"Mr. Republic" will die britische Monarchie abschaffen

Die Krönung von König Charles III. rückt näher. Doch Graham Smith will davon nichts wissen. Warum er Großbritannien zu einer parlamentarischen Republik machen will.
Susanne Ebner |
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König Charles II. und Königsgemahlin Camilla winken der Menge zu - sind sie als Repräsentanten der Monarchie noch zeitgemäß?
König Charles II. und Königsgemahlin Camilla winken der Menge zu - sind sie als Repräsentanten der Monarchie noch zeitgemäß? © O. Humphreys/dpa

Graham Smith ist optimistisch und will das auch zeigen. Wenn eine Kamera auf ihn gerichtet ist, lächelt er betont selbstbewusst hinein. Der 48-jährige Aktivist spricht vor einer Gruppe von Journalistinnen und Journalisten in einem Club im Londoner Zentrum. Sein Outfit ist schlicht, aber edel. Er trägt ein schwarzes Sakko, darunter ein schwarzes T-Shirt und eine Armbanduhr.

"Mr Republic" Graham Smith.
"Mr Republic" Graham Smith. © ZUMA Press Wire | Tayfun Salci/dpa

Obwohl er in diesen Tagen viele Interviews gibt, präsentiert er sein Vorhaben gewohnt enthusiastisch. Er setze sich als Teil der Organisation "Republic" für die Abschaffung der Monarchie ein. "Wir wollen, dass Großbritannien eine parlamentarische Republik wird, mit einem gewählten Staatsoberhaupt", erklärt der Chef der Bewegung den Medienvertretern.

Anti-Monarchist: Für Abschaffung der Monarchie

Diese wissen jedoch natürlich längst, wer er ist. Smith gilt durch seine mediale Präsenz als der derzeit bekannteste Anti-Monarchist in Großbritannien. Dass er einmal sozusagen "Mr. Republic" würde, sei aber natürlich nicht geplant gewesen, sagt er und lacht. Wichtig sei ihm das Thema jedoch schon seit seiner Jugend. "Als Zwölfjähriger sollte ich mir in der Schule die Hochzeit von Prinz Andrew und Sarah Ferguson anschauen", erzählt er.

Aus Protest verließ er damals den Raum. Nachdem er einige Jahre in Australien gelebt habe, sei ihm "durch den Abstand" schließlich klar geworden, dass sich in Großbritannien etwas ändern müsse. 2002 trat er der 1983 gegründeten Organisation "Republic" bei. 2005 wurde er der Chef der Bewegung. Seitdem habe diese zahlreiche Unterstützer hinzugewonnen. Smith spricht von 130.000, von denen "ein kleiner Teil" regelmäßig Geld spende.

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Im Laufe der Zeit habe sich viel verändert. Vor allem aber sei sein Job einfacher geworden. "Unsere Botschaft fällt auf viel fruchtbareren Boden, die Menschen sind viel eher bereit, zuzuhören", sagt er. Smith begründet dies mit der sinkenden Unterstützung für die Royals. Dies bestätigen Umfragen des Meinungsforschungsinstitutes YouGov.

Knappe Mehrheit der Briten kein Interesse an Krönung 

Sie ergaben, dass sich eine knappe Mehrheit der Briten (52 Prozent) nicht für die Krönung interessiert. Drei Viertel der 18- bis 24-Jährigen spricht sich sogar für die Abschaffung des Königshauses aus oder stehen ihm gleichgültig gegenüber.

Um diesem Stimmungsbild Ausdruck zu verleihen, sollen etwa 1.000 "Republic"-Mitglieder am Tag der Zeremonie demonstrieren, so der Aktivist: "Wir wollen der Welt zeigen, dass wir kein Land der Royalisten sind." Dafür würden sie sich am 6. Mai am Trafalgar Square entlang der Prozessionsroute postieren. Wie bereits bei früheren Veranstaltungen wollen sie wieder "Not my King", "Nicht mein König" skandieren. Auch Buhrufe sollen zu hören sein, sagt der "Republic"-Chef.

Die Krönung hat der Organisation schon jetzt viel Aufmerksamkeit eingebracht. Sie bietet den Aktivisten eine Bühne. Smith nutzt sie, um eine weitere Behauptung infrage zu stellen. Er bezweifle, dass die Monarchie in ihrer jetzigen Form wichtig sei, um den Tourismus zu befördern. "Die Menschen kommen wegen unseres historischen Erbes", sagt er.

Anti-Monarchist: Schlösser sollen Museen werden

Eine Monarch als Staatsoberhaupt sei dafür nicht nötig. "Der Tower of London ist viel besser besucht als der Buckingham-Palast. Und dort lebt schon seit Jahrhunderten keiner mehr." Wenn die Schlösser zu Museen umgewandelt würden, werde dies nicht weniger, sondern sogar mehr Touristen anziehen, glaubt er.

Ob er selbst die Abschaffung der Monarchie noch erleben wird, will ein Journalist von ihm wissen: "Es wird eines Tages passieren, warum dann nicht in meiner Lebenszeit?", entgegnet Smith gewohnt schlagfertig. Der Verfassungsrechtler Robert Hazell vom University College London stellt dies Prognose jedoch infrage. Die Statistiken belegten zwar, dass vor allem die jüngeren Menschen der Monarchie besonders kritisch gegenüberstehen. "Dies war aber schon immer der Fall", betonte er.

Und: "Selbst wenn man die Royals nicht mag, bleiben sie immer noch Teil der Vorstellungswelt", sagte Jean Seaton, Historikern an der University of Westminster.

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