Zwischenzeugnis für die GroKo

Die AZ stellt Kanzlerin Angela Merkel und ihren 15 schwarz-roten Minister ein Zwischenzeugnis aus
Anja Timmermann |
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Kanzlerin Angela Merkel (CDU): Klassensprecherin Angela zeigt konstante Leistungen: Sie ist nicht besser und nicht schlechter wie jedes Jahr. Sie ist leistungsbereit und talentiert, neigt aber bei Eigeninitiative und Wortmeldungen zur Zurückhaltung. Beliebtheit: 71 Prozent (Deutschlandtrend).
16 Kanzlerin Angela Merkel (CDU): Klassensprecherin Angela zeigt konstante Leistungen: Sie ist nicht besser und nicht schlechter wie jedes Jahr. Sie ist leistungsbereit und talentiert, neigt aber bei Eigeninitiative und Wortmeldungen zur Zurückhaltung. Beliebtheit: 71 Prozent (Deutschlandtrend).
Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD): Sein Start war richtig gut: Dass der SPD-Chef es geschafft, seine widerstrebende Partei überhaupt in das Bündnis zu führen, hat ihm viel Anerkennung verschafft. Er schafft es bisher auch gut, sein früher etwas erratisches Temperament zu zügeln. In den Mühen der Ebene tut er sich jetzt noch etwas schwer: Seine Strompreisbremse kommt kaum voran. Die Bürger finden ihn zu 44 Prozent gut.
16 Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD): Sein Start war richtig gut: Dass der SPD-Chef es geschafft, seine widerstrebende Partei überhaupt in das Bündnis zu führen, hat ihm viel Anerkennung verschafft. Er schafft es bisher auch gut, sein früher etwas erratisches Temperament zu zügeln. In den Mühen der Ebene tut er sich jetzt noch etwas schwer: Seine Strompreisbremse kommt kaum voran. Die Bürger finden ihn zu 44 Prozent gut.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD): Eigentlich ist er seinem Kameraden Sigmar (Parteichef und Vizekanzler) an Macht unterlegen – doch bei den Bürgern ist keiner so beliebt wie Frank-Walter (74 Prozent). Er glänzt als Außenminister – das ist im Kontrast zum Vorgänger noch einfach, aber auch gerade in der unvermuteten Krise um die Krim schlägt er sich tapfer und mit großem Einsatz. Da hat jemand seine Paraderolle nach einigen weniger passenden Posten endlich wieder zurück.
16 Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD): Eigentlich ist er seinem Kameraden Sigmar (Parteichef und Vizekanzler) an Macht unterlegen – doch bei den Bürgern ist keiner so beliebt wie Frank-Walter (74 Prozent). Er glänzt als Außenminister – das ist im Kontrast zum Vorgänger noch einfach, aber auch gerade in der unvermuteten Krise um die Krim schlägt er sich tapfer und mit großem Einsatz. Da hat jemand seine Paraderolle nach einigen weniger passenden Posten endlich wieder zurück.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU): Die Verteidigungsministerin – hier mit Ziegenmilcheis gestern bei der Truppe in der Türkei – ist eins der Schwergewichte unter den schwarzen Ministern (Beliebtheit 47 Prozent). In ihrem neuen Aufgabengebiet tritt sie selbstbewusst und zackig auf: Führungsriege gefeuert, Familienfreundlichkeit verordnet. Ursula ist sehr ehrgeizig – und hat sich diesmal auch deswegen für besonders herausfordernde Aufgaben entschieden.
16 Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU): Die Verteidigungsministerin – hier mit Ziegenmilcheis gestern bei der Truppe in der Türkei – ist eins der Schwergewichte unter den schwarzen Ministern (Beliebtheit 47 Prozent). In ihrem neuen Aufgabengebiet tritt sie selbstbewusst und zackig auf: Führungsriege gefeuert, Familienfreundlichkeit verordnet. Ursula ist sehr ehrgeizig – und hat sich diesmal auch deswegen für besonders herausfordernde Aufgaben entschieden.
Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD): Bei der Frau mit dem 143-Milliarden-Budget liegen die aktuell inhaltlich wichtigsten Brocken: Rente und Mindestlohn. Sie arbeitet sehr schnell, effizient und ausgesprochen durchsetzungsfreudig – die zwei ehrgeizigen Projekte sind bereits auf den Weg gebracht. Manchmal hat sie ihren eigenen Kopf: Im Konflikt um die Details (ungewollte Frühverrentung), wird man sehen, wie weit sie ihn gegen die Chefin durchsetzen kann. Beliebtheit: 35 Prozent.
16 Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD): Bei der Frau mit dem 143-Milliarden-Budget liegen die aktuell inhaltlich wichtigsten Brocken: Rente und Mindestlohn. Sie arbeitet sehr schnell, effizient und ausgesprochen durchsetzungsfreudig – die zwei ehrgeizigen Projekte sind bereits auf den Weg gebracht. Manchmal hat sie ihren eigenen Kopf: Im Konflikt um die Details (ungewollte Frühverrentung), wird man sehen, wie weit sie ihn gegen die Chefin durchsetzen kann. Beliebtheit: 35 Prozent.
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): Der Finanzminister ist unbestritten der Gandalf des Kabinetts (Sie wissen schon, der weise alte Zauberer aus „Herr der Ringe“) und bekommt 68 Prozent Zustimmung: Er ist bereits das 15. Jahr Minister. Seine Zeiten als Heißsporn mit Ambitionen sind vorbei – das gibt ihm Gelassenheit, an Selbstbewusstsein fehlt es ihm ohnehin nicht. Unbeirrbar hält er soweit möglich das Geld zusammen – daheim und in der Eurozone.
16 Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): Der Finanzminister ist unbestritten der Gandalf des Kabinetts (Sie wissen schon, der weise alte Zauberer aus „Herr der Ringe“) und bekommt 68 Prozent Zustimmung: Er ist bereits das 15. Jahr Minister. Seine Zeiten als Heißsporn mit Ambitionen sind vorbei – das gibt ihm Gelassenheit, an Selbstbewusstsein fehlt es ihm ohnehin nicht. Unbeirrbar hält er soweit möglich das Geld zusammen – daheim und in der Eurozone.
Innenminister Thomas de Maiziere (CDU): Auch der CDU-Mann im Innenminister ist wie sein SPD-Kollege im Außenministerium in eine Rolle zurückgekehrt, die er früher mal hatte – aber weniger gern als dieser. Er erledigt seine Aufgaben verlässlich und solide; im Verbund ist er eher still und drängelt sich nicht gern vor. Momentan ist er ohnehin noch damit beschäftigt, die Scherben seines Vorgängers Friedrich zusammenzukehren: etwa bei der Islam-Konferenz oder im Verhältnis zum Justizministerium. Beliebtheit: 45 Prozent.
16 Innenminister Thomas de Maiziere (CDU): Auch der CDU-Mann im Innenminister ist wie sein SPD-Kollege im Außenministerium in eine Rolle zurückgekehrt, die er früher mal hatte – aber weniger gern als dieser. Er erledigt seine Aufgaben verlässlich und solide; im Verbund ist er eher still und drängelt sich nicht gern vor. Momentan ist er ohnehin noch damit beschäftigt, die Scherben seines Vorgängers Friedrich zusammenzukehren: etwa bei der Islam-Konferenz oder im Verhältnis zum Justizministerium. Beliebtheit: 45 Prozent.
Justizminister Heiko Maas (SPD): Der 47-jährige SPD-Mann aus dem Saarland gehört zu den aufstrebewilligen Neuzugängen: Mit großem Eifer hat er sich auf seine neuen Aufgaben gestürzt – und sich neben der Justiz noch zusätzliche Herausforderungen (Verbraucherschutz) gesucht. Schon liegen zwei kabinettsfertige Projekte (Mietpreis, Quote) vor. Die Zustimmung der Bürger ist noch verhalten (28 Prozent).
16 Justizminister Heiko Maas (SPD): Der 47-jährige SPD-Mann aus dem Saarland gehört zu den aufstrebewilligen Neuzugängen: Mit großem Eifer hat er sich auf seine neuen Aufgaben gestürzt – und sich neben der Justiz noch zusätzliche Herausforderungen (Verbraucherschutz) gesucht. Schon liegen zwei kabinettsfertige Projekte (Mietpreis, Quote) vor. Die Zustimmung der Bürger ist noch verhalten (28 Prozent).
