die Gründer-Gattin ist selber Schriftstellerin - entsprechend eloquent ist der Text geraten, mit dem sie der Wahrheit zu ihrem Recht verhelfen will. Weniger ein Verriss, als mehr eine enttäuschte Kritik unter Kollegen hat MacKenzie Bezos unter der Überschrift "Ich wollte dieses Buch mögen" verfasst. Darin moniert sie unter anderem, der Anfang der Biografie sei zwar gut geschrieben - aber leider nicht wahr: Ihr Mann habe das Buch "Remains of the Day", das ihn zur Gründung inspiriert haben soll, zwar gelesen. Aber erst ein Jahr nach dem Start von Amazon. Außerdem schreibe Autor Brad Stone häufig über Gefühle und Gedanken Jeff Bezos' - ohne mit diesem je persönlich gesprochen zu haben.
Aber natürlich geht es nicht nur um Schönheitsfehler. MacKenzies Bezos will auch mitteilen, dass es bei Amazon gar nicht so kalt zugehe, wie im Buch beschrieben. Es handle sich um ein "einseitiges und irreführendes Porträt der Menschen und der Kultur bei Amazon". Jeff Bezos selbst hat sich noch nicht geäußert. Eine Kritik aus der Feder seiner Frau wirkt aber vermutlich auch glaubwürdiger. Die begründet ihre Kenntnis nicht nur mit 20 Jahren Ehe, sondern auch mit jahrelanger Arbeit rund um das Projekt Amazon: Sie sei dabeigewesen "als er den Businessplan schrieb" und habe "mit ihm und anderen in der umgebauten Garage" gearbeitet.
Seine Sicht der Dinge dargelegt hat unterdessen bereits Buchautor Stone. Über Gefühle und Gedanken von Porträtierten zu schreiben sei eben handwerklicher Standart, auch im Non-Fiction-Bereich, rechtfertigte er sein Werk laut "New York Times" in einem Interview. Der Fehler bezüglich Bezos' Lektüre von "Remains of the Day" auf den ersten Seiten des Buches werde in künftigen Druckfassungen berichtigt, heißt es dort. Im Übrigen habe Jeff Bezos ein persönliches Recherche-Interview abgelehnt gehabt - und sich auch nach Erscheinen des Buches nicht persönlich gemeldet, betonte Stone.
Notiz am Rande: Nicht nur bei der Veröffentlichung ihrer Richtigstellungen, auch bei ihren eigenen Buchkäufen scheint MacKenzie Bezos standesgemäß Amazon treu zu sein. Ihr Review auf amazon.com ist als "verified purchase" gekennzeichnet. Das heißt, die Gründer-Ehefrau hatte ihre E-Book-Kopie von "Der Allesverkäufer" wohl tatsächlich über Amazon bezogen - und nicht etwa im örtlichen Buchhandel gekauft.
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