Gabriele Blachnik im AZ-Interview: "Servus Sexiness"
Die Münchner Mode-Designerin Gabriele Blachnik stellt ihre neue Kollektion vor. In der AZ verrät sie vorab, warum Leggins und Dekolletee verschwinden – und warum sie die Wiesn nicht mehr mag.
Der Sommer ist ab sofort offiziell vorbei – zumindest modisch. Denn am heutigen Dienstag zeigt die Münchner Mode-Designerin Gabriele Blachnik ihre neue Herbst-/Winter-Kollektion im Kesselhaus.
Bevor der Wintermantel den Bikini ablöst und der Laufsteg zum Trend-Barometer wird, sprach die AZ mit der Promi-Anzieherin. Über was? Klar: die liebste Beschäftigung aller Frauen – Mode.
AZ: Frau Blachnik, dürfen wir Frauen endlich wieder richtig schlemmen?
GABRIELE BLACHNIK: Wieso?
Weil die knallenge Mode jetzt doch hoffentlich langsam verschwindet?
Bei mir durfte es schon immer weiblich sein. Aber es stimmt: Röhrenjeans oder Leggins, die ich persönlich an erwachsenen Frauen eh nie mochte, verabschieden sich. Frauen dürfen natürlich Kurven haben – auch wenn es hochgeschlossener wird und sich das Dekolletee verabschiedet.
Servus Sexiness?
Ja. Die Mode wird klarer, statischer. Es wird alles ruhiger und weniger körperbetont. Alles reduziert sich. Knallige Farben sind out, Brombeer-, Grün- und Blau-Töne kommen zurück. Und Schwarz und Grau natürlich. Das überzogene Durcheinander fällt weg.
Klingt ja ziemlich brav?
Einschlafen soll niemand. Aber ich finde, der Wandel tut gut. Mir kommt das auch persönlich entgegen.
Warum? Welche Trends fanden Sie zuletzt besonders schlimm?
Leggins und dazu dies Hängerchen – schrecklich. Junge Mädels können das tragen, alle anderen nicht. Ich habe da wohl einen anderen Blickwinkel, weil ich gerade die Leggins-Phase schon mal erlebt habe. Es ist ähnlich wie jetzt mit den Schulterpolstern. Ich übertreibe sie nicht, verstehe aber, wenn das gerade die Jungen lustig finden. Sie sind modisch nicht vorbelastet.
Ihr letzter Fehlkauf?
Ich kann mich nicht erinnern.
Sind Sie etwa keine Frust-Shopperin?
Ich bin eher Frust-Esserin. Wobei ich nicht aus Frust esse, sondern mehr esse, wenn ich mehr Kraft brauche.
Macht Ihnen die Krise Angst?
Die Escada-Pleite macht mich schon traurig. Ich habe zum Glück keine Krise. Meine Kundinnen sind auch betroffen, aber nicht so sehr. Es werden trotzdem noch Pelze und edle Kleider gekauft. Die Leute wollen leise Sachen, Qualität . . .
. . . und spätestens in 18 Tagen das schönste Dirndl.
Oh nein.
Oh nein?
Die Wiesn ist nix für mich.
Warum?
Früher war es gemütlich, heute ist es jenseits von Gut und Böse. Es ist bayerischer Fasching. Remmidemmi ohne Ende. Ich mag die zwanghafte Fröhlichkeit nicht. Ich bin lieber freiwillig fröhlich.
Interview: Kimberly Hoppe
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