Gesundheitsminister Herrmann Gröhe (CDU): Der CDU-Mann hatte einen soliden Start – er scheint mit seiner neuen Aufgabe als Gesundheitsminister besser zurechtzukommen als mit der davor als Parteigeneral. Im stark verminten Gebiet der Gesundheitspolitik agiert er unaufgeregt und kompromissorientiert – und konnte so als erster schwarzer Minister ein fertige Arbeit vorlegen. Seine Beliebtheit ist bisher nicht abgefragt worden (da nicht unter den Top Ten), wie bei allen folgenden Rängen.
16 Gesundheitsminister Herrmann Gröhe (CDU): Der CDU-Mann hatte einen soliden Start – er scheint mit seiner neuen Aufgabe als Gesundheitsminister besser zurechtzukommen als mit der davor als Parteigeneral. Im stark verminten Gebiet der Gesundheitspolitik agiert er unaufgeregt und kompromissorientiert – und konnte so als erster schwarzer Minister ein fertige Arbeit vorlegen. Seine Beliebtheit ist bisher nicht abgefragt worden (da nicht unter den Top Ten), wie bei allen folgenden Rängen.
Familienministerin Manuela Schwesig (SPD): Die 39-jährige SPD-Frau ist das Küken der Runde. Sie sucht noch ihren Platz: Mit ihrem ersten Vorstoß für eine – staatlich geförderte – Elternteilzeit hat sie sich eine blutige Nase geholt. Jetzt hat sie einen zweiten Vorstoß gestartet: mit dem Elterngeld Plus, das Teilzeit besonders honoriert. Und diesmal wird es wohl klappen. Sie lernt aus Fehlern. Wenn sie sich warmläuft, kann mehr drin sein.
16 Familienministerin Manuela Schwesig (SPD): Die 39-jährige SPD-Frau ist das Küken der Runde. Sie sucht noch ihren Platz: Mit ihrem ersten Vorstoß für eine – staatlich geförderte – Elternteilzeit hat sie sich eine blutige Nase geholt. Jetzt hat sie einen zweiten Vorstoß gestartet: mit dem Elterngeld Plus, das Teilzeit besonders honoriert. Und diesmal wird es wohl klappen. Sie lernt aus Fehlern. Wenn sie sich warmläuft, kann mehr drin sein.
Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD): Die 61-Jährige kam vor allem als Vertreterin der SPD-NRW in die Runde der Minister. Die frühere Schatzmeisterin ihrer Partei, die sich zum Amtsantritt noch unaufgeregt als Lesbe outete, wird aber oft unterschätzt. Mit ihrer zuhörenden, sachfragen-orientierten Art hat sie im Ministerium bereits Punkte gesammelt. Ihre Außenwirkung und ihr Tatendrang sind allerdings noch überschaubar.
16 Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD): Die 61-Jährige kam vor allem als Vertreterin der SPD-NRW in die Runde der Minister. Die frühere Schatzmeisterin ihrer Partei, die sich zum Amtsantritt noch unaufgeregt als Lesbe outete, wird aber oft unterschätzt. Mit ihrer zuhörenden, sachfragen-orientierten Art hat sie im Ministerium bereits Punkte gesammelt. Ihre Außenwirkung und ihr Tatendrang sind allerdings noch überschaubar.
Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU): Mit seinen Begabungen, unter anderem seiner großen Volksnähe und seinem hohen Unterhaltungswert, konnte er in seinem alten Job als Umweltminister punkten. Im neuen Posten als Kanzleramtsminister, also als Chef im Maschinenraum, muss er andere Stärken beweisen.
16 Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU): Mit seinen Begabungen, unter anderem seiner großen Volksnähe und seinem hohen Unterhaltungswert, konnte er in seinem alten Job als Umweltminister punkten. Im neuen Posten als Kanzleramtsminister, also als Chef im Maschinenraum, muss er andere Stärken beweisen.
Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU): Der 43-Jährige ist zwar der wichtigste unter den CSU-Ministern, aber insgesamt reicht es mangels Masse trotzdem nur für einen hinteren Rang. Er sagt eher selten was (die Lkw-Maut war eh unstrittig), erst recht nicht, wie der Quadrat-Kreis einer Pkw-Maut aussehen könnte.
