Wie geht's der Bildung?

Mehr Akademiker – aber viel soziale Auslese und viele Abbrecher: Das sind die Ergebnisse des Berichts „Bildung in Deutschland 2014“
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Welchen Abschluss werden sie mal machen? Grundschüler in Deutschland.
dpa Welchen Abschluss werden sie mal machen? Grundschüler in Deutschland.

Berlin - Licht und Schatten: Am Freitag wurde der Bericht „Bildung in Deutschland 2014“ vorgestellt. Es gibt positive Trends wie etwa die wachsende Zahl von Abiturienten und frühkindlicher Bildung, aber auch Alarmzeichen wie extrem hohe Abbruchquoten und die Tatsache, dass manche gesellschaftliche Gruppen wie eh und je abgehängt sind. Die Bestandsaufnahme wird alle zwei Jahre von Wissenschaftlern für die Bildungsminister von Bund und Ländern erarbeitet. „Der Bericht ist Ansporn und Ermutigung zugleich“, so Bundesministerin Johanna Wanka (CDU).

Abbrecher. Jeder zehnte Gymnasiast scheitert schon vor der zehnten Klasse – zehn Prozent der Schüler verlassen diese Schulform in den Jahrgangsstufen 5 bis 9, weil sie wegen schlechter Noten müssen oder weil sie freiwillig aufgeben. Gleichzeitig nehmen die Schülerzahlen an anderen weiterführenden Schulen zu – und auch die Zahl der Studienberechtigten, also alle, die ihre Hochschulreife dann eben woanders als auf dem Gymnasium erworben haben. Ganz ohne jeden Schulabschluss bleiben aktuell 5,9 Prozent eines Jahrgangs. Doch auch später gibt es noch hohe Abbruch-Zahlen: 22 Prozent aller Auszubildenden im dualen System (Berufsschule/Lehre) geben vorzeitig auf: Hauptschüler doppelt so oft wie Gymnasiasten. Auf den Hochschulen brechen 28 Prozent der Bachelor-Studenten ab, aber nur knapp zehn Prozent im Master-Studium.

Kleinkinder. Hier hält der Bericht zwei auffallende Trends fest. Erstens hat mittlerweile jedes dritte Kind unter sechs einen Migrationshintergrund, in Westdeutschland sogar 40 Prozent. Zweitens sind immer mehr Kleinkinder in Kitas. Während die Zahl der auswärts betreuten Dreijährigen auf sehr hohem und die Zahl der Unter-Einjährigen auf sehr niedrigem Niveau stagniert, wächst der Anteil bei den Ein- und Zweijährigen rasant. 2006 waren 16,7 Prozent der Zweijährigen im Westen in einer Kita, heute jedes zweite Kind in diesem Alter (im Osten über 80 Prozent).

Immer mehr Akademiker. Erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik gab es 2013 mehr Studienanfänger als Auszubildende im dualen System – bisher war das Verhältnis immer umgekehrt. Der Anteil der Menschen mit Hochschulreife steigt kontinuierlich: Bei den 30- bis 35-Jährigen liegt er mit 43 Prozent doppelt so hoch wie bei den 60- bis 65-Jährigen mit 22 Prozent. Bei denjenigen, die die Hochschule abschließen, haben die Frauen die Männer überholt.

Soziale Auslese. „Nicht alle gesellschaftlichen Gruppen sind Teil dieser Dynamik“, sagt Marcus Hasselhorn, Sprecher der Autorengruppe. Will heißen: An den schlechten Chancen benachteiligter Jugendlicher hat sich so gut wie nichts geändert. Wer Eltern hat, die arm, bildungsfern oder ausländischer Herkunft sind, geht deutlich seltener aufs Gymnasium oder auf die Uni. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland da weit hinterher, in vielen anderen Industrie-Ländern sind die Bildungschancen nicht so stark vom sozialen Hintergrund abhängig wie bei uns.

Inklusion. Dem Thema, wie man Behinderte ins reguläre Schulsystem integriert, widmet der Bericht einen Schwerpunkt. Sein Ergebnis: Immer mehr Kinder mit Förderbedarf werden zusammen mit ihren Altersgenossen ohne Behinderungen unterrichtet und betreut – doch nimmt die Zahl mit steigendem Alter ab. Zwei Drittel der behinderten Kindergarten-Kinder gehen in eine normale Einrichtung, in der Grundschule 44 Prozent, ab der fünften Klasse 23 Prozent. Der Bericht warnt angesichts der steigenden Zahlen von Kindern mit Förderbedarf – vor allem Lernbehinderung – vor einem vorschnellen Abbau der Förderschulen.

 

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