Würzburger Burschenschaft im Visier des Verfassungsschutzes – AfD-Politiker ist Mitglied
München - Seit Kurzem wird die Aktivitas (aktive Mitgliedschaft) der Burschenschaft "Teutonia Prag zu Würzburg" wegen extremistischer Bestrebungen vom Verfassungsschutz beobachtet. Eine entsprechende Anfrage bestätigte das Landesamt für Verfassungsschutz (BayLfV) der AZ.
Es lägen "gewichtige tatsächliche Anhaltspunkte" dafür vor, dass die Burschenschaft einen Zusammenschluss darstelle, von dem "Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung" ausgehen, so das BayLfV. Der Burschenschaft gehört auch der zeitweise mit Haftbefehl gesuchte bayerische AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Halemba (22) an.
Burschenschaft von AfD-Politiker Daniel Halemba: Razzia im Haus der Teutonia in Würzburg
Im Haus der "Teutonia" in Würzburg hatte es eine Razzia gegeben. Die Ergebnisse der Durchsuchung lieferten offenbar den Anlass, diese Burschenschaft sowie drei weitere in Bayern künftig als Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes zu behandeln. Laut BayLfV gibt es für die Annahme verfassungsfeindlicher Aktivitäten gewichtige Gründe.
In dem Haus der "Teutonia" sei rechtsextremistische Musik abgespielt worden, listet das Landesamt die Verdachtsmomente auf. Unter anderem sei das indizierte Lied "Wacht an der Spree" der rechtsextremistischen Band "Landser" erklungen. Die Aktivitas der Burschenschaft habe außerdem die Räumlichkeiten dazu genutzt, Propagandamaterial der rechtsextremistischen "Identitären Bewegung" zu lagern, wodurch sie diese in der von ihr verfolgten verfassungsfeindlichen Bestrebung "nachdrücklich unterstützt" habe.
Mehrere NS-Devotionalien und ausländerfeindliche Aufkleber wurden gefunden
Die rechtsextremistische Ausrichtung der Gruppierung zeigt sich laut BayLfV außerdem anhand zahlreicher in den Gemeinschaftsräumen der Burschenschaft angebrachten Aufkleber mit Bezug zu rechtsextremistischen Gruppierungen wie der Partei "III. Weg" oder der "Identitären Bewegung". Darüber hinaus wurden mehrere NS-Devotionalien sowie in den Gemeinschaftsräumen Ausländer verachtende Aufkleber gefunden – Inhalt: "Die Aufhebung oder Außerkraftsetzung der Menschenwürde von Personen mit Migrationshintergrund und des Rechtsstaatsprinzips".
Bei zwei Veranstaltungen der Aktivitas der Burschenschaft "Teutonia Prag zu Würzburg" sei außerdem ein Aktivist der neonazistischen Kleinstpartei "III. Weg" anwesend gewesen, teilte das Verfassungsschutzamt mit. Es bestünden zudem "starke personelle Überschneidungen" zwischen Mitgliedern der Aktivitas der Burschenschaft und der Jungen Alternative (JA). Die Jugendorganisation der AfD wird seit längerem Längerem vom Verfassungsschutz beobachtet.
Vierte Burschenschaft in Bayern, die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht
Die Würzburger "Teutonia" ist die vierte Burschenschaft in Bayern, die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht. Personelle Überschneidungen und Kontakte mit der JA und der "Identitären Bewegung" werden auch der Burschenschaft "Frankonia" in Erlangen und der "Markomannia Wien zu Deggendorf/Passau" bescheinigt.
Die "Frankonia" scheiterte mit Klagen gegen die erstmalige Aufnahme im bayerischen Verfassungsschutzbericht im Jahr 2015 an den Verwaltungsgerichten. Fast schon ein "Klassiker" im Verfassungsschutzbericht ist die Burschenschaft "Danubia" in München. Dort beobachten die Verfassungshüter unter anderem Referenten aus dem rechtsextremistischen Bereich.
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