Zum Gruseln
Die AZ-Landtagskorrespondentin über die CSU-Klausur in Kreuth
Ein Schnorrer darf im ehrwürdigen Schloss Bellevue bleiben – und ein Hochstapler ins Spitzenteam der CSU zurückkehren. Das ist die Botschaft aus Kreuth. Schöne Aussichten für 2012! Moral und Charakter spielen keine Rolle mehr. Für die christlichen Parteien geht’s nur um den blanken Machterhalt. Wulff bleibt, weil Schwarz-Gelb aus eigener Kraft keinen Nachfolger mehr ins höchste Amt der Republik schicken kann.
Das kommt der SPD gerade recht. Auch sie hat kein allzu großes Interesse am Sturz des Bundespräsidenten. Ein geschwächtes Duo Wulff/Merkel erleichtert ihr den Sturm aufs Kanzleramt. In Bayern muss Horst Seehofer ein letztes Aufgebot sammeln, um die wankende CSU vor dem Fall zu retten. Ein Prozent hin oder her kann 2013 im Freistaat den Ausschlag geben. Dafür wird sogar der erzkonservative Peter Gauweiler aus der Versenkung geholt und der Abschreibe-Baron turbo-begnadigt. Den will zwar die Mehrheit der Bayern nicht mehr. Aber immerhin zehn Prozent würden sogar eine Guttenberg-Partei in den Landtag wählen.
Dabei muss die CSU auch noch dankbar sein, dass Wulff und Guttenberg ihre Klausur überschatteten. Denn ansonsten herrschte dort politische Leere.