Guttenberg setzte „verschleiernde Fußnoten“
In der Plagiatsaffäre um den ehemaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) werden immer neue Details bekannt.
Bayreuth - Nach Informationen des Magazins „Focus“ begründet die Universität Bayreuth den Vorwurf der vorsätzlichen Täuschung mit „verschleiernden Fußnoten“, die dieser in seiner Doktorarbeit gesetzt hatte. So habe Guttenberg etwa in Fußnote 564 geschrieben: „Die folgenden Thesen stützen sich auf einen Vortrag des Verfassers am 17.11.2005 in Washington.“
Eine dazu in Auftrag gegebene Ausarbeitung der wissenschaftlichen Dienste des Bundestages habe „wesentliche Impulse“ gegeben. Tatsächlich aber habe der CSU-Politiker die 21-seitige Arbeit weitgehend, mit nur marginalen Änderungen übernommen. Die Universität Bayreuth hat dem CSU-Politiker den Doktortitel bereits aberkannt.
Ein Mitglied der Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität, die Guttenberg am Freitag absichtliche Täuschung bei seiner Doktorarbeit bescheinigt hatte, zitierte das Magazin in seinem am Samstag veröffentlichten Vorabbericht mit den Worten: „Jedem Irrtum, jeder Erklärung ist hier der Weg versperrt.“
In einer weiteren Fußnote habe Guttenberg gar auf einen Vortrag in England verwiesen, den er gar nicht gehalten hätte. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins wertet die Universitätskommission zudem den großen Umfang der Plagiate als Beleg für den Plagiatsvorwurf.
Etwa 50 Seiten aus 6 Bundestagsgutachten hatte Guttenberg Seite für Seite, nur „gelegentlich paraphrasiert“ übernommen. Als Konsequenz empfiehlt die Kommission laut „Focus“, Dissertationen nur noch digitalisiert anzunehmen und die Betreuung bei externen Promotionen zu intensivieren.
Die Qualifikationsnote solle auf 7,5 angehoben werden. Guttenberg war mit einem schwachen „befriedigend“ (6,8) zur Promotion zugelassen worden. Am Mittwoch (11. Mai) will die Kommission die Öffentlichkeit über ihre Arbeit unterrichten. Dann soll auch der vollständige Bericht zu Guttenbergs Doktorarbeit im Internet veröffentlicht werden. (uni-bayreuth.de)