Heiraten und zusammenziehen? Bloß nicht!
Er ist überzeugter Single, sie bandelt meist mit den falschen, weil verheirateten Männern an. Und doch finden diese beiden unterschiedlichen Menschen zueinander. Wolfgang Rademann († 81) und Ruth Maria Kubitschek (84) verbinden mehr als 40 Jahre Beziehung.
Zwischen ihnen das ist sehr besonders, so anders, mehr als eine große Liebe.
Am Sonntag schließt er in einer Berliner Seniorenresidenz für immer die Augen. „Im letzten Jahr ist er ja schwer gestürzt“, sagt Kubitschek zur AZ. „Gestorben ist er jetzt an einem Nierenschaden. Dabei war er zuletzt, als ich ihn besucht habe, so positiv und optimistisch. Es ging ihm eigentlich wieder besser.“
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Ihre Stimme am Telefon klingt stark und tapfer. Die Trauer möchte sie sich nicht anmerken lassen. Über ihre Liebe haben die beiden eh nie viele Worte verloren, nur ein paar lustige Sprüche oder Anekdoten. Zwei Show-Profis wissen, wie sie ihr Privatleben auch privat halten können.
"Der Herr Rademann" und "die Kubi": Eine unkonventionelle Beziehung
Vor 40 Jahren steckt Ruth Maria Kubitschek („Monaco Franze“, „Kir Royal“), TV-Spatzl und Grande Dame des Films, in einer schweren Lebenskrise. Wolfgang Rademann erkennt ihr Leid, ist für sie da, hört zu, tröstet und hilft. Der erfolgreiche Fernsehmacher und die beliebte Schauspielerin verlieben sich. „Eine späte Liebe“, sagt sie dazu einmal. „Und die wird mit der Zeit immer schöner.“
Vier Jahrzehnte führen „der Herr Rademann“, wie sie ihn liebe- und respektvoll nennt, und „die Kubi“ (er über sie) eine höchst ungewöhnliche und unkonventionelle Beziehung – gerade für ihre Generation. Heiraten wollen die beiden nicht. Zusammenziehen? Bloß nicht. Beide sind starke Charaktere, zu alt und zu faul für Kompromisse – und brauchen ihre Freiheiten.
Er wohnt in Berlin, sie in der Schweiz am Bodensee. Er hat die Arbeit im Kopf, sein Büro stets in einer Plastiktüte dabei, sie liebt das Malen, Meditieren – und natürlich ihren geliebten Garten. Er mag das Landleben nicht, sie lehnt die Großstadt ab. Er bestreitet die Existenz von Computern, sie nimmt neuerdings Nachhilfe in Sachen Internet.
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Den Humor teilen die beiden mehr als das Bett
Trotzdem erkennen der Herr Rademann und die Kubi, dass es auch ganz schön sein kann, einen Partner an seiner Seite zu haben. Zumindest hin und wieder, mehr gedanklich als körperlich. Als „reduzierte Lebensgefährtin“, bezeichnet Rademann, berüchtigt für seine Berliner Schnauze, seine Liebste gern. „Bei der Kubi am Bodensee halte ich es vier Tage aus, maximal fünf, wenn schönes Wetter ist.“
Doch wenn er mal da ist, kommt auch sie ihm entgegen. Zwingt ihm nicht ihre gesunde, eher vegetarische Lebensform auf, sondern brät ihm dann gern ein großes Stück Fleisch.
„Sie schwingt ja immer die vegetarische Keule“, erzählt Wolfgang Rademann auf einer Gala in München. „Aber einmal hat die Kubi beim ,Alten Fritz’, da hatte sie schon Rotwein in der Tüte, Würstchen gegessen. So ganz konsequent ist mein Ruthchen nicht, aber das ist ja gerade das Schöne an ihr.“
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Die Gäste lachen, Kubi auch. Den Humor, gerne frech und direkt, teilen die beiden mehr als das Bett. Wie geht Ruth Maria Kubitschek jetzt mit der Trauer um ihren Lebensmenschen um?
„Es ist nicht vorbei“, sagt sie am Telefon. Anders als Wolfgang Rademann, der zu Lebzeiten sagt: „Mit dem Tod ist Feierabend.“
Beerdigt wird der Fernsehmacher in Berlin. „Über Details haben wir nie gesprochen“, meint die Kubi abschließend.
Das Thema Beerdigung ist weit weg. Bis zum Schluss. Als sie ihn bei ihrem letzten Besuch in der Seniorenresidenz verlässt, arbeitet er gut gelaunt an einem neuen Drehbuch.
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