16 Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU): Der 43-Jährige ist zwar der wichtigste unter den CSU-Ministern, aber insgesamt reicht es mangels Masse trotzdem nur für einen hinteren Rang. Er sagt eher selten was (die Lkw-Maut war eh unstrittig), erst recht nicht, wie der Quadrat-Kreis einer Pkw-Maut aussehen könnte.
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU): Die CDU-Frau, die als Ersatz für Annette Schavan Bildungsministerin wurde, gilt als qualifiziert. Zu sagen hat sie freilich fast nichts: weil sich die Ländern nicht dreinreden lassen und weil sich die GroKo noch nicht über die wenigen verfügbaren Bundesmittel geeinigt hat.
16 Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU): Die CDU-Frau, die als Ersatz für Annette Schavan Bildungsministerin wurde, gilt als qualifiziert. Zu sagen hat sie freilich fast nichts: weil sich die Ländern nicht dreinreden lassen und weil sich die GroKo noch nicht über die wenigen verfügbaren Bundesmittel geeinigt hat.
Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU): Bisher ist der CSU-Mann vor allem damit beschäftigt, deutlich zu machen, wer er nicht ist: weder der gleichnamige Fußballer noch sein umtriebiger Vorgänger Dirk Niebel. Für was er selbst steht, ist noch einigermaßen im Dunkeln. Klimaschutz sei etwas Wichtiges, sagt er. Ach.
16 Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU): Bisher ist der CSU-Mann vor allem damit beschäftigt, deutlich zu machen, wer er nicht ist: weder der gleichnamige Fußballer noch sein umtriebiger Vorgänger Dirk Niebel. Für was er selbst steht, ist noch einigermaßen im Dunkeln. Klimaschutz sei etwas Wichtiges, sagt er. Ach.
Agrarminister Christian Schmidt (CSU): Er ist ein bisschen spät gekommen für eine Bewertung: Der CSU-Mann ist erst vor 35 Tagen in die Kabinettsrunde gerutscht. Was den Wehrexperten als Agrarminister qualifiziert („Schwerter zu Pflugscharen“, AZ berichtete), ist bisher noch nicht ersichtlich; die CSU brauchte halt einen Franken. Seine Beliebheit lässt sich schwer messen – kaum einer kennt ihn. Womöglich, um diesen Punkt zu ändern, hat er sich hier mit einem putzigen Welpen fotografieren lassen.
16 Agrarminister Christian Schmidt (CSU): Er ist ein bisschen spät gekommen für eine Bewertung: Der CSU-Mann ist erst vor 35 Tagen in die Kabinettsrunde gerutscht. Was den Wehrexperten als Agrarminister qualifiziert („Schwerter zu Pflugscharen“, AZ berichtete), ist bisher noch nicht ersichtlich; die CSU brauchte halt einen Franken. Seine Beliebheit lässt sich schwer messen – kaum einer kennt ihn. Womöglich, um diesen Punkt zu ändern, hat er sich hier mit einem putzigen Welpen fotografieren lassen.

Die AZ stellt Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren 15 schwarz-roten Minister ein Zwischenzeugnis aus.

Es kommt einem schon viel länger vor, weil sich das Vorspiel so hingezogen hat: Aber die schwarz-rote Regierung ist tatsächlich heute erst genau 100 Tage im Amt. Am 17. Dezember 2013 sind Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Minister vereidigt worden. Zum Auftakt haben vor allem die SPD-Leute Gas gegeben mit Rente, Mindestlohn und Mietpreisbremse, während die Union mehr schweigt und genießt. Der erste Stresstest – der Fall Edathy – hat tiefe Kratzer in der Atmosphäre hinterlassen, scheint aber soweit überstanden zu sein.

Wir haben uns zum 100-Tage-Jubiläum die 15 Minister und ihre Chefin angeschaut und aus unserer Sicht ein erstes Zwischenzeugnis erstellt: Wer schlägt sich wie? Lesen Sie unsere Rangliste - nach wahrgenommener Wichtigkeit der Rolle.

 

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