Kommentar

"You're fired": Welche Lehren Europa aus dem Trump-Eklat ziehen muss

Der Eklat im Weißen Haus erinnert an Trumps TV-Karriere - und muss Mahnung an Europäer und Deutsche sein, ein neue Rolle zu spielen, meint die AZ-Politik-Vize.
von  Martina Scheffler
Der Moment, wo alles aus dem Ruder läuft: US-Vizepräsident JD Vance (r.) spricht mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (l.) im Beisein von US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses - und ermahnt ihn, mehr Respekt zu zeigen.
Der Moment, wo alles aus dem Ruder läuft: US-Vizepräsident JD Vance (r.) spricht mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (l.) im Beisein von US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses - und ermahnt ihn, mehr Respekt zu zeigen. © Mystyslav Chernov/AP/dpa

In Nordfriesland gibt es das Sprichwort "Lewwer duad üs Slaaw" - lieber tot als Sklave. Das ist ein Freiheitsbegriff, der manchem Ukrainer, gerade denen, die unter russischer Besatzung leben müssen, näher sein dürfte als das, was Donald Trump sehen will.

Der Präsident des Landes, das sich mal das "der Freien" nannte, mag lieber noch als Menschen, die ergeben zu ihm aufsehen, solche Menschen wie seinen Vize J.D. Vance. Menschen, die einst erbitterte Gegner waren, die er aber brechen konnte und die nun winselnd um seine Gnade bitte. So ein Mann ist Wolodymyr Selenskyj nicht. Das weiß Trump, deswegen hat er ihn vor laufenden Kameras provoziert. "You're fired", hieß das im übertragenen Sinne von Trumps Fernsehwelt.

Und hier ist es vorbei: Ein Fahrzeug mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an Bord verlässt nach einem Treffen mit US-Präsident Trump das Weiße Haus.
Und hier ist es vorbei: Ein Fahrzeug mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an Bord verlässt nach einem Treffen mit US-Präsident Trump das Weiße Haus. © Jose Luis Magana/AP/dpa

Das Machtvakuum in Berlin ist ein schwer erträglicher Zustand

Was sollen Selenskyj, was soll Europa nun tun? Keinesfalls winseln, denn auch in der Hinsicht sind Russlands Präsident Wladimir Putin und Trump aus demselben Holz geschnitzt: Sie respektieren Stärke, die Stand hält. Dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Großbritanniens Premier Keir Starmer die Initiative ergreifen für einen Friedensplan, ist löblich. Besser etwas tun als gar nichts.

Doch es bleiben Fragen. Wenn Trump die Ukraine fallen lässt, warum sollte Putin sich noch mit Friedensplänen europäischer Staaten herumschlagen? Und: Wo ist Deutschland bei der Initiative von Macron und Starmer? Das Machtvakuum in Berlin ist ein schwer erträglicher Zustand.

Der Empfang ist freundlicher als bei Trump: Der britische Premierminister Keir Starmer (l.) begrüßt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Downing Street.
Der Empfang ist freundlicher als bei Trump: Der britische Premierminister Keir Starmer (l.) begrüßt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Downing Street. © Kin Cheung/AP/dpa

Wer bei Union und SPD jetzt noch bei den Koalitionsverhandlungen auf ein langwieriges und alle Befindlichkeiten berücksichtigendes Klein-Klein setzt, hat den Schuss nicht gehört.

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