Michael Käfer über seinen Vater: "Immer eine große Rivalität da"

Am Dienstag erscheint die Autobiografie von Michael Käfer. Im Interview erzählt der Gastronom, wie stark ihn sein Vater Gerd Käfer geprägt hat – im Guten wie im Schlechten.
von  Ruth Frömmer
Michael Käfer ist seinem Koch Bobby Bräuer dankbar für die Zeit im Esszimmer.
Michael Käfer ist seinem Koch Bobby Bräuer dankbar für die Zeit im Esszimmer. © Sigi Müller

München - Michael Käfer ist Herr über ein Gastro-Imperium. Den Grundstein für seinen großen Erfolg legte sein Vater Gerd Käfer, als er den Feinkostladen der Großeltern um einen Party-Service ergänzte. Heute agiert Käfer weltweit in Sachen Einzelhandel, Gastronomie und Catering.

Michael Käfer hat das Familienunternehmen auf seine ganz eigene Art noch größer gemacht. Im AZ-Interview spricht er über seine Kindheit und Jugend. Und er macht klar: Sein Beruf liegt ihm einfach im Blut.

AZ: Herr Käfer, warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Ihre Autobiografie?
MICHAEL KÄFER: Ich habe eines Tages durch Zufall den Journalisten Kai Psotta auf dem Oktoberfest kennengelernt und später auch seine Hochzeit geplant. Letztes Jahr hat er mich gefragt: "Kann ich ein Buch über dich machen?" Ich habe gleich Ja gesagt – und plötzlich dann doch Angst vor meiner eigenen Courage gekriegt (lacht). Aber hier sind wir nun.

Was bedeutet der Buchtitel "Der geliehene Freund"?
Das bezieht sich sehr stark auf unseren Event-Bereich. Wenn wir Veranstaltungen machen, privat oder für Firmen, kommen wir sehr intensiv mit unseren Kunden zusammen. Wenn wir zum Beispiel bei einer Hochzeit die Menschen kennenlernen, die Braut, den Bräutigam, die Eltern, werden wir für eine kurze Zeit ein Familienmitglied, ein guter Freund. Wenn die Veranstaltung vorbei ist, muss klar sein, dass diese Beziehung dann wieder vorbei ist. Dann rufen uns die Leute vielleicht wieder an, wenn es eine Taufe oder Ähnliches gibt.

Käfer-Buch: Am Anfang wird es sehr sportlich

Ungewöhnlich für einen Gastgeber: In den ersten vier Kapiteln geht es weitgehend um Fußball und den FC Bayern. Warum?
Das ging hauptsächlich von Kai Psotta aus, der ja Sportjournalist war. Als wir angefangen haben, gingen unsere ersten Gespräche um Fußball. Ich habe eine große Liebe zum FC Bayern und bin dem Verein auch freundschaftlich verbunden. Er hat auch mein Leben ein bisschen geprägt. Im Nachhinein war mir der Fußball im Buch fast ein bisserl zu viel, aber das passt schon so. Irgendwie sind wir ja beide Münchner Institutionen. Der FC Bayern natürlich noch viel mehr als Käfer.

Haben Sie selbst Fußball gespielt?
Klar habe ich wie fast jeder Junge Fußball gespielt. Natürlich auch bei den Bayern. Aber nicht auf einem großartigen Niveau.

Wie war denn der Teenager Michael Käfer, was war Ihre Leidenschaft?
Zum einen Sport. Aber auf der anderen Seite schon immer der Beruf, den mein Vater Gerd Käfer ausübte. Ich war immer in der Firma und habe mit großer Freude mitgearbeitet. Es ist einfach schön, wenn du als Kind eine Backstube hast, etwas mit dem Konditor machen kannst. Meine Hausaufgaben hab ich dann in einer Ecke im Erker gemacht. Es war schön zum Spielen dort, aber ich habe schon als Kleiner Geld verdient – mit Tüten raustragen und solchen Sachen.

Käfer über seinen Vater: "Viele Vorteile, einige Nachteile"

Im Buch beschreiben Sie, wie Sie am Sterbebett Ihres Vaters über Ihre gemeinsame Beziehung nachdenken. Wie war es denn, als Sohn von Gerd Käfer aufzuwachsen?
Das hatte viele Vorteile und einige Nachteile. Die Vorteile waren, dass ich auch später Möglichkeiten hatte, die andere nicht haben. Zum Beispiel hätte ich ohne ihn und das Ansehen der Familie in den 80ern das P1 nicht eröffnen können. Die Banken und Brauereien hätten mir ja niemals einen Kredit gegeben. Auf der anderen Seite: Wenn du den gleichen Beruf ergreifst wie dein Vater, ist immer eine Rivalität da. Eines der großen Erfolgsthemen meines Vaters war, dass er sich sehr gerne selbst darstellte. Die Feste, die er gemacht hat, hat er gerne als Person zelebriert. Es ist nicht ganz einfach, so eine Konkurrenz im eigenen Haus zu haben. Auf der anderen Seite muss man dann als Sohn eben seinen eigenen Weg gehen. Den bin ich gegangen und da waren wir ganz häufig einer Meinung. Und es ist ja alles super gut ausgegangen. Und ich habe das ganze Leben über unwahrscheinlich viel Respekt und Liebe von ihm bekommen. Sicherlich in einer anderen Weise, als ich es heute mit meinen Kindern habe. Die nehme ich auch mal in den Arm und bin jeden Tag bei ihnen.

