Kate und William reisen nach Kanada
David Hutton hat den 20-Dollar-Blick. Die Aussicht aus seiner exklusiven Moraine Lake Lodge war einst auf dem kanadischen 20-Dollar-Schein, zusammen mit Königin englische Queen Die Königin von Großbritannien ist da immer noch, denn sie ist nach wie vor Staatsoberhaupt von Kanada.
Calgary - Ihr frisch vermählter Enkel Prinz William und seine Frau Catherine (beide 29) reisen am Donnerstag nach Kanada. Dort sprechen die Leute von kaum etwas anderem mehr. Hutton freut sich über den royalen Besuch vom 30. Juni bis zum 8. Juli - mancher Kanadier aber überhaupt nicht.
Kanada ist eine Monarchie ohne Monarchen im eigenen Land. Offiziell ist das zweitgrößte Land der Erde seit nicht einmal 30 Jahren unabhängig. Als es sich 1982 für selbstständig erklärte, gab es anderswo auf der Welt kaum noch Kolonien. Doch Elizabeth ist auch heute noch Staatsoberhaupt und könnte mit einer Unterschrift das Parlament in Ottawa auflösen. Täte sie es wirklich, wäre es allerdings vorbei mit der Monarchie in Kanada. Denn es gibt durchaus Widerstand gegen den "royalen Firlefanz". Die Geschäfte eines Staatsoberhauptes führt zwar ein Generalgouverneur, doch alle paar Jahre, bisher 22 Mal in 60 Jahren, kommt die Königin vorbei. Und diesmal ihr Enkel.
"Weil sie gerade erst verheiratet sind, ist das Interesse an Catherine und William immens", sagt Hotelier Hutton. "Hunderte Fotografen und Schreiber aus der ganzen Welt werden jeden ihrer Schritte verfolgen." In der Tat: Hatte Williams Oma beim Kanadabesuch vor einem Jahr noch 18 Journalisten im Tross, sind es jetzt mehr als zehnmal so viele. Insgesamt haben sich 1300 Journalisten aus aller Welt akkreditiert. Jede Sekunde steht das junge Paar unter Beobachtung, wenn es Quebec und Prince Edward Island im Osten Kanadas, das kleine Yellowknife in den rauen Northwest Territorien und zum Abschluss, vor einem Abstecher nach Los Angeles, Calgary in der Provinz Alberta besucht.
"Ich freue mich, dass das königliche Paar in meine Heimatstadt kommt, weil Calgary den Geist des kanadischen Westens verkörpert", sagt Hutton. "Die beiden können sich schon einmal auf ihre weißen Hüte freuen." Wenn Kate und William die Calgary Stampede besuchen, das größte Rodeo der Welt, sollen ihnen die Cowboyhüte aufgesetzt werden. "Ja, das mag etwas kitschig erscheinen", sagt Hutton, "aber es ist ein schöner Willkommensbrauch seit mehr als 50 Jahren."
Kanada hat am Mittwoch sogar noch eine Briefmarke zur Hochzeit herausgebracht, die dritte. "Königlicher Hochzeitstag" steht auf Englisch drauf, "Es lebe das Brautpaar!" auf Französisch. Diese Begeisterung für "fremde Monarchen" kann Tom Freda gar nicht nachvollziehen. Der Chef von "Bürger für eine Republik Kanada" kämpft seit Jahren für die Abschaffung der "teuren und absolut nutzlosen Monarchie": "Es ist absurd, dass der kanadische Steuerzahler Millionen für den Besuch zahlt. Es ist eine Sache, wenn die Königin kommt. Aber für den Besuch ihrer Kinder und Enkel zu zahlen, ist verrückt." William sei schließlich kein Diplomat. "Er ist ein Prominenter. Und wir sollten für seinen Besuch genau so viel zahlen wie für einen Besuch von Brad Pitt und Angelina Jolie oder der Beckhams: Nichts!"
"Vielleicht ist das ganze ja eine Generationenfrage", sagt der 32-jährige Dan Hayes aus Toronto schulterzuckend. Für ihn ist die ganze Diskussion "schon interessant, aber eigentlich nicht wichtig". "Für meine Eltern ist das wirklich noch eine große Sache und sie freuen sich auch auf den Besuch, aber ich und meine Freunde haben keine so rechte Verbindung mehr." Die Kronjuwelen hätten ihn bei einem London-Besuch schon beeindruckt. "Aber mein Gott, ich war ja bloß Tourist. Kein Untertan. Als Brite fühlt sich hier niemand mehr." Immerhin: Für den Tourismus sei der Besuch sicher eine feine Sache.
So pragmatisch sieht es auch Lori Coté von der Jasper Park Lodge in den Rocky Mountains. Gleich mehrfach hatte das einst auch bei Marilyn Monroe und John Travolta beliebte Ferienressort die Königin zu Gast, auch andere Royals sind Stammgäste, diesmal wird es aber nichts. "Wir verstehen, dass der Herzog und die Herzogin von Cambridge einen vollen Terminkalender haben", heißt es höflich. "Aber zugleich hoffen wir, dass die unterschiedlichen Regionen unseres Landes bekannter werden und so weltweit Menschen Lust bekommen, Kanada zu besuchen."
Auch Hutton ist optimistisch, obwohl die königlichen Gäste - diesmal - nicht in seine Gegend kommen. "Das ist eine großartige Gelegenheit für alle Städte und Provinzen, die besucht werden." Und natürlich auch für das Land selbst: "Aus Marketingsicht kann sich Kanada für jeden gezahlten Dollar keinen größeren Knaller wünschen."