Fünf Schauspieler und ihre Erfahrungen mit der Stasi
Glich man sich als Schauspieler in der DDR an, konnte man zu einem der ganz großen werden. Setzte man jedoch seinen eigenen Kopf durch, konnte alles mit politischer Verfolgung und Auftrittsverbot enden. Erfahrungen mit der Stasi waren oft negativ.
Berlin - Schauspieler in der DDR konnten auf Staatskosten gut leben, schließlich erhielten sie für ihre kulturellen Darbietungen ein gesichertes Einkommen von der Regierung - solange man sich innerhalb der Grenzen bewegte. Gern gesehen war alles, was dem Regime huldigte, es beschönigte und in seiner vollen Pracht darstellte.
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Hatte man Kritik an der Führungsweise des Staates zu üben, konnte es sein, dass man vom einem Tag auf den anderen arbeitslos war, oft sogar wegen Verbreitung "antikommunistischen" Gedankengutes politisch verfolgt wurde. So saß Schauspieler Uwe Kockisch (69) mehr als ein halbes Jahr lang wegen "versuchter Republikflucht" im Gefängnis, wie er der "Bild"-Zeitung in einem Interview schildert.
Der 69-Jährige spielt in der ARD-Serie "Weissensee" den Generalmajor des Ministeriums für Staatssicherheit, Hans Kupfer, und musste sich wohl enger mit dem Thema DDR und Staatsüberwachung auseinandersetzen, wie manch anderer. Nach der Wende Anfang der 1990er habe er seine Stasi-Akte anfordern müssen, da er "sonst auch in der Bundesrepublik als Vorbestraft gegolten" hätte.
Die Zeit hinter Gittern habe ihn dennoch um zehn Jahre weitergebacht. "Die Dinge, die ich damals erlebt habe, von denen zehre ich heute noch. Ich kann als Schauspieler besser nachvollziehen, warum bestimmte Personen bestimmte Dinge tun. Ich versuche, mich ohne Bitterstoffe zu erinnern. Ich lebe in der Gegenwart", sagt er.
Wie Kockisch mussten auch eine ganze Reihe weiterer Schauspieler vor den Folgen der Stasi-Bespitzelung bangen. Wie raffiniert die Methoden bei der Überwachung dabei waren, hob beispielsweise Manfred Krug (76) einmal in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" hervor. "Geahnt hatte man es vielleicht, als Künstler bespitzelt zu werden, aber von wem, wann, wo und mit welchen Methoden, das wusste man nicht." Er habe Einblick in "sieben dicke Aktenkoffer erhalten".
Krug hatte 1976 Teilauftrittsverbot in der DDR bekommen, nachdem er sich am Protest gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann beteiligt hatte, schon 1966 war sein Film "Spur der Steine" verboten worden, da er zu regimekritisch war. Im April 1977 stellte er einen Ausreiseantrag, Ende Juni desselben Jahres durfte er Ost-Berlin verlassen.
Das Auftrittsverbot, das für die Verbreitung regimewidriger Inhalte oft verhängt wurde, trieb damals viele Schauspieler, Regisseure und Schriftsteller zum Äußersten. Sie ließen sich als sogenannte "IM" anwerben, inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit, die teilweise Kollegen und Freunde verrieten. Viele wählten auch den Freitod.
Das Thema kulturelle Verfolgung in der DDR wurde aufgrund der Dramatik zum Gegenstand vieler Spielfilme gemacht. Einer der bekanntesten ist "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck, mit dem 2007 verstorbenen Oscar-Preisträger Ulrich Mühe in einer Hauptrolle.
Auch Mühe war zur damaligen Zeit unwissentlich stark in DDR-Geschäfte verstrickt. Wie 2001 durch Aktenauszüge bekannt wurde, hatte seine zweite Ehefrau, Jenny Gröllmann, zwischen 1979 und 1989 als IM für die Stasi gearbeitet.
Mühe hatte nach der Wiedervereinigung Akteneinsicht angefordert, "weil mich dieser Staat nicht noch im Nachhinein gefangen halten sollte. Ich wollte nicht in die Situation kommen, etwas nachzutrauern, was im Grunde ganz furchtbar war", sagte er 2006 in einem Gespräch mit "Planet Interview". Er fügt an: "Ich wollte die Gelegenheit nutzen, mich von der ersten Hälfte meines Lebens zu verabschieden. Ich möchte sie nicht missen, sie gehört zu meiner Biografie".
Teil der Biografie ist die DDR auch von Katrin Sass (56), die ebenfalls an der Seite von Uwe Kockisch in "Weissensee" agiert. Sie spielt die freischaffende Künstlerin Dunja Hausmann, selbst habe sie damals aber nie so frei walten können, auch wenn sie das gerne gewollt hätte. Als sie 1982 auf der Berlinale in West-Berlin für ihre Rolle in "Bürgschaft für ein Jahr" den Silbernen Bären erhielt, wurde ihr Erfolg in ihrer Heimat verschwiegen.
Im Gegenteil, man wollte ihren Triumph klein halten, sie hatte mehrmals angegeben danach zwei Jahre lang keine Rolle mehr bekommen zu haben. Zudem habe sie ihren Namen damals von Sass in Saß ändern lassen müssen, da Autoritäten damit die Nazi-Kürzel "SA" und "SS" in Verbindung gebracht hätten. Sie beschuldigte zudem Freunde und Kollegen der Spionage. Im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung fasste sie zusammen: "Ich wollte nur raus aus der DDR."
Nur raus wollte Götz Schubert (50) zwar nicht, aber auch er erinnert sich an seine Zeit in der DDR. "Ich bin sehr behütet und beschützt aufgewachsen. Aber natürlich auch mit dem Wissen, dass man draußen anders redet als zu Hause", sagte er der Nachrichtenagentur spot on news im Oktober 2012.
Auch mit der Stasi musste er Bekanntschaft machen. "Ich wurde angesprochen, ob ich irgendwelche Dienste machen will und da hab ich einfach gesagt: 'Nein, das mache ich nicht, ich bespitzele niemanden'", betont der heute 50-Jährige. Passiert sei nichts, wahrscheinlich, weil das "auch eine andere Zeit" war, "die Stasi saß nicht mehr so fest im Sattel. Die hatten andere Probleme".
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