Wien fordert: Flüchtlinge direkt von Griechenland nach Deutschland

An der griechisch-mazedonischen Grenze stranden immer mehr Flüchtlinge. Hilfsappelle fehlen ebenso wenig wie Vorschläge, was zu tun ist. Nur es passiert nichts. Die Hoffnungen richten sich jetzt auf den EU-Türkei-Gipfel am 7. März.
dpa, az |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
An der Grenze: Ein Flüchtlingskind steckt Blumen in den Zaun bei Idomeni zwischen Griechenland und Mazedonien.
dpa An der Grenze: Ein Flüchtlingskind steckt Blumen in den Zaun bei Idomeni zwischen Griechenland und Mazedonien.

Wien, Berlin, Athen - Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann hat Deutschland zur direkten Übernahme von Flüchtlingen aus Griechenland oder Nachbarstaaten Syriens aufgefordert. "Es sollte eine Tagesquote festlegen - und nach dieser Flüchtlinge direkt von Griechenland, der Türkei oder Jordanien nach Deutschland bringen", sagte der Sozialdemokrat der österreichischen Zeitung "Kurier" (Mittwoch).

Faymann schlug dafür Durchreise-Zertifikate vor. "So ist die Verteilung auch vorgesehen. Österreich kann und darf nicht zur Verteilstelle werden. Damit muss Schluss sein", sagte der Kanzler. Es sei nicht länger tragbar, "dass täglich mehrere tausend Menschen durchgewunken werden, andererseits lässt uns Deutschland wissen, dass es heute nur 1000 oder 2000 oder einen ins Land lässt".

 

Merkel kritisiert Österreich

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte das "einseitige Vorgehen" Österreichs in der Flüchtlingskrise. "Wer die nationalen Grenzen schließt, bewirkt damit nichts gegen die Ursachen der Flüchtlingsbewegung. Er riskiert obendrein auf Dauer einen Schaden für unsere Wirtschaft", sagte sie der "Volksstimme" (Mittwoch). "Wir müssen dauerhafte, auch morgen noch vertretbare Lösungen finden - und vor allem Lösungen, die nicht einseitig etwas festlegen, was andere Länder dann ertragen müssen."

Amnesty International fordert gemeinsames Handeln dert EU-Länder

Angesichts der Not Tausender in Griechenland gestrandeter Flüchtlinge verlangt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ein rasches gemeinsames Handeln der EU-Länder. "Ich weiß nicht, worauf die EU-Staaten warten - wie weit soll die Situation noch eskalieren?", sagte die Generalsekretärin von Amnesty Deutschland, Selmin Caliskan, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch).

Lesen Sie hier: Tsipras setzt auf Umverteilung von Flüchtlingen

Justizminister Heiko Maas mahnt Hilfen für Griechenland an und setzt auf eine gemeinsame Lösung beim EU-Gipfel am 7. März. "Niemand versteht doch, wenn die EU erst Griechenland mit Milliarden im Euro gehalten hat und jetzt die Lösung der Flüchtlingskrise auf das Land abgewälzt wird", sagte der SPD-Politiker der "Rheinischen Post" (Mittwoch). "Die Bilder an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien sollten uns allen Ansporn sein, noch entschlossener für europäische Lösungen zu kämpfen."

 

Seehofer trifft Merkel

 

Die Flüchtlingspolitik wird an diesem Mittwoch auch die Spitzen von CDU und CSU beschäftigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer wollen sich angesichts offener Gegensätze am Mittag im Kanzleramt treffen. An der Beratung sollen auch der Fraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU), CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) teilnehmen.

Lesen Sie hier: Griechenland fürchtet 200.000 Flüchtlinge bis zum Sommer

Merkel hat vor den EU-Gipfeln im März bereits klargemacht, dass sie weiterhin europäische Lösungen zur Verringerung der Flüchtlingszahlen anstrebt. Die CSU verlangt dagegen unter anderem ein nationales Limit von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr und ein schärferes Vorgehen an der deutsch-österreichischen Grenze. Grünen-Chefin Simone Peter kritisierte die europäische Flüchtlingspolitik scharf. Die Vorgänge in Idomeni in Griechenland und Calais in Frankreich "zeugen von der zunehmenden Verrohung der europäischen Flüchtlingspolitik", sagte sie der "Rheinischen Post" (Mittwoch).

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.