Wirtschaftsminister Zeil: Nicht ohne meine Blumen
MÜNCHEN - Wirtschaftsminister Martin Zeil gilt in Sachen Büroeinrichtung als Purist – nun hat ihm sogar Kunstminster Heubisch angeboten, das Dienstzimmer ein wenig aufzupeppen.
Das Geheimnis seines Amtszimmers hat er noch gar nicht entdeckt. Als Bayerns FDP-Wirtschaftsminister Martin Zeil vor sechs Monaten in das Gebäude an der Wagmüllerstraße einzog, das 1937 Hitler als Luftgaukommando errichten hat lassen, setzte er sich an den Schreibtisch und legte los. Die Wirtschaftskrise ließ ihm keine freie Minute, um sich richtig einzurichten. Nur ein Bild hängte er an die Wand. Zeil: „Das hat mich schon mein ganzes Berufsleben lang begleitet.“
Sein ehemaliger Chef Hellmut Pertenhammer, der ihn einst als jungen Juristen eingestellt hatte, verehrte ihm dieses Werk: Ein Blumenstrauß – orange und blau – in einer Vase auf einem gelben Tisch. Zeil: „Das habe ich immer in meinem Büro hängen gehabt. Es gehört zu meinem Leben. Der Künstler wurde für mich zu einem großen Freund und Ratgeber.“ Dass das Hobbywerk einmal im bayerischen Wirtschaftsministerium hängen würde, daran aber hatte niemand gedacht
Die restlichen Wände sind noch kahl. Sein Parteifreund und Kunstminister Wolfgang Heubisch hat ihm schon angeboten, ein paar Bilder aus den Archiven der Museen auszuleihen. „Aber das hat Zeit, bis ich ein bisserl Zeit habe“ , erklärt der Minister.
Die Einrichtung stammt noch von seinem Vor-vor-vor- Gänger Otto Wiesheu. Der hatte auf der Handwerksmesse einen Schreinermeister aus Niederbayern entdeckt, der eine ungewöhnliches Schreibmöbel baute: Ein Teil des Ministertisches lässt sich nämlich per Knopf hydraulisch zu einem Stehpult hochfahren. Unter dem hatteWiesheu ein Fitnessgerät, einen Stepper, mit dem er während der Arbeit auf der Stelle trat. Als die AZ den neuen Wirtschaftsminister in das Schreibtischgeheimis einführte, war der baff: „Sie kennen sich ja in meinem Zimmer besser aus als ich.“ Nutzen allerdings will er das Wundermöbel nicht. Zeil: „Ich brauche das nicht.“
Wiesheus Nachfolger Erwin Huber, der zwei Jahre in dem Zimmer residierte, hat alles gelassen wie es war. Nur eine Leihgabe der Künstlerin Valeska hatte ermitgebracht. Ein fast wandgroßes knallrotes Gemälde, das die dunkle Amtsstube kräftig aufmöbelte. Nach zwei Jahren folgte ihm als Wirtschaftsministerin Emilia Müller, die sich gerne innenarchitektonisch betätigt. Sie ließ die weißen Wände beige tünchen und ganz Ton in Ton schwere Vorhänge an den Fenstern mit Blick aufs bayerische Nationalmuseum anbringen. Das gab dem Raum ministerielle Würde. An eine neue Einrichtung traute sie sich nicht. Dafür bestellte sie in ihrer einjährigen Amtszeit für den Gang vor den Büros gleich eine stylische Sitzgarnitur aus grauem Filz – allerdings nicht made in Bayern. „Die kam extra aus Frankreich“, wird im Ministerium gelästert
Dem Minister selbst ist die noch gar nicht so richtig aufgefallen. Auf seinem Schreibtisch hat er die Fotos seiner Familie. Hinter ihm sammeln sich ein Zug, ein Truck, ein Omnibus und eine gläserne Skulptur. Alles Geschenke von den jeweiligen Landesverbänden und vom Skiverband. Zeil: „Für mich ist das alles völlig okay.“
Angela Böhm
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