Gerd Käfer starb 2015
Gerd Käfer starb 2015 © dpa

Haben Sie je darüber nachgedacht, dem Familienunternehmen den Rücken zu kehren?
Eigentlich nie. Klar ist man mal sauer. Aber das alles hier ist einfach in mir drin.

Neben allen Enttäuschungen, schreiben Sie, hat Ihr Vater Ihnen viel gegeben. Was?
Er hat mir wahnsinnig viel beigebracht. Das Größte, was er mir gegeben hat, ist, so ein Unternehmen aufgebaut zu haben, einen Namen, der weit über München hinaus bekannt ist. Er hat einen tollen Grundstein für mein weiteres berufliches Leben gelegt, mir aber auch viele Dinge indirekt beigebracht: Dass man nur Chancen hat, wenn man fleißig ist. Er hat mir beigebracht, wie extrem wichtig es ist, selbst etwas vorzuleben. Er hat immer alles vorgelebt, war sich nie zu schade, etwas selbst zu machen. Daraus habe ich viel gelernt.

Was denn?
Besonders in unserer Situation konnte ich das gut gebrauchen. Wir hatten ja nicht so ein gutes Familienverhältnis. Mein Vater hat meine Mutter und mich verlassen. Ich bin bei ihr und meiner Großmutter aufgewachsen. Gerade dann möchte man es seinem Vater zeigen und ihm ein bisschen imponieren, damit er stolz auf einen ist. Das ist eine Challenge, an der man zerbrechen kann. Es kann aber auch gut ausgehen, wie in meinem Fall.

Michael Käfer: "Das Allerwichtigste ist, dass man alle Menschen gerne hat"

Sie schreiben auch, dass Sie für Ihre Söhne ein anderer Vater sein möchten. Was macht einen guten Vater aus?
Das ist eine wahnsinnig schwierige Frage, die ich häufig mit meiner Frau Clarissa diskutiere. Ich bin mit einem anderen Familienbild aufgewachsen, als es heute üblich ist. Damals war das Kind noch viel mehr von der Mutter geprägt. Ein guter Vater ist jemand, der in dem Moment da ist, wenn die Kinder ihn brauchen. Der versucht, sich in sie hineinzudenken. Und ihnen auch bestimmte Dinge beibringt und vorlebt, ja nie arrogant zu sein. Was mir das Allerwichtigste ist, dass man alle Menschen gerne hat. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass mindestens 90 Prozent aller Menschen gut sind. Egal, was meine Kinder einmal machen möchten, ob sie die Firma übernehmen wollen oder nicht. Mit dieser Lebenseinstellung werden sie auch erfolgreich und glücklich sein. Das kann man nur sein, wenn man die Menschen gerne hat.

Sie sagen: Ihre Werte haben Sie von Ihrer Mutter Hilde Käfer. Welche Werte sind das?
Meine Mutter hat mir viele emotionale Dinge beigebracht. Sie war aber auch extrem ordentlich und fleißig. Und auch, wenn sie meinen Vater als Ehemann verlor, war sie sehr glücklich, dass sie ein Kind mit ihm zusammen hatte, und hat mir wahnsinnig viel Herzenswärme gegeben.

Im Buch hat man das Gefühl, bei Ihnen hat sich alles immer irgendwie gefügt. Gibt es auch Entscheidungen, die Sie bereuen?
Nein. Sicher gibt es kleine und auch größere schlechte Entscheidungen. Aber es ist wirklich alles immer gut ausgegangen. Wir alle sind doch von unseren Siegen und Niederlagen geprägt. Solange die Siege ein bisserl überhand haben, ist doch eigentlich alles gut. Wenn mir manche Menschen erzählen, dass alles nur schlecht ist, ist das doch Blödsinn. Du hast es letztlich in der Hand. Natürlich gehört auch ein bisschen Glück dazu. In meinem Fall war es der Grundstein, den mein Vater für mich gelegt hat, und natürlich auch, in der richtigen Zeit in der richtigen Stadt zu leben. Denn auch der Stadt München haben wir viel zu verdanken. Es hätte auch alles schiefgehen können. Aber es ist wie beim Sport. Man kann ein Erfolgserlebnis haben und noch eins. Wenn dann eine Niederlage kommt, kämpft man so lange, bis der Erfolg wiederkommt.

Wenn es Ihren Vater nicht gegeben hätte: Was wären Sie dann beruflich geworden?
Ich kann mir das fast nicht vorstellen. Als Kind wollte ich einmal Hoteldirektor werden. Mich hat schon immer alles interessiert, was mit Dienstleistung zu tun hat. Mir liegt mein Beruf total. Es ist zwar oft auch schwer mit so vielen Mitarbeitern. Aber man hat immer die Möglichkeit, direkt Feedback von den Leuten zu bekommen. Wenn ich durchs Restaurant gehe und merke, dass es den Leuten schmeckt, ist das schön.

Welche Jahreszeit ist die anstrengendste?
Das Extremste ist das Oktoberfest: Da kriegt man eigentlich nur indirekten Applaus von den Leuten, alle sind glücklich. Und wenn wir abends dann das Zelt schließen, steht vor der Türe immer noch eine Steh-Band, die noch ein paar Lieder spielt. Das ist mit das Schönste!

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