Helmut Berger - Der Skandal-Schauspieler feiert seinen 70. Geburtstag

Der Märchenkönig feiert Geburtstag. Helmut Berger, berühmt geworden durch seine Rolle als König Ludwig II., wird 70. Er war in den 60er und 70er Jahren ein gefeierter Weltstar. Heute ist von diesem Glanz wenig übrig. Trotzdem hat es der Österreicher geschafft, wieder ins Rampenlicht zurückzukehren. Ein Blick auf eine Karriere voller Höhen und Tiefen.
München - Er ist ein Enfant terrible, ein unberechenbarer Mann, einer, der sich und anderen keine Peinlichkeit erspart. Aber er war auch mal ein gefeierter Star. Am heutigen Donnerstag feiert Helmut Berger ("Salon Kitty"), der einst schönste Mann der Welt, seinen 70. Geburtstag. Der gebürtige Österreicher, der eigentlich Helmut Steinberger heißt, war vor allem Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre ein äußerst gefragter Schauspieler von internationaler Berühmtheit. Doch dann schien seine Zeit vorbei und er verschwand aus der öffentlichen Wahrnehmung. Sein Auftritt im Dschungelcamp 2013 brachte ihn wieder zurück ins Rampenlicht. spot on news blickt auf das Lebenswerk des exzentrischen Mimen.
In den 1960er und 70er Jahren gehörte er zu den absoluten Top-Stars in Europa. Seine Karriere war von Anfang an eng mit Regie-Legende Luchino Visconti verbunden. Die beiden arbeiteten nicht nur zusammen, sie verband auch eine innige Liebesbeziehung. Er lebte mit dem 40 Jahre älteren Visconti, einer der reichsten Männer Italiens und bekennender Kommunist, auf dem Anwesen der Familie bei Mailand. Er machte den Österreicher zu seiner Muse und schließlich zum schillernden Weltstar.
Seinen Durchbruch feierte Berger als Martin von Essenbeck in Viscontis "Die Verdammten" (1969), für die er eine Nominierung für den Golden Globe Award als bester Nachwuchsdarsteller erhielt. Doch erst die Rolle des bayerischen Königs "Ludwig II." (1972) machte ihn für immer unsterblich. In Viscontis gleichnamigen Film lief Berger neben seiner Freundin Romy Schneider (Sissi) zur absoluten Höchstform auf. "Ludwig" gilt heute als Bergers größte Rolle.
Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist Berger auf der ganzen Welt bekannt. Er feiert mit den Beatles und den Rolling Stones und stürzt sich in zahllose Affären - egal ob weiblich oder männlich. Er kennt Bianca Jagger oder Ursula Andress. Alkohol, Drogen und öffentliche Abstürze prägen schon früh die Schlagzeilen. In seltenen Interviews brabbelt er peinlich, unverständlich.
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Doch am 17. März 1976 ändert sich für Berger alles. Seine große Liebe Visconti stirbt nach einem Schlaganfall. Berger sucht verstärkt Trost in Alkohol und Drogen, am ersten Todestag des Regisseurs versucht er sich sogar mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben zu nehmen. Die Angebote für große Filme hören von einem Tag auf den anderen auf. Er hält sich mit zweitklassigen Filmen und Gastrollen in TV-Serien wie etwa dem "Denver Clan" über Wasser.
An seine alten Erfolge kann er nicht mehr anknüpfen, dennoch sorgt er mit seiner Nebenrolle im letzten Teil von Francis Ford Coppolas Trilogie "Der Pate" (1990) und der Hauptrolle in "Ludwig 1881" (1993), in der Berger erneut König Ludwig II. verkörpert, nochmal für Aufsehen. Anschließend wird es ruhig um den Schauspieler und erste Gerüchte um finanzielle Schwierigkeiten machen sich breit, als Berger von Rom nach Salzburg zu seiner Mutter zieht. Die stirbt im Jahr 2009 und bald darauf wird bekannt, dass der einstige Star von einer kleinen Rente von 450 Euro in Salzburg lebt.
Im deutschen Fernsehen macht er nur noch von sich Reden, wenn er wieder einmal in irgendeiner Show eingeladen ist. Denn dann kommt er meist betrunken und plaudert munter drauf los oder leistet sich sonstige Peinlichkeiten, wie anderen Gästen in den Schritt zu greifen. Thomas Gottschalk, der Berger selbst mal in eine Sendung eingeladen hatte, erzählte hinterher über den Auftritt des einstigen Weltstars: "Wer Helmut Berger einlädt, darf nicht erwarten, dass Horst Köhler kommt. Bei bunten Vögeln passiert es halt mal, dass sie blau unterwegs sind. Ich habe bei meinen Interviews schon von so vielen nüchternen Gästen so viele trockene Antworten bekommen, dass ich das Gespräch mit Helmut als ausgesprochen unterhaltsam empfunden habe."
Und genau diese unterhaltsame Mischung aus Star-Allüren und Peinlichkeiten wollte RTL 2013 für sein Format "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" nutzen. Doch nach nur zwei Tagen musste Berger aufgrund der hohen Temperaturen das Dschungelcamp aus gesundheitlichen Gründen wieder verlassen. Trotzdem brachte sich Berger durch seine Teilnahme am Dschungelcamp wieder vermehrt ins Gespräch und konnte jüngst auf den Filmfestspielen von Cannes mal wieder durch sein schauspielerisches Können auf sich aufmerksam machen. Im Wettbewerbsbeitrag "Saint Laurent" verkörpert Berger den alternden Modezar Yves Saint Laurent in dessen letzten Lebensjahren und kassierte von den Kritikern dafür viel Lob.
Vielleicht gelingt ihm im Spätherbst seiner Karriere tatsächlich nochmal ein erneuter Höhenflug. Denn wenn es nach ihm geht, hat er noch ein paar Jahre Zeit, um seine schauspielerische Klasse vor der Kamera zu zeigen: "Ich will hundert werden, das wäre wunderschön", sagte Berger 2009 in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". In diesem Sinne, alles Gute, Helmut Berger!